Buchen

So geht es am Montag an der Abt-Bessel-Realschule los

"Die Schüler sind froh, dass es losgeht" - Präsenzunterricht für die Abschlussklassen - Logistische Herausforderung

01.05.2020 UPDATE: 02.05.2020 06:00 Uhr 3 Minuten, 43 Sekunden
Mit einem Einbahnstraßensystem soll dies an der Abt-Bessel-Realschule in Buchen gelingen. Foto: Busch

Buchen. (rüb) Tische werden verrückt, Abstände vermessen und Wegweiser auf den Boden geklebt: An der Abt-Bessel-Realschule (ABR) wurde in den letzten Tagen mit Hochdruck daran gearbeitet, dass ab Montag die Klassenstufen 9 und 10 wieder in die Schule gehen können. Die Einhaltung der Hygienevorgaben ist nur eine der Herausforderungen, der sich Schulleiterin Monika Schwarz und ihre Kollegen dabei stellen müssen.

Eine weitere ist an der ABR und an vielen anderen Schulen im Land das Personal: Nicht alle Lehrkräfte stehen für den Präsenzunterricht zur Verfügung, da sie beispielsweise zu einer Risikogruppe gehören, selbst erkrankt sind oder pflegebedürftige Angehörige zuhause haben. An der Buchener Realschule sind aus diesem Grund aktuell nur 32 von 49 Lehrern uneingeschränkt einsatzfähig.

Mindestens 1,50 Meter soll der Abstand zwischen den einzelnen Tischen im Klassenzimmer betragen: Schulleiterin Monika Schwarz misst nach. Foto: Rüdiger Busch

Gerade hat Monika Schwarz, die auch geschäftsführende Schulleiterin der Buchener Schulen ist, den Stundenplan ein weiteres Mal neu erstellen müssen. Kein Tag vergeht derzeit ohne neue Vorgaben, neue Entwicklungen oder neue Herausforderungen. Durch die Abstandsregeln müssen die Klassen auf zwei oder sogar auf drei Räume aufgeteilt werden, um mindestens 1,50 Meter Abstand zwischen den einzelnen Tischen sicherstellen zu können.

Eine Maskenpflicht gibt es in den Schulen im Land zwar nicht, aber dennoch werden Masken ab Montag an der ABR ein gewohnter Anblick sein – weniger im Unterricht, denn dort können die Abstände ja meistens eingehalten werden, sondern vielmehr in den Pausen und auf den Wegen innerhalb des Schulgebäudes. "Da erwarte ich, dass Masken getragen werden, um sich und andere zu schützen." Um Kontakte so weit wie möglich zu verhindern, finden die Pausen zeitversetzt statt. Zudem wurde ein Einbahnstraßensystem entwickelt, so dass sich die Schüler nicht unnötig über den Weg laufen. Pausenaufsicht und Toilettenaufsicht sind weitere organisatorische Maßnahmen.

Schulleiterin Monika Schwarz (l.) und die Lehrer Gunther Erg und Martin Trunk bei den Vorbereitungen für den Schulstart am Montag. Foto: Busch

Doch werden sich die Jugendlichen an die Vorgaben halten? "Ich bin überzeugt davon, dass meine Schülerinnen und Schüler vernünftig sind. Auch wenn die Schule sie manchmal nervt, so bin ich mir sicher, dass sie froh sind, wieder in die Schule zu dürfen und dass sie sich deshalb entsprechend verhalten." Auch die Schulleiterin ist froh, dass es nun langsam wieder losgeht: "Die Gesundheit steht über allem. Aber eine schrittweise Rückkehr in einen strukturierten Alltag ist für viele Schüler auch wichtig."

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Rund 190 junge Menschen werden nun wieder in der Schule unterrichtet. Die Zehntklässler, die ab 20. Mai ihre schriftliche Prüfung schreiben, haben ab Montag jeden Tag von der zweiten bis zur fünften Stunde Unterricht, und zwar in den Hauptfächern Deutsch, Englisch und Mathematik. Die Neuntklässler haben einmal die Woche Präsenzunterricht, dafür dann aber sechs Schulstunden lang.

