Tief "Yvonne" verursachte am Montag große Schäden
Das starke Unwetter traf besonders Hardheim, Höpfingen und Walldürn

Das Unwetter hat vor allem im Raum Hardheim-Walldürn enorme Schäden angerichtet. Die Hagelkörner haben zahlreiche Scheiben regelrecht zerschossen. Unser Bild zeigt ein zerstörtes Gewächshaus der Gärtnerei Henn. Foto: Rüdiger Busch
Odenwald/Tauber. (schat/rüb/dore/ahn) Die wochenlange Hitzeperiode hat am Montag mit einem schweren Unwetter ein abruptes Ende genommen - Tief "Yvonne" hatte den Neckar-Odenwald-Kreis fest im Griff. Eiergroße Hagelkörner, Blitz, Donner und Starkregen richteten am Nachmittag und Abend Schäden in Millionenhöhe an Hausdächern, Ställen, Autos und Getreidefeldern an.
"Wir hatten eine echte Flächenlage", erklärte Kreisbrandmeister Jörg Kirschenlohr gegenüber der RNZ. Gewitter, Starkregen und Sturmböen hätten diesmal viele im Landkreis getroffen. "Wir hatten hauptsächlich überflutete, verschmutzte Fahrbahnen, vollgelaufene Keller und vereinzelt umgestürzte Bäume", erläuterte der Kreisbrandmeister.
Er berichtete von rund 130 Einsätzen, zu denen am Montag im gesamten Kreis rund 400 Feuerwehrleute ausrückten. Glücklicherweise waren keine Verletzte zu beklagen. Am schlimmsten erwischte es die Gemeinden Hardheim, Höpfingen und Walldürn.
> Hardheim: Im Zentrum des "desaströsen Unwetters" stand die Erftalgemeinde Hardheim, so Bürgermeister Volker Rohm. Verheerend sind die Schäden unter anderem beim Gartenbaubetrieb Henn in Hardheim. Im Museum und im Rathaus hat der Hagel einige Fensterscheiben regelrecht zerschossen. Allein im Rathaus sind bis zu 15 Scheiben zerstört, berichtete Bauamtsleiterin Denise Reichert. Stark betroffen sind auch das Schulzentrum, die Lichtkuppeln in der Turnhalle sowie die Dächer mehrerer gemeindlicher Gebäude wie am Rathaus in Bretzingen. Doch auch viele Bürger beklagen hohe Schäden, etwa an ihren Autos und an den Dächern, den Vordächern und sogar an den Fassaden ihrer Häuser.
Ebenfalls als Folge des Unwetters ist es im Bereich der Würzburger Straße zu einem mehr als einstündigen Stromausfall gekommen: Der starke Wind hatte dazu geführt, dass sich zwei Freileitungen berührten, es kam zum Kurzschluss, so Klaus Kreßner von der Firma Eirich.
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Beim Autohaus Richter hat der Hagel 40 Fahrzeuge getroffen. Der Schaden liege im sechsstelligen Bereich. Das Autohaus Gärtner vermeldet 60 beschädigte Fahrzeuge - von der Delle über den Lackabplatzer bis hin zur komplett zerstörten Windschutzscheibe. Der Schaden dürfte bei 600.000 bis 700.000 Euro liegen. Beim Autohaus Günther (Hardheim und Walldürn) hat der Hagel sogar 170 Fahrzeuge getroffen.
Auch die Landwirtschaft leidet unter den Folgen des Unwetters: "Das zieht sich von Höpfingen über Schweinberg bis nach Königheim", informiert Landwirt Klaus Keim aus Schweinberg. "Bei den Anbauflächen sind vor allem Getreide, Mais und Raps betroffen. In der Umgebung um Schweinberg wurde fast alles beschädigt" Wie groß der Schaden ist, könne man noch nicht sagen. Nach Keims Einschätzung beläuft er sich auf etwa 10 bis 30 Prozent pro Hektar, in Hardheim sei der Schaden noch um einiges höher.
> Höpfingen: In der Gemeinde Höpfingen sei nahezu jedes Haus von den Hagelschäden betroffen, allerdings lokal unterschiedlich stark, wie Lisa Bender vom Bauamt erklärte. Mais-, Weizen- und Zuckerrübenfelder am Schlempertshof hat das Unwetter teilweise komplett zerstört, teilte der ortsansässige Bundestagsabgeordnete Alois Gerig mit.
