An der ZGB wird der Unterricht nun live gestreamt
Die Schüler sollen auch online eine möglichst normale Schulwoche haben.

Buchen. (mami) "Ich könnte mir vorstellen, dass der Unterricht nach der Krise nicht mehr so ist, wie er noch zuvor war", sagt Studiendirektor Carlo Götz, der an der Zentralgewerbeschule (ZGB) in Buchen unterrichtet. Die Coronakrise hat die Schule schon vor Wochen dazu gezwungen, zu schließen und die Schüler nach Hause zu schicken.
Was für viele Jugendliche zu Beginn wie zusätzliche Ferien klingen mochte, ist für einige jedoch ein ziemliches Problem. Den Schülern aus den Abschlussklassen fehlt durch die Schließung wertvolle Vorbereitungszeit auf ihre Prüfungen. Deshalb hat sich die ZGB entschlossen, etwas zu unternehmen, um die Vorbereitung so gut wie möglich weiterzuführen.
Götz und sein Kollege Michael Kaiser haben angefangen, online über eine Video-Plattform ihren Unterricht den Schülern nach Hause zu bringen. "Wir nutzen dabei Microsoft-Teams, das ist für den Bildungsbereich kostenlos und für den Start am einfachsten für die Schüler", erklärt Götz und fügt hinzu: "Der Unterricht läuft jedoch nicht ab wie im Klassenzimmer – also dass der Lehrer vor der Tafel steht und die Schüler vor den Geräten zu Hause sitzen und zuschauen." Die verschiedenen Klassen werden stattdessen in sogenannte "Teams" eingeteilt, sodass jede Klasse oder jeder Kurs ein Team darstellt.
Mittlerweile nutzen auch viele weitere Kollegen an der ZGB die Plattform. Die Möglichkeiten, mit der Klasse oder dem Kurs zu interagieren, sind vielfältig. "Man kann zum Beispiel Wochenarbeitspläne in den ‚Team-Raum‘ stellen, und die Schüler können dann ihre Lösungen dann wieder dort einreichen", erklärt Götz.
Außerdem bleiben die behandelten Daten – wie zum Beispiel Arbeitsblätter – erhalten, so dass immer wieder darauf zurückgegriffen werden könne. Außerdem könne der Lehrer über die Plattform Hausaufgaben aufgeben und einen bestimmten Abgabetermin festlegen.
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Götz merkt aber auch, dass diese Art zu unterrichten für ihn und seine Kollegen noch etwas Neues sei. "Im normalen Unterricht können wir auf jeden Schüler einzeln und völlig individuell eingehen. Auch auf Fehler können wir im Klassenzimmer viel schneller eingehen als auf etwaige Fehler, die bei einer Wochenaufgabe online eingereicht wurden." Eine wichtige Rolle spiele außerdem auch der direkte Kontakt zu den Schülern. "Im Unterricht kann ich manchmal auch schon an der Körperhaltung oder am Gesichtsausdruck erkennen, ob jemand etwas verstanden hat oder eben nicht. Da die Schüler während des Online-Unterrichts ihre Kamera aus haben und nur ich und meine digitale Arbeitsfläche zu sehen sind, ist das hier natürlich nicht möglich."
"Natürlich steht alles noch ziemlich am Anfang, und wir haben auch Probleme zu bewältigen", sagt Michael Kaiser, Fachabteilungsleiter IT an der ZGB.
Vor allem die Organisation müsse stimmen: Deshalb gebe es auf der Plattform einen Stundenplan, in den alle Lehrer ihre Kurse eintragen, damit es keine Überschneidungen gibt. "Das funktioniert sehr gut, da jeder Lehrer einfach seine ursprünglichen Stunden belegt, die er eigentlich auch in der Schule hätte." Das Ziel sei es, den Schülern in dieser Zeit eine möglichst normale Schulwoche zu ermöglichen – nur eben von zu Hause aus.
Ein wichtiger Punkt für die Schule ist der Datenschutz der Schüler. "Deshalb meldet sich auch kein Schüler mit seinem vollen Namen an, sondern mit einer Abkürzung."
Zudem, so Kaiser, komme es auch auf die Schüler und deren Eigenverantwortung an, wie gut der Unterricht angenommen wird und funktioniert. "Einige Schüler haben hin und wieder schon ein kleines Problem damit, wenn um acht Uhr eine Stunde angesetzt ist", meint er.
Aber wie kommt der ungewohnte Unterricht bei den Schülern an? "Es ist nicht schlecht, aber ich muss sagen, dass ich nicht ganz so viel verstehe wie im Unterricht – auch weil ich nicht diesen direkten Kontakt zum Lehrer habe. Der Vorteil ist aber, dass wir Aufgaben bekommen. Dennoch ist die Abivorbereitung doch weniger intensiv als in der Schule", erzählt ein Schüler aus dem Abiturkurs in Physik. Ein Klassenkamerad ergänzt: "Ich finde, es läuft ganz gut. Natürlich ist es nicht wie normaler Unterricht, aber ich könnte mich daran gewöhnen."
Die Schüler nutzen die Plattform mittlerweile sogar ohne ihren Lehrer. Auf der Plattform haben sie eine extra Gruppe gegründet, in der sie sich auch spontan treffen und sich zu den verschiedenen Unterrichtsthemen austauschen und auch zusammen lernen. Die angesprochene Eigenverantwortung ist also da, wie ein Schüler erklärt: "Es gab schon davor so eine ähnliche Gruppe, aber durch die jetzige Zeit und auch durch den Online-Unterricht hat sich das Ganze doch noch intensiviert."