Hintergrund

> Karl-Trunzer-Schule: An der Gemeinschaftsschule werden am Montag 60 Schüler die Prüfungsvorbereitung im Präsenzunterricht aufnehmen. Die drei Klassen werden auf sechs Gruppen aufgeteilt.

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> Karl-Trunzer-Schule: An der Gemeinschaftsschule werden am Montag 60 Schüler die Prüfungsvorbereitung im Präsenzunterricht aufnehmen. Die drei Klassen werden auf sechs Gruppen aufgeteilt.

> Burghardt-Gymnasium: Die 97 Abiturienten nehmen den Präsenzunterricht wieder auf, aufgeteilt auf fünf Kurse. Wegen des Übergangs von G8 auf G9 gibt es am BGB derzeit keinen Jahrgang, der im kommenden Jahr seinen Abschluss macht, weshalb nur eine Stufe am Montag startet.

> Zentralgewerbeschule: 360 Schüler starten, aber maximal 280 gleichzeitig.

> Helene-Weber-Schule: Unterricht für 130 Schüler (diese werden auf verschiedene Tage verteilt).

> Augusta-Bender-Schule Mosbach: ca. 140 Schüler starten, ab 11. Mai werden es ca. 190 sein.

> Gewerbeschule Mosbach: 230 Schüler starten (diese verteilen sich auf verschiedene Tage).

> Ludwig-Erhard-Schule Mosbach: 300 Schüler starten, davon 130 in Vollzeit, 12 Blockschüler (Bank-Azubis) und 158 in Teilzeit.

> Frankenlandschule Walldürn: 208 Schüler werden mittwochs und freitags unterrichtet, weitere 152 montags, dienstags und donnerstags.

> Ganztagsgymnasium Osterburken: Schulstart für 165 Schüler.

> Alois-Wißmann-Schule Buchen: 4 Schüler, dazu 2 in der berufsvorbereitenden Einrichtung BVE. rüb

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"Die Priorität liegt aktuell natürlich auf den Prüfungsklassen", erklärt Monika Schwarz. Nach den schriftlichen Prüfungen sei es wünschenswert, den Unterricht für die Neuntklässler auszubauen. Neben dem Unterricht müssen die Lehrer der ABR die Schüler der Klassen 5 bis 8 wie in den letzten Wochen weiterhin digital mit Unterrichtsstoff versorgen. Auch hier liegt der Schwerpunkt auf den Hauptfächern.

Beliebig lässt sich der Präsenzunterricht aber nicht ausweiten – allein schon aus Platzgründen. "Wenn wir unter den derzeitigen Voraussetzungen drei Jahrgänge unterrichten würden, wären wir, was die Zahl unserer Klassenräume angeht, bereits an der Grenze angelangt", verdeutlicht Monika Schwarz. Nur mit einem Schichtbetrieb wäre zu gewährleisten, dass alle Schüler in den Genuss von Unterricht kommen. Doch auch personell wäre das Ende der Fahnenstange bald erreicht: Aktuell stehen für den Unterricht nur zwei Drittel des Kollegiums zur Verfügung, weil sie entweder älter als 60 Jahre sind oder an Vorerkrankungen leiden. "In anderen Schulen ist die Personalsituation noch angespannter", weiß die Schulleiterin.

Hintergrund

> Vorbereitung auf den Schulstart: Hausmeister haben die Tische und Stühle in den Klassenzimmern gerichtet, so dass die erforderlichen Mindestabstände eingehalten werden; nicht benötigte Tische und Stühle wurden eingelagert. Schuleingangsbereiche wurden mit dem

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> Vorbereitung auf den Schulstart: Hausmeister haben die Tische und Stühle in den Klassenzimmern gerichtet, so dass die erforderlichen Mindestabstände eingehalten werden; nicht benötigte Tische und Stühle wurden eingelagert. Schuleingangsbereiche wurden mit dem Hinweisschild "Abstandsgebot" beschildert, Sanitärbereiche erhielten den Aushang "Richtig Hände waschen" und Wegeführungen wurden teilweise installiert (Einbahnstraße etc.), Seifenspender wurden in den Klassenzimmern aufgestellt, es fand ein vorgezogener Großputz statt, für die Schulsekretariate wurden Plexiglasscheiben als Infektionsschutz bestellt, Desinfektionsspender werden in den Sekretariaten aufgestellt.

