Hardheim/Höpfingen: Bürgerinitiative warnt vor "Discobeleuchtung" am Kornberg

Vorstandssitzung der BGN - Einblick in Genehmigungsverfahren genommen - Windkraftanlagen müssen nachts beleuchtet werden

08.04.2016 UPDATE: 10.04.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 4 Sekunden

Das Thema "Windkraft" polarisiert weiter. Foto: R. Busch

Hardheim/Höpfingen. Am Montag traf sich der Vorstand der Bürgerinitiative für Gesundheit und Naturschutz (BGN) im Bretzinger Sportheim zur Vorstandssitzung. Themen waren die Auswertung der beantragten Akteneinsicht des Genehmigungsverfahrens zum Bau der Windkraftanlagen (WKAs) am "Kornberg"/"Dreimärker" sowie das Einspruchsverfahren zur Regionalplanung. Nach einer kurzen Begrüßung durch den Vorsitzenden Dieter Popp kam man gleich zu "teils unglaublichen Erkenntnissen aus der Akteneinsicht".

Die sechs geplanten WKAs könnten nicht - wie behauptet - wahllos verschoben werden, denn jede Standortänderung müsste neu genehmigt werden. So habe sich gezeigt, dass einige zuerst geplante Standorte nicht eingehalten werden können, da sie Richtfunkstrecken, Leitungen der Telekom oder Stromtrassen behindert hätten. Aus diesem Grund müsse ein Windrad näher zu Bretzingen hin verschoben werden. Ein Beschluss des Ortschaftsrates, mindestens 1000 Meter Abstand zur Ortschaft einzuhalten, könne dadurch nicht mehr realisiert werden. Das Windrad würde jetzt auf ca. 850 Meter heranrücken, so Popp.

Dies war noch der harmlosere Teil der Sitzung, denn Bestürzung und Fassungslosigkeit machte sich, so die BGN, breit, als der Vorsitzende ein Thema ansprach, dessen Auswirkungen auf den ersten Blick nicht so deutlich waren: die Blattspitzenhindernisbefeuerung. Keiner der anwesenden Vorstandsmitglieder konnte glauben, dass Gemeindeoberhäupter bereit sind, "ihren Bürgern derartiges zuzumuten", so Popp. Aus der Akteneinsicht geht hervor, dass die Bundeswehr aus militärischer Sicht dem Bauvorhaben aus Sicherheitsgründen ihre Zustimmung mehrmals verweigert hätte. Auf mehrfachen Druck des Planungsbüros sei die Deutsche Flugsicherung zu dem Ergebnis gekommen, den Bau nur unter Auflagen einer Tages- und Nachtkennzeichnung zuzulassen.

Die Tageskennzeichnung erfolge durch drei je sechs Meter lange rot-weiße Farbfelder an den Rotorblättern. Bei der Nachtkennzeichnung müssen zusätzlich die Spitzen der Rotorblätter beleuchtet werden. Anhand einer Grafik erläuterte der Vorsitzende die Befeuerung: Steht ein Rotorblatt senkrecht nach oben, müsse die Beleuchtung dieser Spitze in einem Winkelbereich von +/- 60 Grad beleuchtet sein. Schaltet ein Blatt seine Beleuchtung ab, werde im gleichen Augenblick die Beleuchtung des nächsten Blattes eingeschaltet. "Man mag sich nicht vorstellen, wie dies bei sechs Anlagen, die sich meist mit unterschiedlicher Geschwindigkeit drehen, aussieht", sagte Popp. Jeder Bürger solle sich klarmachen, was damit auf ihn zukommen werde, so Popp. Es gebe weit und breit, weder im Landkreis noch im Nachbarkreis Main-Tauber ein Beispiel hierzu.

Weiter kam Popp auf das artensschutzrechtliche Gutachten des Büro Beck zu sprechen, besonders auf die Flugrouten des Roten Milan. Die Beobachtungen der BGN decken sich keinesfalls mit denen Becks. Auch das seltene Gabelzahnmoos könne laut dem Gutachter der BGN nicht umgesiedelt werden, da es nur in alten Waldbeständen vorkommt.

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Als nächstes Thema standen die Einsprüche zum Regionalplan auf der Tagesordnung. Hier hatte Karin Thoma ausführlich Material zusammengetragen. Man werde diese Gegenargumente zu einem schlüssigen Konzept ausarbeiten und dieses Ende April einreichen.

Dass die WKAs an diesem Ort nicht zwingend gebaut werden müssen, hat die BGN mittlerweile schriftlich vom Regierungspräsidium Karlsruhe erhalten. So bleibe für die BGN weiterhin die Frage offen, "weshalb Bürgermeister Rohm die Anlagen immer noch bauen will, obwohl er nicht muss".

Nach einer intensiven, arbeitsreichen Sitzung kam Vorsitzender Popp zum Schluss: Er stellte die Frage in den Raum, ob den Gemeinderäten die heute besprochenen Punkte und deren Auswirkungen bekannt seien. Falls nicht, sei es nicht verwunderlich, dass immer weniger Bürger bereit seien, sich "bei einer derart schlechten Informationspolitik innerhalb der Kommunalpolitik" zu engagieren."

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