Was wird aus dem Ganztagsgymnasium Osterburken?
Kosten für Sanierung des Ganztagsgymnasiums Osterburken auf 6,6 Millionen Euro geschätzt - Landrat: "In alle Richtungen denken"

Mindestens 6,6 Millionen Euro würde ersten Schätzengen zufolge die geplante energetische Sanierung des Hauptgebäudes des Ganztagsgymnasiums Osterburken kosten. Dazu kämen noch nicht bezifferbare Ausgaben für den Brandschutz. Der Kreis als Schulträger denkt angesichts der deutlich über den erwarteten Rahmen hinausgehenden Sanierungskosten nun auch an einen Ersatzbau. Foto: B. Gassenbauer
Osterburken. Angesichts von Kosten in Höhe von mindestens 6,6 Millionen Euro für die geplante energetische Sanierung des Hauptgebäudes des Ganztagsgymnasiums Osterburken (GTO) denkt der Kreis als Schulträger an einen Ersatzbau. Wie Landrat Dr. Achim Brötel in der Sitzung des Schul-, Kultur- und Partnerschaftsausschusses des Kreistags am Dienstag in Osterburken mit Blick auf die Kostenschätzung betonte, müsse man bei einem solchen Kostenrahmen "in alle Richtungen denken".
Der Schul-, Kultur- und Partnerschaftsausschuss hat einer energetischen Sanierung des Ganztagsgymnasiums, das in den 1960er Jahren als Modellschule konzipiert wurde und eine Pionierrolle in der Bildungslandschaft übernommen hat, vom Grundsatz her bereits im November 2013 zugestimmt. Experten waren daraufhin mit der Detailuntersuchung des Gebäudebestandes betraut worden.
Die Bestandsanalyse der in die Jahre gekommenen Modellschule brachte etliche bauliche Überraschungen mit sich, machte Landrat Dr. Brötel am Dienstag in der Ausschusssitzung an der Schule deutlich: "Die bisherigen bauphysikalischen und planerischen Voruntersuchungen haben zwar viele Fragen beantwortet, zugleich aber auch immer wieder neue Fragen aufgeworfen. Das heißt: wir müssen den Dingen auf den Grund gehen, bevor wir eine Entscheidung über das weitere Vorgehen treffen können."
Damit leitete der Landrat über zu der Präsentation der Ergebnisse der bisherigen Untersuchungen durch Dea Ecker und Robert Piotrowski vom Architekten-Büro Ecker (Buchen), die im April zusammen mit dem Ingenieurbüro Willhaug Gebäudetechnik (Mosbach) und dem Statikbüro Färber und Hollerbach (Walldürn) den Auftrag erhalten hatten, Sanierungsmöglichkeiten auszuloten.
Die Architekten stellten chronologisch die bisherigen Untersuchungen am Schulgebäude und die auf dieser Basis entwickelten Sanierungsvarianten vor.
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Als Idee präsentiert wurde eine abschnittsweise Sanierung der Schule, die über mehrere Jahre bei laufendem Schulbetrieb umgesetzt werden müsste und neben der Dacherneuerung unter anderem auch den kompletten Austausch der nicht belastbaren Außenwände und der Fenster beinhalten würde. Als erste Kostenschätzung nannten die Architekten dafür den Betrag von rund 6,6 Millionen Euro. Hinzu kämen Brandschutzmaßnahmen, deren Kosten sich momentan noch nicht beziffern ließen.
Landrat Brötel und Kreiskämmerer Michael Schork verwiesen darauf, dass der Betrag weit höher als bisher angenommen ist. Damit seien die im Innenraum anstehenden Sanierungen noch gar nicht abdeckt.
"Der Kopf ist deshalb rund, damit man in alle Richtungen denken kann. Wenn man über einen solchen Kostenrahmen spricht, darf es zuvor keine Denkverbote geben. Deshalb wollen wir nicht verheimlichen, dass wir angesichts der hohen Kosten auch über einen Ersatzneubau nachdenken", sagte Landrat Brötel.
Für diese Variante, die wegen des hohen Anteils an von auswärts kommenden Schülern Chancen auf eine gute Förderung durch das Land habe, spreche insbesondere der Aspekt der zukunftsfähigen Weiterentwicklung und der späteren Betriebskosten. Wenn die Sanierung zu einem Fass ohne Boden zu werden drohe, könne ein Neubau wirtschaftlicher sein.
Entsprechend eröffnete der Landrat daraufhin die Diskussion der Kreisräte. "Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Alternative einer neuen und damit auch ökologisch zeitgemäßen Schule, möglicherweise sogar zu einem Festpreis, attraktiv klingt", sagte Kreisrat Karl Heinz Neser (CDU), der zudem auf den Aspekt der Barrierefreiheit hinwies.
Uwe Stadler (Freie Wähler) betonte, dass man angesichts der Höhe der Sanierungskosten nichts überstürzen sollte. Bei aller Attraktivität eines Neubaus gelte es laut Kreisrätin Heide Lochmann (SPD) auch zu bedenken, dass viele Menschen emotional am jetzigen Schulgebäude hingen, zumal das gesamte pädagogische Konzept eng mit der räumlichen Situation verbunden sei.
Auf den ortsbildprägenden Charakter der Schule hob Osterburkens Bürgermeister und Kreisrat Jürgen Galm (CDU) ab, der sich aber auch mit dem Gedanken eines Neubaus anfreunden könnte. Dafür müssten zuvor allerdings die offenen Fragen beantwortet werden. Ein Neubau könne auch eine Chance sein, meinte Dorothee Roos (Bündnis 90/Die Grünen), man müsse aber auf jeden Fall die Schulgemeinschaft eng einbinden.
Schulleiterin Regina Krudewig-Bartel sagte schließlich auf Nachfrage, dass der Gedanke, das jetzige GTO aufzugeben, ihr noch eher fremd sei. Das GTO unterscheide sich als Ganztagsgymnasium der gebunden Form von vielen anderen Schulen. Wenn man über einen Neubau nachdenke, müsse sich das pädagogische Konzept auch künftig in den Räumlichkeiten widerspiegeln. Das bedürfe eines sorgfältigen Abwägungsprozesses.
Dies versprach Dr. Brötel. Man wolle die Zeit bis zur nächsten Ausschusssitzung im Frühjahr nutzen, um beide Wege weiter mit Fakten zu hinterlegen.