> Auch die Grundschulen wurden schon auf eine mögliche Teilöffnung vorbereitet: Dort wurden ebenfalls Seifenspender in den Klassenzimmern aufgestellt, die Sekretariate haben Desinfektionsmittel und Plexiglasscheiben erhalten, und der Großputz wurde vorgezogen.

> Notbetreuung stark nachgefragt: Derzeit nutzen rund 86 Kinder die Notbetreuung in den Kindergärten und in der Kindertagespflege sowie 46 Schülerinnen und Schüler (Klassen 1 bis 7), somit werden insgesamt 125 Kinder betreut. Die Nachfrage ist aufgrund der Erweiterung der Notbetreuung stark gestiegen und die Zahlen verändern sich von Tag zu Tag, teilte die Stadt auf RNZ-Nachfrage mit. rüb

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Und was passiert, wenn sich Schüler oder Kollegen infizieren oder sich in häusliche Isolation begeben müssen? Die Personalsituation wird sich in den nächsten Wochen wohl eher verschlechtern als verbessern. An einen regulären Schulbetrieb ist vorerst nicht zu denken. Ab wann wäre das realistisch? "Ich hoffe, dass wir nach den Sommerferien in ein annähernd normales Schuljahr starten können", sagt Monika Schwarz.

Als Mitte März die Schulen in Baden-Württemberg geschlossen wurden, machte schnell die Wortschöpfung "Corona-Ferien" die Runde. Für Monika Schwarz ist das ein Unwort: "Das sind gerade mit Sicherheit keine Ferien für uns Lehrkräfte." Der Aufwand, die Schüler digital mit Material zu versorgen, die Aufgaben anschließend zu korrigieren und sich fortlaufend mit Schülern und Eltern auszutauschen, sei immens und gehe bei den meisten Kollegen weit über die reguläre Arbeitszeit hinaus. Vor allem die Lehrer, die selbst Kinder haben, seien von der Situation besonders betroffen: Wie alle anderen Eltern, die im Homeoffice arbeiten, müssten sie sich parallel um die Arbeit – also die Vor- und Nachbereitung der digitalen Unterrichtszeit – sowie um die eigenen Kinder und deren Hausaufgaben kümmern.

In vielen Familien führt der Heimunterricht zu großen Problemen, weiß die Schulleiterin. Häufig gibt es nicht genügend Computer oder Laptops im Haus – Vater und/oder Mutter im Homeoffice und zwei schulpflichtige Kinder mit digitalem Unterricht. Das kann nur mit guten Absprachen funktionieren, wer das oder die Geräte wann benutzen darf.

"Wir werden am Montag zunächst die vergangenen Wochen aufarbeiten: Wie hat der digitale Unterricht funktioniert? Aber auch: Wie ist es euch mit der Einschränkung persönlicher Kontakte ergangen?", erklärt Monika Schwarz. Denn die organisatorische Seite ist das eine – auch wenn die Herausforderung noch so groß sein mag. Viel wichtiger ist das Menschliche: "Keiner vermag heute zu beurteilen, was diese Phase rückblickend einmal für einen Stellenwert im Leben der jungen Menschen einnimmt. So etwas ist prägend für das ganze Leben."

Noch sind wir mittendrin in der Krise, in einem Alltag, der noch vor acht Wochen undenkbar schien. "Ich hoffe, dass die Solidarität, die wir jetzt spüren, die Krise überdauern wird, dass wir den Wert der Gemeinschaft wieder stärker zu schätzen wissen, und dass wir erkennen, dass sich solche Situationen, wie wir sie jetzt erleben, nur gemeinsam durchstehen lassen", sagt die Schulleiterin.

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