Mannheim/Heidelberg

Rad-Demo verlangt mehr Tempo beim Bau des Radschnellwegs

Rund 1000 Radaktivsten waren am Wochenende dabei - Radschnellweg zwischen beiden Städten wird entgegengefiebert

04.07.2021 UPDATE: 05.07.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 41 Sekunden
Symbolischer Höhepunkt für die Radaktivisten war die Fahrt über die A 656 zwischen dem Kreuz Neckarau und dem Mannheimer Stadteingang. Foto: Gerold

Von Wolf H. Goldschmitt und Carsten Blaue

Mannheim/Heidelberg. Rund 1000 Radaktivisten aus der gesamten Region haben am Sonntag mit einer Fahrt von Heidelberg nach Mannheim für einen raschen Bau des Radschnellwegs zwischen beiden Städten demonstriert. Das Motto war eine ungeduldige Forderung: "Radschnellweg Rhein-Neckar jetzt!". Symbolisch wichtig war für die Organisatoren rund um den Fahrradclub ADFC, dass ein Teil der Strecke über die A 656 führte – vom Kreuz Neckarau aus in Richtung Mannheim. Ein Zeichen dafür, dass auch Fahrradfahrer künftig Verbindungen bekommen, auf denen sie flott, mit Vorrang und ausreichend Platz vorankommen. Die Demo verlief ohne Zwischenfälle, glich einer entspannten Radtour und wurde von der Polizei sowie einer großen Zahl von Ordnern des ADFC und des Radsportvereins Heidelberg abgesichert.

Michael Fröhlich, der Geschäftsführer des ADFC Rhein-Neckar, staunte nicht schlecht, als er um 11 Uhr die abgesperrte Ebert-Anlage hinaufschaute: "Das ist richtig viel hier." In der bunten Menge großer und kleiner Radfahrer war so ziemlich alles zu finden, was zwei Räder hat: Liegeräder, Tretroller, E-Bikes, Klappräder, Tandems aller Art, zu Musikanlagen umfunktionierte Lastenräder, Rennräder und, ja, auch ganz normale Räder. Schnittig das dunkle Modell des Heidelberger Oberbürgermeisters Eckart Würzner, der mit seinem Mannheimer Amtskollegen Peter Kurz die Schirmherrschaft für die Demo übernommen hatte.

Angekommen: Im Ehrenhof des Mannheimer Schlosses fand die Abschlusskundgebung der Rad-Demo statt. Foto: Gerold

Vor der Abfahrt auf dem Ebert-Platz bekräftigte Würzner auf Anfrage, dass er hinter deren Motto steht: "Auch uns geht das alles nicht schnell genug. Diese Planfeststellungsverfahren dauern einfach viel zu lange." Sicher müssten entlang der Radschnellverbindung viele Interessen in Einklang gebracht werden. Das Problem seien aber die "Zeitachsen der Realisierung". Sieben Jahre für ein solches Projekt seien einfach zu viel: "Da läuft uns die Zeit weg." Man müsse gemeinsam Wege finden, dass das schneller geht.

Bei der Radschnellverbindung zwischen Heidelberg und Mannheim ist also immer wieder von Tempo die Rede. Dagegen ließen es die Radaktivisten auf der Demo-Strecke sehr gemütlich angehen. Da war unterwegs sogar Zeit für ein Eis. Oder für einen Plausch mit Autofahrern und Spaziergängern, die nicht schlecht staunten über den Riesenpulk. Die Stimmung war freundlich entlang der Strecke. Sogar aus wartenden Autos heraus gab es freundliche Gesten, Winken, Klatschen. Der Polizei war es zu verdanken, dass es nirgendwo richtig große Staus gab, nicht mal auf der B 38 a in Richtung Autobahn. Jürgen Becker vom Verkehrsdienst Mannheim hatte die Einsatzleitung über acht Motorräder, das Spitzen- und das Schlussfahrzeug sowie drei Streifenbesatzungen an der Strecke. Die Heidelberger Ebert-Anlage war für die Aufstellung der Radfahrer abgesperrt worden. Hier trudelten auch die "Sternfahrer" ein, die sich in Gruppen aus der Umgebung auf den Weg gemacht hatten. Knapp zwei Stunden waren dann für die 24 Kilometer von Heidelberg über Edingen, Seckenheim und Neuostheim bis zum Ehrenhof des Mannheimer Schlosses eingeplant.

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Hier trudelte der Tross gegen 13 Uhr zur Abschlusskundgebung ein. Dirk Schrotz aus Schönau im Odenwald war der Erste. "Eine tolle Aktion", lobte er nach insgesamt 40 Kilometern Anfahrt. Und auch Fröhlich war zufrieden. Den Demonstranten rief er zu: "Ihr habt gezeigt, dass immer mehr Menschen bereit sind, für ein Umdenken in die Pedale zu treten." Mannheims Baubürgermeister Ralf Eisenhauer meinte, die Demo habe "ein deutliches Zeichen für die Verkehrswende der Zukunft gesetzt". Das Thema Fahrrad in den Städten müsse auch künftig präsent gehalten werden, so der SPD-Kommunalpolitiker.

Vorne dabei: Mannheims Baudezernent Ralf Eisenhauer und Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner (r.). Foto: Rothe

Würzner schwärmte von der höheren Lebensqualität in der City, wenn der Autoverkehr weniger werde. Im Überschwang der Begeisterung forderte er: "Infiziert heute möglichst viele." Um sofort zu erläutern, wie er es meint: "Mit dem Fahrradvirus natürlich." Dank E-Bikes, so Würzner, würden Strecken wie zwischen Heidelberg und Mannheim künftig noch viel häufiger und von mehr Menschen auf zwei Rädern bewältigt. "Und deshalb brauchen wir eine sichere und direkte Radschnellverbindung zwischen unseren Städten. Die heutige Demo hat gezeigt, wie groß und dringend der Bedarf dafür ist."

Die Demonstrations-Radtour begann in der Heidelberger Ebert-Anlage. Foto: Rothe

In Heidelberg sei das Fahrrad schon heute das wichtigste Verkehrsmittel, und die Stadt investiere Millionen in den Ausbau von Fahrradwegen, den Bau eines Fahrradparkhauses am Hauptbahnhof oder eine Radbrücke über den Neckar.

Auch Clara McKellar vom ADFC Rhein-Neckar unterstrich die Bedeutung der neuen Trasse für die Verkehrswende: "Und Radschnellweg heißt für uns nicht nur eine schnelle Verbindung schaffen, sondern auch, dass dieser Weg schnell kommen muss."

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