S&K-Skandal: Wenn Gier auf Größenwahn trifft
Hardheim/Frankfurt. Im Anlageskandal um S&K werden immer neue Details bekannt - Erfapark-Mehrheitseigner hat Insolvenzantrag gestellt

Hardheim/Frankfurt. "Es handelt sich um das derzeit größte Betrugsverfahren in Deutschland", verdeutlicht der Frankfurter Oberstaatsanwalt Andreas Hohmann im Gespräch mit der RNZ. Die Dimensionen des mutmaßlichen Anlageskandal um die Immobiliengruppe S&K sind gewaltig. Ein entsprechend langwieriges Verfahren sei zu erwarten. Keine guten Aussichten also für alle Betroffenen wie zum Beispiel die Mieter im Einkaufszentrum Erfapark in Hardheim, die nach wie vor völlig in der Luft hängen. Daran ändert bislang auch die Tatsache nichts, dass mehrere S&K-Tochterfirmen, darunter die Erfapark-Eignerin Real Estate Value Added Rendite GmbH (REVAR), die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt haben.
Auch knapp drei Monate nach der bundesweiten Razzia gegen die S&K- Gruppe (die RNZ berichtete mehrfach) stehen die Mieter, die Eigentümergemeinschaft und die Hausverwaltungsgesellschaft Jäger, Riedel und Partner (Heilbronn) völlig ohne Informationen da. Zu S&K habe man seit der Razzia keinen Kontakt, war bei Jäger, Riedel und Partner zu hören. Die Firmengründer Stephan Schäfer und Jonas Köller sowie weitere sechs Beschuldigte sitzen nach wie vor in Untersuchungshaft und die bislang für den Erfapark zuständigen Personen wie REVAR-Geschäftsführer Damian Buchmann sind von der Bildfläche verschwunden.
Immerhin ist der laufende Betrieb des Einkaufszentrums nicht beeinträchtigt. Am Mittwoch fand die im Zuge der S&K-Turbulenzen bereits einmal abgesagte Brandverhütungsschau durch den Gemeindeverwaltungsverband statt. Die dabei gemachten Auflagen seien durch die Eigentümergemeinschaft regelbar, so die Auskunft der Hausverwaltungsgesellschaft gegenüber der RNZ.
Deutlich schlechter ist die Situation dagegen für die S&K-Anleger. Der durch das Schneeballsystem entstandene Schaden soll im dreistelligen Millionenbereich liegen. Die Investoren müssen damit rechnen, bei der Verteilung der Insolvenzmasse nicht zum Zug zu kommen. In fast allen bislang überprüften Verträgen habe der vorläufige Insolvenzverwalter Jochen Zaremba aus der Nürnberger Kanzlei Schwartz Regelungen gefunden, wonach die Anleger bei einer Insolvenz nur als nachrangige Gläubiger gelten. Dies berichtete das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".
So gewaltig die Dimensionen des Falles, so bizarr sind die Details aus dem Leben der Firmengründer Stephan Schäfer und Jonas Köller, die Zug um Zug bekannt werden. Dass die beiden einen exzessiven Lebensstil pflegten, hatten schon zahlreiche Fotos gezeigt: rauschende Partys, leicht bekleidete Damen und ein Fuhrpark an Nobelkarossen. In der vergangenen Woche hatte "Spiegel TV" neue Fotos und Videos gezeigt, die belegen, wie der aus Großheubach stammende Köller und sein Jugendfreund Schäfer schon in jungen Jahren von der Geldgier getrieben wurden. "Wenn Geld und Gier auf Größenwahn treffen", lautete die Kernaussage des Beitrags über die beiden "Angeber aus der unterfränkischen Provinz" ("Spiegel TV").
Ebendort, in Erlenbach am Main, suchen die Ermittler nach Anlegergeldern in Millionenhöhe. Jüngst gingen Fahnder mit Baggern und Presslufthämmern im Garten von Köllers Villa auf Schatzsuche. Doch bislang ohne Erfolg.
"Das Geschäftsmodell, so hat es den Anschein, war von Beginn an auf Betrug aufgebaut", erklärt Michael Lemler aus Osterspai bei Koblenz gegenüber der RNZ. Lemler ist seit Jahrzehnten Immobiliensachverständiger und IHK-zertifizierter Gutachter. Er hatte bereits im Herbst Wertgutachten aus dem S&K-Bestand unter die Lupe genommen und ein vernichtendes Urteil gefällt: "Sämtliche mir vorliegenden Wertermittlungen erscheinen erheblich überhöht."
Wie die übrigen zweifelhaften Gutachten wurde auch die Expertise über den Erfapark (angeblicher Verkehrswert: rund 3,5 Millionen Euro) von einem ebenfalls inhaftierten Frankfurter Architekten erstellt. Dieses Gutachten wurde zwar von Lemler nicht untersucht, aber er ist sich sicher: "Man hat dort Wege gewählt, um den Kaufpreis zu verschleiern." Die RNZ hatte bereits vor Wochen vermutet, dass die Wertangaben von Gewerbe- und Wohneinheiten im Erfapark im S&K-Prospekt geschönt wurden. "Das ist ein Modell, das bei S&K häufig gewählt wurde, es ist immer wieder das gleiche Muster zu erkennen", weiß Lemler.
Innerhalb der ganzen unerfreulichen Angelegenheit für die örtlichen Gewerbetreibenden und die Kunden gibt es doch einen positiven Aspekt aus Hardheimer Sicht: Immerhin hat S&K im Erfapark nicht nur auf dem Papier, sondern auch tatsächlich investiert und das Einkaufszentrum baulich auf Vordermann gebracht: "Der Erfapark ist da wirklich eine Ausnahme innerhalb des Immobilienbestands", sagt Lemler. Vielleicht hatte Hardheim am Ende wirklich "Glück im Unglück". Die Folgen sind aber noch nicht absehbar, so dass es für ein abschließendes Urteil in Sachen S&K noch zu früh ist. Viel zu früh.