Stadt der kurzen Wege

Hockenheimer wollen schöneren Bahnhof

Bürger und Planer diskutierten digital über nachhaltige Mobilität. Aktuelle Vorschläge für Konzept sind im Internet einsehbar.

24.03.2021 UPDATE: 25.03.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 33 Sekunden
Ein Fazit der Bürgerbeteiligung am Dienstag: Damit die Verkehrswende gelingt, muss man auch die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum verbessern. Die Hockenheimer wünschen sich zum Beispiel eine Umgestaltung der Bahnhofsanlage. Foto: Lenhardt

Von Stefan Kern

Hockenheim. Klimafreundliche Mobilität, das klingt kompliziert. Auf der einen Seite will man den Autoverkehr in der Stadt so weit wie möglich reduzieren. Auf der anderen Seite sollen die Menschen mobil bleiben, ja sogar mehr Möglichkeiten bekommen. Klingt wie ein Widerspruch, ist für Sebastian Hofer vom Planungsbüro "R+T" aber keiner. Bei einer digitalen Online-Diskussion stellte er den Hockenheimern am Dienstag seine Ideen für ein nachhaltiges Mobilitätskonzept vor. Rund 20 Bürger hatten sich zugeschaltet, um gemeinsam darüber zu sprechen.

Beim Thema Mobilität gehe es heute – anders als früher – nicht mehr nur um die schnelle Fahrt von A nach B, so Hofer. Stattdessen sei es wichtig, die Belange aller unter einen Hut zu bekommen. Dazu zählen zum Beispiel die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum und der Öffentliche Nahverkehr (ÖPNV), aber auch die Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern. Und nicht zuletzt: der Klimaschutz. Das Stichwort des Planers lautete an dieser Stelle Entschleunigung. Eine Stadt der kurzen Wege mit mehr Platz für die Menschen.

Bevor sich die Bürger mit den Planern von "R+T" an die Konzeptarbeit machten, sprach ihnen Oberbürgermeister Marcus Zeitler Mut zu. "Das wird kein Konzept für die Schublade, sondern eins, das etwas verändert", versprach er. Es sei entscheidend, das Mobilitätskonzept nicht auf einen bestimmten Verkehrsteilnehmer auszurichten, betonte Hofer. Für Christian Engel, den Leiter des städtischen Fachbereichs Bauen und Wohnen, hat der Klimaschutz oberste Priorität. Dafür müsse man den motorisierten Verkehr reduzieren. Auch Hofer will "die Mobilität so stadt- und umweltverträglich wie nur möglich machen".

Trotzdem sei für die Innenstadt keine autofreie Zone geplant, betonte der Planer. Stattdessen wolle man den Durchgangsverkehr auf überörtlichen Straßen bündeln und innerhalb der Stadt alle anderen Fortbewegungsmittel deutlich attraktiver machen. "Dazu gehört neben der Infrastruktur aber auch eine lebendige Innenstadt", wandte ein Bürger ein. Eine Stadt der kurzen Wege brauche auch entsprechende kulturelle Angebote und Nahversorgungsmöglichkeiten. Das würde sich auch positiv auf die Aufenthaltsqualität auswirken, meinte Hofer. Der Planer mahnte an, die ganze Stadt in den Blick zu nehmen. Ein Flickenteppich mit verschiedenen Lösungen schade der Akzeptanz des Konzepts.

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Hofer stellte auch Vorschläge von Bürgern vor, die bereits auf dem Tisch lagen. Zum Beispiel Tempo-30-Zonen in der Innenstadt oder ein Plan für den ruhenden Verkehr, um zugeparkte Gehwege zu vermeiden. Aber auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos stand auf der Liste, sowie mehr Einbahnstraßen. Immer wieder hatten sich einige Bürger auch für die Umgestaltung des Bahnhofareals, des Stadteingangs an der Karlsruher Straße und des Knotenpunkts beim Med-Center ausgesprochen. Die Obere Hauptstraße wollen sie optisch aufwerten. Alle waren sich einig, dass sich die Aufenthaltsqualität im Ort verbessern muss. Die Hockenheimer wünschen sich zudem bessere Radwege nach Schwetzingen, Speyer, Walldorf, Altlußheim, Neulußheim und Reilingen. Und den Ausbau von ÖPNV, Carsharing und Fahrradverleihsystemen.

Eine klare Absage gab es für die Idee, Radfahrern zu verbieten, Einbahnstraßen in der "falschen" Richtung zu nutzen. "Dafür haben wir lange gekämpft", protestierte ein Bürger. Außerdem richte sich eine solche Maßnahme gegen die Stadt der kurzen Wege. Was die Bürger in dem neuen Mobilitätskonzept bisher vermisst haben, ist der Hockenheimring. Wenn man die CO2-Emissionen senken wolle, müsse man auch den Ring in den Blick nehmen, merkte ein Bürger an. Das gilt sowohl für die Rennen selbst als auch die An- und Abfahrt Zehntausender Fans. Viele der Teilnehmer sehen im Ring einen Innovationsraum für die Mobilität der Zukunft. "Das ist natürlich ein Thema", stimmte Engel zu. Dennoch seien es vor allem viele kleine Schritte, die die Stadt voranbrächten.

Die aktuellen Pläne für das nachhaltige Mobilitätskonzept der Stadt Hockenheim kann man bis zum 19. April im Internet unter www.mitmachen-hockenheim.de einsehen. Sie hängen auch in den Fenstern der Stadthalle und im Schaukasten vor der Stadtbibliothek aus. Wer möchte, kann sich bis dahin auch noch mit eigenen Vorschlägen einbringen. Bis zum Sommer soll das Konzept dann dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vorgelegt werden.

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