Am Burghardt-Gymnasium schreiben ab Montag 97 Schüler Abitur
Am Montag beginnt in Baden-Württemberg das schriftliche Abitur - Gefeiert wird auf jeden Fall

Buchen. (ahn) Durch die Corona-Pandemie steht auch das Abitur in diesem Jahr unter veränderten Vorzeichen. Mit rund drei Wochen Verzögerung beginnen am Montag in Baden-Württemberg die schriftlichen Prüfungen. Dann wird es auch für die 97 Abiturienten des Burghardt-Gymnasiums Buchen (BGB) ernst. Die Rhein-Neckar-Zeitung hat sich mit vier Abiturienten sowie mit verantwortlichen Lehrern und der Schulleitung über das besondere Abitur unterhalten.
"Die Verschiebung und die gewählte Form stellt unseres Erachtens eine angemessene Reaktion der Kultusverwaltung des Landes an die besondere Situation dar", sind sich Schulleiter Jochen Schwab und sein Stellvertreter Achim Wawatschek einig. "Das Abitur 2020 bleibt als hochwertiger Bildungsabschluss eher vergleichbar mit vergangenen Jahrgängen."
Eigentlich hätte das Abitur in der Woche nach den Osterferien beginnen sollen. Doch das Coronavirus machte diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung. Deshalb hat man die Prüfungen um rund drei Wochen verschoben. Die Prüflinge konnten bis vergangen Montag wählen, ob sie diesen Prüfungstermin oder den Nachtermin vom 16. bis 25. Juni wahrnehmen wollen.
Und wie bewerten die betroffenen Schüler ihr Abitur? "In dieser Frage stimmen mir wohl die meisten Schüler zu: Ein Durchschnittsabitur wäre mein persönlicher Favorit", sagt Max Ristl, der nach dem Abi eine Ausbildung als Grundlage für sein anschließendes Studium als Bauingenieur machen möchte. Eine freiwillige schriftliche Prüfung für Abiturienten, die "noch die letzten Zehntel brauchen", sei seiner Meinung nach die fairste Lösung.
"Mir persönlich gefiel die Idee des Durchschnittsabiturs sehr gut", teilt Till Müller mit, der danach ein duales Studium im Fach Internationale Wirtschaftsinformatik bei der SAP absolvieren möchte. Zwar hätte die Abiturprüfung jetzt auch ihre Vorteile, da man so versuche, eine Vergleichbarkeit zu den anderen Jahrgängen davor zu schaffen. Allerdings: "Vergleichbarkeit wird es meiner Meinung nach nicht geben können, da die Ausgangssituation in diesem Jahr nicht vergleichbar ist. Allein die Verschiebung des Abiturs hatte einen großen Effekt auf die Motivation der Schüler."
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Für Ella Bähringer, die nach dem Abi ein Studium im Bereich der Sozialen Arbeit mit dem Schwerpunkt Psychologie anstrebt, mache es keinen Unterschied, ob die Prüfungen wie nun vorgesehen stattfinden oder ein Durchschnitts-Abi angerechnet werden würde. Was sie allerdings außerordentlich bedauerlich finde, ist, "dass es in einem demokratischen Staat nicht in Betracht gezogen werden konnte, die Abiturjahrgänge auch nur in geringster Weise in die Entscheidung mit einzubeziehen".
Pia Pilgram ist der Meinung, "dass alles den Umständen entsprechend fair gestaltet wurde." Sie will nach dem Abitur Zahnmedizin studieren. "Aber wir tragen eben mehr Verantwortung für unsere Vorbereitung", merkt sie noch an.
Diesen Aspekt greift auch Max Ristl auf: "Man muss sich klar machen, was das Konzept eines Gymnasiums beinhaltet, nämlich selbstorientiertes Lernen und Arbeiten." Dieses Konzept wurde von den Schülern am BGB verinnerlicht, wenngleich auch die Quarantäne-Pause und die Unsicherheit, ob und wie das Abitur stattfindet, es erschwert habe, am Ball zu bleiben, wie Ella Bähringer berichtet. Was in der Vorbereitung geholfen hat, war auch die gute Betreuung durch die Lehrer, wie Max Ristl bestätigt.
"In der Zeit der Schulschließung haben die Fachlehrer zügig Aufgaben und Arbeitsmaterial über die bereits bekannte und in der Schule eingespielte Lernplattform Moodle zur Verfügung gestellt", informiert Schulleiter Jochen Schwab. Dazu kamen noch die letzten Wochen des Präsenzunterrichts – selbstverständlich unter Einhaltung der gültigen Hygieneregeln. Außerdem sei der Prüfungsstoff in den meisten Fächern bereits vor der Schulschließung erarbeitet worden, so Schwab.
Das schriftliche Abitur kann also kommen. "Dieses wird – wie auch schon in den Planungen vor der Corona-Pandemie vorgesehen – in der Stadthalle in Buchen geschrieben – selbstverständlich unter den behördlich angeordneten strengen Hygiene- und Abstandsregeln", informiert Jürgen Mellinger, Personalratsvorsitzender am BGB. Schulleiter Schwab ergänzt: "Jeder Prüfling wird im Vorfeld seinen Platz kennen, die zurückgelegten Wege werden Begegnungen reduzieren und unter Schutzmasken zurückgelegt."
Damit der Sicherheitsabstand zwischen den Tischen dann gewährleistet werden kann, mussten am Donnerstag Tische und Stühle von der Schule in die Stadthalle transportiert werden, wobei die Schüler mit Unterstützung der Stadt Buchen selbst kräftig mit anpackten.
Die Ergebnisse erfahren die Prüflinge dann am 16. Juli. Eine Woche darauf stehen dann noch die mündlichen Prüfungen an. Wie dann die Zeugnisse übergeben werden, steht noch nicht fest. "Außerdem werden Rituale, die am BGB zum offiziellen Ende der Schulzeit gehören, nämlich Abi-Scherz, Abi-Gottesdienst und Abi-Ball, wohl nicht in der Form ablaufen können, wie es die Abiturienten bei den vorhergehenden Jahrgängen gesehen haben", bedauert Jochen Schwab. Allerdings: "Niemand wollte bisher die Hoffnung aufgeben, dass es vielleicht doch noch eine Feierstunde geben könne. Die Stadthalle ist auf jeden Fall für die Schulen reserviert."
Feiern werden die Abiturienten auf jeden Fall. Doch wie, weiß man noch nicht so genau. "Vermutlich werden wir uns bei einer Online-Konferenz mit einem Bier zusammensetzten und über die letzten Jahre reden", meint Max Ristl.
Es sei auch vorgeschlagen worden, den Abiball 2021 nachzuholen, wie Ella Bähringer sagt. "Schon allein diesen Vorschlag ernsthaft in Erwägung zu ziehen, finde ich lustig. Abitur hat man nur einmal, genauso wie das überwältigende Gefühl nach allem Stress und allen Prüfungen."
Und zu diesem Gefühl wird sich dann noch die Genugtuung dazugesellen, die Mathelehrer Jürgen Mellinger so beschreibt: "Die jetzigen Abiturienten können dann für sich sagen: ,Wir haben das Abitur trotz Corona-Bedingungen hinbekommen.‘"




