"Rückkehr des Wolfs ist ein Gewinn für die Artenvielfalt"
Hessens Umweltministerin Priska Hinz hält die Sichtung eines Exemplars bei Wald-Michelbach für ein gutes Zeichen

Priska Hinz. Foto: Feige
Von Carsten Blaue
Wiesbaden. Die hessische Umweltministerin, Priska Hinz (Grüne), freut sich über die Rückkehr des Wolfs in den Odenwald bei Wald-Michelbach. Zumal keine besondere Gefahr für Menschen bestehe, wie Hinz im RNZ-Interview sagt. Für Weidetiere wie Schafe oder Ziegen empfiehlt sie dagegen eine gewissenhafte Sicherung der Herden.
Müssen die Menschen in Wald-Michelbach und Umgebung Sorge davor haben, sich im Wald aufzuhalten? Ist der Wolf dort eine Gefahr?
Es gibt keinen Grund, sich wegen der zurückkehrenden Wölfe nicht im Wald aufzuhalten. Sie sind für Menschen bei richtigem Verhalten und Schutz nicht besonders gefährlich. Wie bei anderen Wildtieren gilt, wenn Sie einem Wolf begegnen: Abstand halten, nie darauf zugehen oder gar bedrängen. Und vor allem nicht füttern.
Ist davon auszugehen, dass sich der Wolf länger bei Wald-Michelbach aufhält oder wird er "wandern"?
Auch interessant
Das ist schwer vorherzusagen. Bisher hat sich in den vergangenen Jahren kein Wolf fest in Hessen niedergelassen und ein "Revier" gebildet.
Welche Strecken kann ein Wolf pro Tag zurücklegen?
Wölfe können große Strecken zurücklegen. 50 bis 70 Kilometer am Tag oder in der Nacht sind kein Problem für sie.
Und welche Maßnahmen müssen Weidetierhalter jetzt in Wald-Michelbach und Umgebung treffen?
Die Beispiele in anderen Bundesländern zeigen, dass sich Schäden durch Wölfe zwar nicht hundertprozentig ausschließen lassen, dass es wohl aber gut praktikable und funktionierende Schutzmöglichkeiten für Weidetiere wie Schafe und Ziegen gibt. Solange die Wölfe noch umherziehen, empfehlen wir, die eigene Herdensicherung zu beachten und besonders aufmerksam zu sein. Es ist wichtig, die Elektrozäune regelmäßig zu kontrollieren. Hessen stellt jährlich 50.000 Euro zur Verfügung, um damit über die landwirtschaftliche Förderung die Tierhalterinnen und Tierhalter beim Herdenschutz finanziell zu unterstützen und den Mehraufwand für Zaunkontrollen auszugleichen. Der Landesbetrieb Landwirtschaft berät zu dem Thema und gibt eine kostenlose Broschüre für Tierhalterinnen und Tierhalter heraus, die Informationen rund um sichere Weidzäune liefert.
Wie sollte man sich verhalten, wenn man den Wolf tatsächlich zufällig zu Gesicht bekommt?
Wer einem Wolf begegnet, sollte sich ruhig verhalten und nicht hastig wegrennen. Besser ist es, langsam und desinteressiert weiterzugehen und dabei laut zu sprechen. Falls ein Wolf direkt auf einen zu rennt, etwa ein neugieriger junger Wolf, ist das beste, sich groß zu machen und in die Hände zu klatschen. Wer einen toten, kranken oder verletzten Wolf findet, sollte ihn nicht anfassen, sondern Naturschutzbehörde, Forstbehörde oder Polizei informieren.
Nabu-Landesvorsitzender Gerhard Eppler hält die Rückkehr des Wolfs in den Odenwald für ein gutes Zeichen. Sehen Sie das auch so?
Die Rückkehr des Wolfs ist ein Gewinn für die Artenvielfalt. Der Wolf gehört natürlicherweise in unser heimisches Ökosystem, insofern ist es immer ein gutes Zeichen, wenn sich ehemals ausgerottete Arten wieder aus eigener Kraft bei uns ansiedeln.