Rhein-Neckar

Trotz Trockenheit wirds mehr Hochwasser geben

Statistik belegt Tendenz zu Starkregen - Dieser ist schwer vorherzusagen

29.11.2018 UPDATE: 30.11.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 44 Sekunden

Beim Hochwasserforum der Metropolregion kamen auch die verheerenden Unwetterschäden in Braunsbach vor zwei Jahren zur Sprache. Foto: dpa

Von Harald Berlinghof

Rhein-Neckar. Das nächste Hochwasser kommt bestimmt, sagen Wetterexperten, die sich mit Extremwettersituationen beschäftigen. Zwei Schlagworte benutzen sie dabei immer wieder - auch beim 18. Hochwasserschutzforum der Metropolregion Rhein-Neckar in den Räumen der IHK Pfalz in Ludwigshafen: Starkregenereignis und hundertjähriges Hochwasser. Ersteres ist kaum vorherzusagen und damit schwer in den Griff zu bekommen. Letzteres ist ein statistisches Phänomen, auf das man sich vorbereiten kann - das aber auch viel Geld kostet.

In Hockenheim rüstet man sich seit Jahren für ein hundertjährliches Hochwasser. Vor allem das Schulzentrum wäre davon betroffen. Man hat aus der Not eine Tugend gemacht und die Umgestaltung zweier kanalisierter Bachsysteme nahe des Ortszentrums so geplant, dass die Überflutungssicherheit gegen ein extremes Hochwasser gegeben ist und gleichzeitig ein ökologisch gestaltetes Naherholungsgebiet entsteht. 13,8 Millionen Euro investieren Stadt und Land in das Projekt.

Terminlich lag das 18. Hochwasserschutzforum allerdings eher ungünstig. Denn niemandem in der Region bereitet im Moment ein Hochwasser Sorge. Genau das Gegenteil ist der Fall, denn der Rhein hat seit Monaten zu wenig Wasser. Die Industriebetriebe sind davon betroffen, weil die Rheinschifffahrt beeinträchtigt ist. Aber auch Niedrigwasser ist ein Ergebnis des Klimawandels, wie Fred Hattermann vom Potsdamer Institut für Klimaforschung darlegte.

Klima sei etwas anderes als Wetter, machte er deutlich. Ein Starkregen-Ereignis, das bei 15 Litern Regen je Quadratmeter pro Stunde beginnt und bei mehreren Hundert Litern in demselben Zeitraum seinen bisherigen Rekord hat, entsteht völlig unvorhersehbar. Es kann nicht vorausgesagt werden. Wenn es begonnen hat, können Meteorologen wenigstens die Zugrichtung vorhersagen und wie schnell es vorankommt. Auf der Grundlage dieser Daten werden die Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes entwickelt. Die Vorwarnzeiten bleiben trotzdem kurz. 30 Minuten sind da keine Seltenheit, bevor wahre Sturzbäche vom Himmel fallen.

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So geschehen auch zweimal im Sommer in Landau in der Pfalz. Von den Dächern schossen Wassermassen in die Vorgärten, die einer Wand glichen. "Die Regenrinnen waren überfordert", so Bernhard Ecke, Chef der Landauer Entsorgungs- und Wirtschaftsbetriebe. Tiefgaragen wurden zu Regenrückhaltebecken. Die Radiologie im Untergeschoss des Krankenhauses lief voll und war sechs Wochen außer Betrieb.

Die Straßen der Innenstadt wurden zu Klein-Venedig. Seit 1993 habe man keine Regenereignisse in dieser Stärke mehr gemessen, so Eck. Auch in Braunsbach im Main-Tauber-Kreis hatte 2016 ein Starkregenereignis für gewaltige Schäden gesorgt, als Schlamm und Geröll durch das kleine Tal rauschten.

Fakt ist, dass sowohl Starkregenereignisse als auch Rekordhochwasser auch in der Region tendenziell immer häufiger vorkommen, wie der Experte aus Potsdam statistisch belegte. Man habe robuste Aussagen zu einem Trend. Als Vorbeugung ist das Land Baden-Württemberg bemüht, den Kommunen einen Leitfaden an die Hand zu geben, wie sie ein Starkregen-Risikomanagement aufbauen können. Vor allem Abflussrichtungen der Wassermassen müssen dazu bekannt sein. Gegenwärtig läuft unterstützend eine neue, detailliertere Bodenvermessung. Das gesamte Land wird dafür beflogen.

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