Erneuerbare Energien

In Buchen wird mehr grüner Strom erzeugt als verbraucht

Buchens wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Damit ist man in Sachen Energiegewinnung rein rechnerisch autark.

24.03.2022 UPDATE: 25.03.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 29 Sekunden
Blick auf vier Windräder im Großen Wald bei Hettingen: Allein die sieben Windräder auf Buchener Gemarkung erzeugen im Jahr so viel Strom, wie 11.000 Haushalte verbrauchen. Fotos: R. Busch

Buchen. (pm) In Buchen und den Stadtteilen wird im Jahr deutlich mehr grüner Strom erzeugt, als Firmen und Privatpersonen verbrauchen. Buchen ist also zumindest rein rechnerisch in Sachen Energiegewinnung autark. Schon seit Jahren genießen Maßnahmen zum Klimaschutz bei der Stadtverwaltung einen festen Stellenwert. In enger Zusammenarbeit mit den Stadtwerken informieren sich die Verantwortlichen regelmäßig über neue Möglichkeiten und Techniken und setzen sie um – mit dem Ziel, Ressourcen zu sparen.

Die Stadt Buchen erstellt jährlich im November auf Basis der Vorjahreswerte einen Bericht über die erzeugte und verbrauchte Energie auf der Gemarkung Buchen. Die Datenbasis dafür liefern die Netzbetreiber Stadtwerke Buchen und Netze BW. Die Stadtwerke betreiben das Stromnetz in der Kernstadt, Hainstadt und Hettingen, die Netze BW sind Netzbetreiber in den anderen Stadtteilen und betreiben das Umspannwerk Hettingen.

Gerade dem Stromverbrauch gilt viel Aufmerksamkeit: Durch die angestrebte verstärkte Elektrifizierung von Verkehr – Stichwort E-Autos – und Heizung wird dieser Verbrauch nämlich in Zukunft deutlich steigen.

Aus dem Bericht 2020 ergibt sich in Buchen eine installierte Windkraftleistung von 19 Megawatt (MW) Strom, den die beiden Windräder auf dem Eulsberg und die fünf Anlagen im Großen Wald bei Hettingen erzeugen. Das entspricht dem Verbrauch von rund 11.500 Haushalten (bei einem Durchschnittsverbrauch von 3500 Kilowattstunden). Zum Vergleich: Die Stadtwerke Buchen versorgen rund 11.000 Haushalte in Buchen und darüber hinaus. Deren Stromverbrauch könnte rein rechnerisch allein durch die sieben bereits bestehenden Windkraftanlagen abgedeckt werden.

Hintergrund

> 7 Windräder auf Buchener Gemarkung erzeugen im Jahr so viel Strom, wie 11 500 Haushalte verbrauchen. Zu den sieben Hettinger Anlagen sollen vier in Hainstadt hinzukommen.

> 23 Prozent des in Buchen erzeugten Stroms stammt aus Sonnenenergie.

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> 7 Windräder auf Buchener Gemarkung erzeugen im Jahr so viel Strom, wie 11 500 Haushalte verbrauchen. Zu den sieben Hettinger Anlagen sollen vier in Hainstadt hinzukommen.

> 23 Prozent des in Buchen erzeugten Stroms stammt aus Sonnenenergie. Auf Buchens Dächern sind Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 26.248 kW installiert.

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Weitere vier Windkraftanlagen sind in Hainstadt auf der Gemarkung "Welscheberg" im Bau. Durch die Kooperation bei der Realisierung des Windparks Buchen-Hainstadt leistet die Stadt Buchen einen Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz. Zudem profitieren die Bewohner Buchens ebenso wie die Stadt finanziell vom Bau des Windparks. Die gleichen Ziele werden auch beim Projekt Windpark "Buchen-Limbach" verfolgt, das im Januar den Gemeinde- und Ortschaftsräten vorgestellt wurde und sich aktuell in der Planungsphase befindet.

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Auch die Photovoltaikanlagen liefern viel regenerative Energie; auf den Dächern der Gesamtstadt sind 26.248 kW installiert. Allerdings können weder Wind noch Sonne naturgemäß konstant die gleiche Leistung liefern. Eine Biogasanlage mit 75 kW und ein Biomassekraftwerk mit 7325 kW ergänzen deren unregelmäßige Stromeinspeisung mit "grundlastfähigem", das heißt konstant erzeugtem Strom. Die installierte Gesamtleistung beträgt bereits über 52 Megawatt – damit können rund 27.500 Haushalte versorgt werden!

Für das Hallenbad und Schulzentrum betreiben die Stadtwerke ein Nahwärmenetz per Blockheizkraft (BHKW) mit 205 kW. Zusätzlich gibt es kleinere Blockheizkraftwerke bei Gewerbebetrieben. Diese Anlagen gewähren eine besonders effektive Verwertung des Brennstoffs, weil die Abwärme, die bei der Stromerzeugung quasi als Nebenprodukt entsteht, sinnvollerweise direkt vor Ort genutzt wird. Dank der effizienten Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) wird weniger Brennstoff verbraucht und eine minimierte CO2-Emission ist die Folge. Auch Blockheizkraftwerke leisten damit einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz und schonen Ressourcen.

Die Stadtwerke sind auch über die Buchener Stadtgrenzen hinaus aktiv. Seit dem Jahr 2009 sind sie mit 50 Prozent am Energiepark Neusaß, einer Freiflächen-Photovoltaikanlage mit 3220 kW, beteiligt. Und sie halten einen Anteil von 1900 kW am Windpark in Suckow im Bundesland Brandenburg. Darüber hinaus sind die Stadtwerke als Dienstleistungsunternehmen im Bereich Vertrieb und Errichtung von PV-Anlagen tätig. In dieser Funktion haben sie seit 2001 in der Region rund 1100 PV-Anlagen gebaut.

Die genannten Anlagen auf der Gemarkung Buchen, die alle dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) entsprechen, haben im Jahr 2020 insgesamt 105.492.451 Kilowattstunden regenerativen Strom erzeugt. Davon entfallen je rund 38 Prozent auf Wind, 39 Prozent auf Biomasse und rund 23 Prozent auf Photovoltaikanlagen. Dem gegenüber steht ein Gesamtverbrauch von 78.309.788 Kilowattstunden (private Haushalte, Handwerk, Landwirtschaft und Industrie). Der Anteil der EEG-Einspeisung zum Gesamtbetrag betrug somit 135 Prozent – damit ist Buchen rein rechnerisch autark, und die Bewohner samt den Gewerbetreibenden könnten nicht nur ausschließlich regenerativ erzeugten Strom nutzen, sondern sogar noch abgeben.

Da der eigenerzeugte und direkt verbrauchte Strom nicht umfänglich erfasst wird, liegt die Quote sehr wahrscheinlich noch höher. Mit den im Bau befindlichen Windrädern in Hainstadt wird sie auf fast 180 Prozent steigen. Mit diesen Zahlen liegt Buchen weit über den geforderten Zielen der Bundesregierung, in denen von 80 Prozent erneuerbarem Strom im Jahr 2030 (!) die Rede ist. Damit steuert die Stadt schon heute einen wichtigen überregionalen Beitrag zum Klimaschutz bei.

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