Stefan Rieseberg pendelt mit dem Rad nach Heidelberg
Nur Kälte und Eis können ihn abschrecken. Seine Motivation ist auch der sportliche Ausgleich.

Von Volker Knab
Schwetzingen. Stefan Rieseberg arbeitet in Heidelberg und wohnt in Schwetzingen. Mehrmals pro Woche legt er die Strecke zwischen den beiden Städten mit dem Fahrrad zurück. Die RNZ wollte von ihm wissen, welche Erfahrungen er als Radpendler bisher gemacht hat und wo die größten Gefahrenstellen lauern.
"Ah, da sind Sie ja", sagt Rieseberg und begrüßt mich mit einem Ellenbogen-Kick. Kurz nach Feierabend passe ich ihn in der Nähe seines Arbeitsplatzes in Neuenheim ab, um gemeinsam nach Schwetzingen zurückzufahren. Seit zehn Jahren arbeitet der Apotheker in Heidelberg. Vor sechs Jahren fing er damit an, für den Weg dorthin das Rad zu nutzen. "Am Anfang nur einmal pro Woche, dann wurde es immer mehr", erinnert er sich. Inzwischen fährt er die Strecke drei bis vier Mal pro Woche. Mit Bus und Bahn ist er in all den Jahren nie gependelt.
Das Fahrrad ist mittlerweile sein bevorzugtes Verkehrsmittel. Aus Gründen des Natur- und Umweltschutzes, aber nicht nur. "Für mich ist das auch ein sportlicher Ausgleich. Ich bin schon immer gern Fahrrad gefahren", erzählt er. Bei kaltem Wetter und glatten Straßen steigt er allerdings lieber ins Auto als auf den Drahtesel. Das gilt auch, wenn er viel transportieren muss. "Sonst wird es mühselig oder stressig."

In den meisten Fällen aber genießt er das Radeln. "Es ist so schön, durch die Landschaft zu fahren. Jeden Morgen sammle ich andere Eindrücke und komme entspannt an", schwärmt Rieseberg. Damit er morgens nicht in Zeitnot gerät, macht sich der 51-jährige Vater von zwei Kindern früh auf den Weg. "Ich kalkuliere immer einen Puffer von 20 Minuten ein. Dann schaffe ich es noch rechtzeitig mit dem Auto zur Arbeit, falls ich die Fahrt mit dem Rad bei schlechtem Wetter abbrechen muss."
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Unsere Rückfahrt von Heidelberg nach Schwetzingen beginnt in Neuenheim. Wir folgen der Berliner Straße, queren den Neckar und nähern uns in Bergheim "der gefährlichsten Stelle dieser Strecke in Heidelberg", wie Rieseberg sagt. Vor uns liegt die Czerny-Brücke, wir wollen in die Bahnstadt. Von dort aus führt ein Radweg in Richtung Schwetzingen. Die Ampel an der mehrspurigen Kreuzung springt auf Gelb. Reicht die Zeit noch, um rüber zu fahren? Wir warten lieber. Als die Ampel auf Grün springt, geht es entspannt über die Brücke. Wir queren die Bahnstadt und stoßen auf den in Richtung Pfaffengrund führenden Radweg nach Schwetzingen.
Stattdessen fahren wir den parallel dazu verlaufenden Baumschulenweg entlang, vorbei am Airfield bis nach Eppelheim, wo wir die A 5 überqueren. "Das ist die schnellste Verbindung, die habe ich mir im Lauf der Zeit erkundet", sagt Stefan Rieseberg. Der offizielle Fuß- und Radweg verläuft nämlich zu großen Teilen parallel zu seiner Strecke. Allerdings ist der Boden dort teilweise mit Schlaglöchern und Wurzeln übersät, die den Asphalt anheben. Gutes Fahren fühlt sich anders an.
Generell hält sich Rieseberg oft nicht an den offiziellen Radweg von Schwetzingen nach Heidelberg. Das liegt vor allem daran, dass er sich den Platz im Pfaffengrund mit Fußgängern und Freizeitsportlern teilen muss. Da kann es mitunter eng werden, oft muss er ausweichen oder abbremsen.
Weiter geht’s in Richtung Oftersheim und Schwetzingen. In Eppelheim lassen wir den offiziellen Radweg links – beziehungsweise rechts liegen. Der würde uns an der Eissporthalle vorbei durch den Ort lotsen. Wir wollen aber über Oftersheim fahren und radeln deshalb an den Wild-Werken vorbei über die Felder bis wir auf Höhe der Reiterhöfe wieder auf den offiziellen Radweg stoßen. Dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man radelt über Oftersheim oder Plankstadt nach Schwetzingen. Stefan Rieseberg nimmt immer den Weg über Oftersheim, weil er so schneller zu Hause ankommt.
Wir überqueren die B 535 auf Höhe von Oftersheim und nehmen Kurs aufs Bellamar. Der breite, asphaltierte Landwirtschaftsweg wird auch von Radfahrern, Fußgängern und Freizeitsportlern genutzt. Im Gegensatz zu den engen Verhältnissen im Pfaffengrund und in Eppelheim stockt der Verkehr hier aber nur selten. "Nachts ist es manchmal sehr einsam, aber auch sehr schön", erzählt Rieseberg. Vom Radfahren abhalten kann ihn das nicht. Nur wenn es zu kalt oder glatt ist, dreht er morgens wieder um und nimmt stattdessen das Auto.
Von dem geplanten Radschnellweg zwischen Heidelberg und Schwetzingen verspricht sich der Pendler eine Zeitersparnis für seinen täglichen Arbeitsweg: "Der Radschnellweg wäre super, weil es dann endlich eine direkte, gut ausgebaute Strecke für Radfahrer gäbe."



