Wenn Bäume auf den Dächern gedeihen
Auf dem Gelände der Sickingerschule in der Innenstadt entsteht ein luxuriöses Wohnquartier

Nachdem die Baugrube in T 5 mit Grundwasser volllief, wird nun mit Hochdruck gearbeitet. Foto: Gerold
Von Gerhard Bühler
Mannheim. Es ist derzeit die größte Baustelle in den Mannheimer Quadraten: Auf dem Areal der ehemaligen Sickingerschule in den Innenstadtquadraten T4 und T5 kommen die Arbeiten für das geplante neue Stadtquartier sichtlich voran. Der Gebäudekomplex der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GBG, der einen großen Teil des Quadrats T4 einnimmt, ist nahezu fertiggestellt.
Restarbeiten stehen im Innenausbau sowie für den geplanten grünen Innenhof an, informierte GBG-Projektleiter Theo Schneider. Als Ersatz für das frühere Sickinger-Kinderhaus wird im Erdgeschoss ein neues Kinderhaus errichtet. "Die Räume sind bezugsfertig, an der Außenanlage wird mit Hochdruck gearbeitet", erklärt Theo Schneider. Nach den Sommerferien können zwei Kita- und zwei Krippengruppen einziehen.
Daneben enthält der vom städtischen Wohnungsunternehmen gebaute, fünfgeschossige Komplex 73 barrierefreie Ein- bis Fünfzimmerwohnungen nach Niedrigenergie-Standard. Die Größen reichen von 40 bis 148 Quadratmetern Wohnfläche. Eine Tiefgarage mit 75 Plätzen bietet auch Ladestationen für E-Mobile an. Laut GBG wurden 26,7 Millionen Euro investiert, der Durchschnittspreis für die Eigentumswohnungen soll 4600 Euro pro Quadratmeter betragen.
"Die Nachfrage ist sehr hoch, für zwei Drittel gibt es bereits Reservierungen", berichtet GBG-Sprecher Christian Franke. Erste Bewohner sollen noch im Spätjahr einziehen. Nach den vom Gemeinderat abgesegneten Plänen soll auf dem restlichen Areal in T4 ein neuer öffentlicher Platz mit Bäumen und Sitzgelegenheiten angelegt werden. Noch herrscht allerdings Baustellenzustand.
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Nahezu die gesamten knapp 5000 Quadratmeter des Nachbarquadrats T5 werden derzeit von einer riesigen Baugrube eingenommen. Der Walldorfer Projektentwickler Pfeil baut hier einen Wohnkomplex nach dem Entwurf des Stuttgarter Architekturbüros "haas cook zemmrich", der den ersten Preis in einem städtebaulichen Wettbewerb errang.
Nach der Grundsteinlegung im vergangenen Oktober sorgten im Frühjahr Hochwasser von Rhein und Neckar für ein Eindringen von Grundwasser in die Baugrube - es entstand ein regelrechter See. "Das hat uns zwei Monate gekostet. Inzwischen laufen die Arbeiten mit Hochdruck, Fundamente und Tiefgarage sind betoniert, bis Jahresende soll der Rohbau fertig sein", erläutert Architekt und Projektbetreiber Stefan Pfeil den ehrgeizigen Zeitplan.
Ausgezeichnet wurde der Entwurf der Architekten vor allem für eine Gestaltung, die eine monotone Blockrandbebauung nach altem Muster bewusst vermeidet. Vorgesehen sind zehn verschiedene Haustypen mit unterschiedlicher Fassadengestaltung und wechselnden Gebäudehöhen.
"Jedes Haus ist individuell, das Ganze ist architektonisch sehr anspruchsvoll", betont Pfeil. Neben den in ihren Höhen gestaffelten Dachterrassen sind auch die asymmetrischen Formen der Penthouse-Geschosse sehr ungewöhnlich.
Ein besonderes Merkmal bilden die begrünten Dachgärten. Dank einer dicken Schicht aus Erde und Substrat sollen hier sogar Bäume mit bis zu sechs Metern Höhe gedeihen können. Dieser Dach-Aufbau werde für ein angenehmes Raumklima in den Wohnungen darunter sorgen, kündigt Pfeil an.
Geplant sind in T5 insgesamt 147 barrierefreie Wohnungen mit 40 bis 170 Quadratmetern sowie 153 Tiefgaragenplätze im Untergrund. Pfeil nennt dafür ein Investitionsvolumen von rund 70 Millionen Euro. Wie er sagt, sollen bis Ende 2019 die ersten beiden Häuser fertig sein, 2020 folgen die übrigen.
Die Sozialquote, die der Mannheimer Gemeinderat vor einigen Wochen beschlossen hat, kommt noch nicht zum Tragen. Interessenten müssten für das anspruchsvolle Projekt entsprechende Preise einkalkulieren. "Wir haben schon viele Anfragen", berichtet Pfeil, der sich um die erfolgreiche Vermarktung keinerlei Sorgen macht.