Der Wirbel um das "Hotel Atlanta" ist vorbei
Mangelnde Hygiene in der Geflüchtetenunterkunft sorgte für Diskussionen - Nun sind die Räume wieder "sauber und ordentlich"

Von Stefan Kern
Schwetzingen. Die hygienische Situation im "Hotel Atlanta" hatte in den vergangenen Monaten für Wirbel gesorgt. "Dabei wird hier nichts unter den Teppich gekehrt", betonte Bürgermeister Matthias Steffan beim Runden Tisch "Integration". Dieser tagte am vergangenen Dienstag zum ersten Mal öffentlich im Schwetzinger Rathaus.
Das ehemalige Hotel dient seit 2017 zur kommunalen Anschlussunterbringung von Geflüchteten. "In der Unterkunft gab es einige Schwierigkeiten", räumte Steffan ein. Allerdings seien diese mittlerweile behoben worden. Das Urteil des Gesundheitsamts des Rhein-Neckar-Kreises nach einer Begehung sei eindeutig ausgefallen: "Die Räume im Atlanta sind sauber und ordentlich."
Das bestätigte auch der städtische Integrationsbeauftragte, Markus Liu-Wallenwein. Auf Empfehlung des Gesundheitsamts habe man einige Putzaktionen begleitet und damit einen nachhaltigen Effekt erzielt. Viele junge Männer an einem Ort seien in Sachen Sauberkeit völlig unabhängig von der Nationalität mehr oder weniger problembehaftet, sagte Liu-Wallenstein. Dabei mangle es den Bewohnern nicht an Einsicht. "Sie wussten, dass das ihr Problem ist und dass sie das selbst bewältigen müssen", so der Integrationsbeauftragte.
Rita Erny, die Sprecherin des städtischen Arbeitskreises Asyl, wertete dies als Zeichen dafür, dass die Integration in Schwetzingen auf einem guten Kurs sei. Das bekräftigten auch ihre Mitstreiterinnen Johanna Senn-Dietrich vom Café International, Susanne Bertrand-Baumann von der Lernbegleitung und Anne Kirchner vom Frauencafé. Das Café International laufe gut, berichtete Johanna Senn-Dietrich: "Wir haben jeden Donnerstag die Bude voll."
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Leider seien meist nur wenige Einheimische dabei. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Frauencafé. "Das Frauencafé ist ein Ort des Seins und Ankommens", betonte Kirchner. Hier könnten die Frauen in einem geschützten Raum die hiesige Kultur kennenlernen. In diesem Rahmen entsteht derzeit auch ein Theaterprojekt: Unter dem Titel "No where land - now here land" zeigen Frauen Wege in die Mitte der Gesellschaft auf. An dem Heidelberger Projekt nehmen auch fünf Frauen aus Schwetzingen teil. Das Stück führen sie am 19. November im Theater am Puls auf. "Was noch fehlt, sind Sponsoren", so Kirchner.
An der Lernbegleitung nehmen derzeit nur wenige Kinder teil, wie die Ehrenamtlichen berichteten. Der Bedarf sei zwar höher, könne aber mit der aktuellen Besetzung nicht aufgefangen werden. Ein Problem, das sich durch sämtliche Arbeitskreise ziehe.
"Wir haben zu wenige Ehrenamtliche", betonte Erny. Liu-Wallenwein betonte, dass es bei dieser Arbeit nicht um große Verpflichtungen gehe. "Manchmal reicht es schon, wenn man alle zwei Wochen eine Stunde lang für die Hausaufgabenbetreuung aufbringen kann."
Im vergangenen Jahr habe man 1740 Beratungen rund um die Themen Asyl uns Wohnungs- und Jobsuche absolviert, berichteten die beiden Integrationsmanager Dominique Inzunza de Vargas und Kpatcha Sogoyou. Außerdem halfen sie, Anträge für Förderungen, Einschulungen und Kindergärten zu stellen. Im ersten Quartal 2019 leisteten die beiden 581 Beratungen. Die Finanzierung dieser Arbeit wird gemeinsam mit dem Land für ein weiteres Jahr gewährleistet.
In die neue Unterkunft in den Tompkins Barracks werden die ersten Bewohner wohl erst im Herbst einziehen. Für die Ehrenamtlichen bedeute dies keine neuen Aufgaben, sagte Matthias Steffan. Die Geflüchteten blieben dort nur vier bis sechs Wochen und würden dann weiterverteilt. Zum Schluss verkündete Rita Erny noch eine erfreuliche Nachricht: Schwetzingen ist zur Verleihung des baden-württembergischen Integrationspreises am 21. Mai in Stuttgart eingeladen. "Allein das ist eine schöne Anerkennung", sagte Rita Erny. "Ob wir gewinnen? Das sehen wir dann."



