Großes Jubiläum trifft klamme Kassen
In die Vorbereitungen der Feiern 2023 sollen die Bürger miteinbezogen werden.

Von Marcus Deschner
Hirschhorn. Das Hirschhorner Stadtjubiläum im kommenden Jahr wirft seine Schatten voraus. Nach historischen Überlieferungen fand am 11. August 773 die erste urkundliche Erwähnung von Hirschhorn, genauer von Ersheim, statt. Somit wird die Stadt 1 250 Jahre alt. Mit der Vorbereitung von eventuellen Jubiläumsfeierlichkeiten beschäftigte sich diese Woche im Bürgersaal der Ausschuss für Stadtentwicklung.
Wie aus der Vorlage zu diesem Anlass hervorgeht, wurden die Jubiläumsereignisse in den Jahren 1973 und 1998 gebührend gefeiert. Dabei stand ein Festausschuss der Verwaltung zur Seite, was sich als "äußerst hilfreich und produktiv" erwiesen habe. Die Verwaltung empfahl daher, wieder einen nach der formellen Sprache der Hessischen Gemeindeordnung "Kommission" genannten Ausschuss zu bilden. Der soll aus dem Bürgermeister, Mitgliedern des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung bestehen. Freilich will man auch die Bürger einbeziehen, was in der Sitzung vom früheren langjährigen Ersten Stadtrat Karlheinz Happes nochmal deutlich gemacht wurde. Bereits im vergangenen August wollte man auch die Vereine einladen, um abzufragen, was durch diese geleistet werden könnte. Das Treffen musste pandemiebedingt aber ausfallen.
In der Vorlage wird auch klargestellt, dass es wegen knapper städtischer Finanzen kein umfangreiches Programm geben kann. Vorstellbar wäre beispielsweise ein Festvortrag von Verbundarchivar Dr. Marius Golgath. Einstimmig befürworteten die Ausschussmitglieder das weitere Vorgehen. Für die Festkommission nannten die CDU mit Fraktionsvorsitzendem Wolfgang Schilling und die SPD mit Thomas Wilken bereits Festausschussmitglieder, die Profil-Fraktion will nachmelden.
Auch die Ideensammlung für die zukünftige Entwicklung der Stadt Hirschhorn stand auf der Tagesordnung. In der letzten Ausschusssitzung im November vergangenen Jahres wollte man mit Bürgern dieses Thema erörtern. Doch es waren pandemiebedingt nur ganz wenige da, so dass man den Punkt absetzte und jetzt wieder aufgriff. Nun wurde einstimmig beschlossen, am Donnerstag, 28. April, eine Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung in Form einer Bürgerversammlung abzuhalten. Bereits im Sommer vergangenen Jahres kamen einige Vorschläge auf, nachdem Chris André die Idee eines "Brainstorming" eingebracht hatte. So wurde unter anderem angeregt, die Einwohnerzahl durch Erschließung neuer Baugebiete zu erhöhen. Was Hirschhorn wiederum mehr Geld in die ohnehin klamme Stadtkasse spülen würde. Auch eine Leerstandserhebung von Häusern und Wohnungen speziell in der Altstadt und anschließende Sanierung der Gebäude mit Zuschüssen wurde ins Spiel gebracht. Ebenso die Errichtung eines Strandbades am Neckar und Grillboote auf dem Fluss. Ein eher spektakulärer Vorschlag war der Bau einer "Flying Fox", einer Seilbahn für Mutige, vom Schloss zur Klosterkirche.
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Michael Keßler (CDU) hatte zu Beginn angeregt, die Bürgerversammlung im Sommer abzuhalten. Da könnten die Ideen der Bevölkerung "breitflächiger" eingebracht werden. Kai Münch (Profil) erschien dieser Termin zu spät. Er schlug den Monat Mai dafür vor, zumal im Juni Bürgermeistwahl sei. Arne Endreß vom Hauptamt wies darauf hin, dass im Mai aber schon drei Gremiensitzungen stattfänden. Und Thomas Wilken wollte sich nicht als "Spaßverderber" gerieren, warnte aber davor, dass man die Bürger Ideen sammeln lasse, deren Umsetzung man anschließend nicht bezahlen könne. "Es gibt Frust, wenn Ideen vorgeschlagen werden, die man nachher wieder in die Tonne treten muss". Die Ideen sammele man ja nicht nur fürs laufende Jahr, sondern für die Zukunft, entgegnete Bürgermeister Oliver Berthold. "Ein Hallenbad wird ja wohl keiner wollen".