Am Dach des Rathauses entstanden vermutlich Schäden an den Ziegeln, außerdem stand Wasser im Keller. Schule, Festhalle und altes Rathaus haben ebenfalls Ziegelschäden davon getragen, die bemalte Glasscheibe an der Leichenhalle wurde eingeschlagen.
Viel Arbeit gibt es für die Handwerker des Dachdeckerbetriebs Johannes Ott aus Höpfingen. Bis gestern Mittag gingen bereits rund 100 Anrufe von Bewohnern beschädigter Häuser und Landwirten mit beschädigten Ställen ein. "Wir sind damit beschäftigt, die Dächer abzudichten, damit es nicht mehr in die Häuser regnen kann. 50 Prozent der Fälle sind wirklich dringend, die meisten in Hardheim und Höpfingen, wenige auch in Walldürn. Zum Teil sind ganze Dächer zerstört worden", teilte Mitarbeiter Klaus Schmidt mit.
Nicht weniger heftig erwischte es die Autos von Mijat Opacak, Geschäftsführer des Gebrauchtwagenanbieters Autopoint. "Die Hagelkörner haben Front- und Heckscheiben zerstört, Blechteile haben zum Teil große Dellen erlitten und müssen erneuert werden. Ich rechne mit 3000 bis 6000 Euro Schaden pro Auto."
> Walldürn: Im Stadtteil Reinhardsachsen rollte eine Schlammlawine durch den Ort, der Schlamm bahnte sich einen Weg durch zwei Wohnhäuser am Ortseingang. Der starke Regen hat außerdem die Straßendecke der Verbindung zwischen Walldürn und Hornbach weggespült, wie Stadtbauamtsleiter Christian Berlin mitteilte. Zudem hat der Niederschlag Teile des Gewerbegebiets in Glashofen leicht überflutet.
Ebenso hat das Unwetter viele Firmen und Betriebe in Mitleidenschaft gezogen. "Bei uns ist einiges kaputtgegangen", berichtet Andrea Kaufmann vom Blumenhaus Kaufmann. "Bei unseren Gewächshäusern sind 70 Scheiben in die Brüche gegangen. Ebenso sind auch einige Autos beschädigt worden." Die Pflanzen waren unter einer Abdeckung vor den Hagelkörnern geschützt.
Beim Autohaus Gramling in Walldürn verursachten die Hagelkörner große Dellen an den rund 60 Autos auf dem Außenstellplatz. "Wir haben einen Schaden im sechsstelligen Bereich zu beklagen", so Betriebsleiter Wolfgang Nohe.
Beim Autohaus Rüttiger wurden 45 Autos, die im Außenbereich ausgestellt waren, beschädigt. Inhaber Richard Rüttiger: "Wir hatten Hageleinschläge und mehrere beschädigte Windschutzscheiben." Morgen soll ein Gutachter die Gesamtsumme der Schäden einschätzen.
50 beschädigte Ausstellungsautos und zusätzlich einige beschädigte Kundenautos vermeldete das Autohaus Golderer. Auch vor dem Firmengebäude machte das Unwetter nicht halt. Katja Golderer: "Wir haben ziemlich große Schäden bei uns am Dach, wo jetzt vor allem einige Oberlichter kaputt sind."
Der Citroën-Autohändler Wild hatte dagegen Glück im Unglück. "Hier gab es nur wenige kleine Hagelkörner", sagte Manfred Gramlich. Einige Kunden mit Blech- und Glasschäden hätten sich aber gestern schon gemeldet.
> Mosbach: Etwas glimpflicher kam die Kreisstadt Mosbach davon, wenngleich auch hier heftiger Starkregen Schäden anrichtete. Die Wassermassen bahnten sich an vielen Stellen im Stadtgebiet ihren ganz eigenen Weg, Straßen wurden zu Wasserwegen, an Böschungen bildeten sich Sturzbäche, das Altstadtpflaster verschwand vorübergehend in einem See aus Regenwasser.
> Main-Tauber-Kreis: Auch vor dem Nachbarkreis machte das Unwetter nicht halt. Gegen 14.30 Uhr übergoss sich eine Gerölllawine auf der Bundesstraße zwischen Lauda und Königshofen in Höhe Marbach. Nachdem die Straße geräumt war, gab es am Abend gegen 20.30 Uhr erneut eine Überflutung an derselben Stelle. Daraufhin blieb die Straße zwischen den Abzweigungen Marbach und Lauda für circa drei Stunden beidseitig gesperrt.






















