Gemeinde bekommt Bauernhofkindergarten
Konzept der neuen Kindertagesstätte auf dem Heinrichhof vorgestellt und zugestimmt

Von Nadine Slaby
Obrigheim. Neue Wege wollen die Erzieherinnen Heike Zennig und Franka Batty in Sachen Kinderbetreuung gehen: Auf dem Obrigheimer Heinrichhof wollen sie einen Bauernhofkindergarten realisieren. Die Vorstellung des neuen Kindergartens stand eigentlich schon im Mai auf der Tagesordnung des Gemeinderats, musste aber kurzerhand abgesagt werden. Nun war es endlich soweit.
"Ein Bauernhof ist für Kinder die optimale Lernumgebung", sind sich die beiden Erzieherinnen sicher. Hier könne sich der Nachwuchs bewegen, Dinge erleben und vieles selbst machen. Zudem würden die soziale Entwicklung gefördert und das Mitwirken der Kinder am Alltag gestärkt. Die gegenseitige Rücksichtnahme untereinander sowie gegenüber den Tieren lernen sie gewissermaßen nebenher. Des Weiteren inspiriere der Hof die Mädchen und Jungen in Sachen Sprachentwicklung ebenso wie in den Bereichen Musik, Kunst und Medien. So würden die Jüngsten die Tierlaute nachahmen und es würden Musikinstrumente aus Naturmaterialien gebastelt.
Dass sie den Heinrichhof in Obrigheim gefunden haben, bezeichneten die beiden Erzieherinnen als "ideal". Der Hof sei ländlich, aber doch zentral gelegen. Weiterer Pluspunkt: Der Hof hat nicht nur Tiere zu bieten, sondern baut auch Gemüse an. Und mit Maria Perktold-Heinrich hat man eine Ansprechpartnerin gefunden, die bereits seit vielen Jahren pädagogisch mit Kindern auf dem Bauernhof arbeitet. Ein echter Glücksgriff also.
"Es ist klar, dass die Kinder nicht immer am Hof sein können", sagte Perktold-Heinrich. Mit genauen Absprachen will man dies aber möglichst häufig gewährleisten. Hier soll besonders in Kleingruppen gearbeitet werden.
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Um dem Nachwuchs aber auch genügend Freiräume zum Spielen einräumen zu können und den Ablauf auf dem Erwerbsbetrieb nicht über Gebühr zu beanspruchen, soll auf einem hofeigenen Grundstück eine Holzhütte mit Freisitz gebaut werden.
Die Trägerschaft für das Konzept des Bauernhofkindergartens übernimmt die 2017 gegründete Kita-Natura eG. Diese hat sich tiergestützte Pädagogik, gesunde Arbeits- und Ausbildungsplätze, ländliche Strukturentwicklung, nachhaltige und ganzheitliche Bildung sowie gesunde Ernährung auf die Fahnen geschrieben. Fiorina Scholz, die Vorsitzende des Aufsichtsrates von Kita-Natura, erläuterte, dass die Eltern für die Kindergartenzeit ihres Sprösslings Genossenschaftsanteile in Höhe von 350 Euro erwerben. Kommt das Kind dann in die Schule, werden diese Anteile an die nächste Familie übertragen. Unberührt vom Genossenschaftsanteil bleiben die Elternbeiträge, die sich an denen der anderen Einrichtungen in der Gemeinde orientieren.
Kita-Natura geht davon aus, dass mit einer Inbetriebnahme des Kindergartens im April 2022 gerechnet werden kann. Die Investitionskosten belaufen sich auf rund 25.000 Euro, weitere 24.000 Euro entfallen auf die Betriebskosten. Hinzu kommen die Personalkosten, die derzeit noch nicht beziffert werden können.
Geplant ist, 20 Kinder zwischen drei und sechs Jahren aufzunehmen. "Kleinere Kinder sind für einen Bauernhofkindergarten problematisch, weil die Lauffähigkeit fehlt", so Scholz. Die Öffnungszeiten sind von 7.30 bis 14 Uhr geplant.
"Wie ist der Kindergarten an die Gemeinde angegliedert?", wollte Gemeinderat Friedrich Knapp wissen und erhielt von Kämmerer Thorsten Sienholz zur Antwort, dass sich dies finanziell ähnlich wie bei den Kindergärten in kirchlicher Trägerschaft gestalte. Auch die Absicherung im Falle eines Unfalls auf dem Hof interessierte den Rat. Hier konnte Scholz beruhigen. Unfälle, auch mit den Tieren, wären über die Haftpflicht abgesichert.
Vorrangig sollen zu Beginn Kinder aus Obrigheim aufgenommen werden, berichtete Bürgermeister Achim Walter. "Ich würde mich sehr freuen, wenn das Projekt zustande käme", positionierte sich das Gemeindeoberhaupt. Einstimmig beschloss der Gemeinderat die grundsätzliche Zustimmung zur Aufnahme des Bauernhofkindergartens in die Bedarfsplanung der Gemeinde. Denn derzeit sind alle Kindergärten nahezu voll ausgelastet. Des Weiteren wurde beschlossen, dass es keine Erhöhungen bei den Elternbeiträgen der bestehenden Kindergärten für das kommende Jahr geben soll.