Finanzspritze für Forschung
Zentralinstitut für Seelische Gesundheit erhält sechs Millionen Euro von der Tschira Stiftung: "Meilenstein für die neuropsychiatrische Therapieforschung"

Wollen, dass die Forschung zu Demenz und Depression am ZI Leuchtturmfunktion hat (v.l.): Andreas Meyer-Lindenberg, Theresia Bauer, Beate Spiegel und Bernhard Eitel. Foto: Gerold
Mannheim. (hwz) Bildgebende Verfahren spielen in der Forschung und Behandlung von Menschen, die an Depressionen, Demenz, Schizophrenie oder Suchterkrankungen leiden, eine entscheidende Rolle. Das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim verfügt bereits über moderne Technik, um die Vorgänge im Gehirn sichtbar zu machen. Mit der Anschaffung eines sogenannten Zyklotrons einschließlich des dazugehörigen radiochemischen Labors ist es jedoch möglich, diese Bildgebung zu verfeinern. Die Wissenschaftler können erkennen, wie sich ein verabreichtes Medikament und verschiedene Psychotherapien im Gehirn auswirken. Die Investition kann durch eine Förderung der Klaus Tschira Stiftung in Höhe von sechs Millionen Euro getätigt werden.
Vor dem Hintergrund der Zunahme psychischer Störungen und Erkrankungen, die Menschen jedes Alters und in jeder Lebenslage treffen können, sprach Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) gar von einem "Meilenstein für die neuropsychiatrische Therapieforschung". Warum man sich von der neuen Technologie so viel verspricht, erläuterte ZI-Direktor Andreas Meyer-Lindenberg. Mit Hilfe des Zyklotrons, einem 55 Tonnen schweren Teilchenbeschleuniger, können vor Ort sogenannte Radionuklide hergestellt werden. Das sind instabile Atome, die anschließend zu radioaktiven Kontrastmitteln verarbeitet werden. Diese radiochemischen Medikamente können bereits minimalste Veränderungen in Zellen sichtbar machen, sind allerdings so kurzlebig, dass sie wenige Stunden oder sogar Minuten vor der Anwendung hergestellt werden müssen, bevor beim Patienten eine Positronen-Emissions-Tomografie (PET) durchgeführt wird. Bei diesem in der Nuklearmedizin angewandten bildgebenden Verfahren reichern sich die Radiopharmaka im Gehirn an und werden gemessen.
Gleichzeitig werden die Auswirkungen der Therapie mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) dargestellt. Die Strahlenbelastung für die Patienten ist gering, doch es darf kaum Zeit zwischen Verabreichung und Untersuchung vergehen. Deshalb wird das Zyklotron Tür an Tür zu PET und fMRT im neuen Zentrum für Innovative Psychiatrie- und Psychotherapieforschung (ZIPP) untergebracht, das Mitte 2018 fertig sein soll. Zyklotron und Labor sollen 2021 in Betrieb gehen. "Erkrankungen wie Demenzen oder Depressionen sind von großer gesellschaftlicher Bedeutung. Wir möchten das ZI dabei unterstützen, neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen, die die Optimierung von Therapien ermöglichen", betonte Beate Spiegel, Geschäftsführerin der Klaus Tschira Stiftung.
Bernhard Eitel, Rektor der Universität Heidelberg, sieht in dem Projekt eine Stärkung des gesamten Medizinstandorts Mannheim, was wiederum den Menschen in der Region zu Gute komme. Kirchturmdenken sei nicht im Sinne von Forschung, Lehre und Patientenversorgung. "Genau das hat die Metropolregion verstanden. Sie hat sich rasant entwickelt und ist als Wissenschafts- und Kulturregion zusammengewachsen", attestierte Ministerin Theresia Bauer.