Rhein-Neckar-Region

Eine ungemütliche Silvesternacht für die Einsatzkräfte

Brände, Schlägereien und Ruhestörungen trübten die Freude über den Jahreswechsel

01.01.2019 UPDATE: 02.01.2019 06:00 Uhr 5 Minuten, 6 Sekunden

Der tödliche Unfall ereignete sich auf der L 592 bei Ittlingen. Foto: Buchner

Rhein-Neckar. (schat/jubu/cab) Für Polizei, Feuerwehren und Rettungsdienste in der Region begann das neue Jahr alles andere als ruhig und friedlich. Es gab Verletzte bei Übergriffen, Brände und einen Toten bei einem tragischen Verkehrsunfall. Hier ein Überblick, was bislang aus der Silvesternacht bekannt geworden ist.

Böller auf Menschen gerichtet

Polizisten hatten auch rund um den Mannheimer Wasserturm viel zu tun. Foto: Gerold

> Mannheim. Vor allem am Wasserturm und auf den Planken ging es um Mitternacht hoch her. Nach Angaben der Polizei wurden hier über eine Stunde lang schwere Feuerwerkskörper abgebrannt. Viele davon richteten Verantwortungslose völlig unkontrolliert auf die Menge der Feiernden. Drei von ihnen erlitten Brandverletzungen und mussten von den Rettungsdiensten versorgt werden. Sanitäter und Polizisten blieben unversehrt. Einen Verletzten gab es auch an einer anderen Stelle der Quadratestadt. Hier hatte ein 18-Jähriger kurz nach dem Jahreswechsel seine Böller nicht nur auf eine Menschenmenge abgefeuert, sondern auch auf eine Polizeistreife. Die Beamten nahmen ihn fest.

Polizisten und Partygäste angegriffen

> Mannheim. In der Neckarstadt wurde ein Mann in seinem Auto von einer Menschengruppe aufgehalten. Der Autofahrer zog eine Schreckschusspistole und bedrohte einen 30-Jährigen. Dieser entriss dem Fahrer die Waffe und feuerte mehrfach auf dessen Wagen. Der Autofahrer flüchtete zu Fuß, seine Beifahrerin blieb im Auto sitzen, und ein Zeuge rief die Polizei. Als die Beamten eintrafen und die Leute vor Ort kontrollieren wollten, eskalierte die Situation. Die Polizisten, die gleich mit mehreren Streifen angerückt waren, wurden mit Faustschlägen traktiert und leicht verletzt. Den Angaben zu folge, standen den Ordnungshütern etwa 50 bis 60 Angreifer gegenüber. Die Beamten verwendeten Pfefferspray gegen die Schläger. Vier Menschen wurden festgenommen, sind aber wieder auf freiem Fuß. Die Schreckschusswaffe stellte die Polizei sicher und ermittelt nun unter anderem wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz, gefährlicher Körperverletzung und Widerstands gegen Polizeibeamte. "Ein Solidarisieren zweier Parteien, die sich in einer solchen Anzahl gegen Maßnahmen der Polizei wenden, erleben wir nicht alle Tage", sagte ein Polizeisprecher. Drei Polizisten wurden verletzt und erlitten Platzwunden und Prellungen, nahmen aber weiter am Einsatz teil. 

> Neckarbischofsheim. Hier endete eine familiäre Silvesterparty in einer Garage mit der gewalttätigen Randale einer Gruppe von rund zehn Personen. Diese haben die Party gestürmt, Bierbänke umgeworfen und auf die Gäste eingeschlagen. Ein 21-Jähriger musste ins Krankenhaus. Er erlitt Verletzungen durch Tritte. Der Grund für den Überfall war eine Auseinandersetzung des 48 Jahre alten Gastgebers mit einem Autofahrer. Dieser war kurz nach Mitternacht an dem Grundstück geradezu vorbeigerast. Wie es dem 48-Jährigen gelang, das Auto zu stoppen, ist unklar. Jedenfalls beschwerte er sich beim Fahrer über sein gefährliches Verhalten und führte ihm vor Augen, dass auch Kinder am Straßenrand standen. Als der Mann am Steuer wütend aussteigen wollte, drückte der 48-Jährige die Fahrertür zu. Daraufhin fuhr der Mann mit hoher Geschwindigkeit davon. Wenige Stunden später kam er aber zurück und hatte Verstärkung mitgebracht. Nachdem die Gruppe die Party verwüstet hatte, verschwand sie, um später noch einmal wiederzukommen und erneut auf die Gäste einzuschlagen. Neben dem 21-Jährigen wurden auch der Gastgeber und ein 17-Jähriger leicht verletzt. Die Polizei hat bislang keine Tatverdächtigen festgenommen.

Mann bei Autounfall gestorben

> Ittlingen. In Ittlingen nahm eine Silvesterparty ein besonders tragisches Ende. Ersten Informationen der Polizei zu Folge hatte ein Mann gegen 0.30 Uhr die Fete verlassen und lief auf die Landesstraße zwischen Ittlingen und Reihen. Hier wurde er von einem Seat erfasst und überrollt, der auf der L 592 in Richtung Ittlingen fuhr. Das noch unbekannte Unfallopfer zog sich hierbei so schwere Verletzungen zu, dass es noch an der Unfallstelle reanimiert werden musste. Der Mann erlag wenig später seinen Verletzungen in einer Klinik. Die beiden Fahrzeuginsassen aus dem Landkreis Ludwigsburg erlitten Schocks und mussten medizinisch betreut werden. Die Ermittlungen, insbesondere ob das Unfallopfer unter Alkoholeinwirkung stand, dauern an und werden vom Polizeipräsidium Heilbronn geführt. Die Feuerwehren aus Ittlingen, Sinsheim, Steinsfurt und Reihen waren mit einem Großaufgebot an die Einsatzstelle geeilt. Denn erst hieß es, dass der Pkw in eine Menschenmenge gerast sei und Personen unter dem Auto klemmten. Doch auch so war der Unfall schlimm genug. Die L 592 war während der Unfallaufnahme und der Bergung über mehrere Stunden gesperrt.

Mit Feuerwerk Brände ausgelöst

> Mannheim. In der ersten Stunde des neuen Jahres musste die Mannheimer Berufsfeuerwehr gleich zwei Balkonbrände an Mehrfamilienhäusern löschen, die noch glimpflich ausgingen - einen in der Neckarstadt-West, einen anderen im Stadtteil Lindenhof. Bei den Einsätzen wurde niemand verletzt, und die Feuerwehrkameraden konnten verhindern, dass die Brände auf die Häuser übergreifen. So musste auch niemand evakuiert werden. Die fünf Personen, die sich in der Wohnung am Einsatzort in der Neckarstadt-West aufhielten, brachten sich selbst in Sicherheit. Der Sachschaden wurde von der Polizei mit insgesamt rund 11.000 Euro beziffert.

Mit rund 250 000 Euro Sachschaden schlug der Brand in einem Betrieb für Textilrohstoffe und -recycling in Haßmersheim zu Buche. Foto: Schattauer

> Haßmersheim. Dagegen schlug das Feuer in einer Gewerbehalle eines Textilrohstoff- und -recyclingunternehmens in Haßmersheim am Silvesterabend mit rund 250.000 Euro zu Buche. Ganze Stapel von gepressten Kunststoffsäcken gingen hier in Flammen auf - und auch ein wertvoller Oldtimer, der in der Halle abgestellt war. Zwar griff das Feuer auf ein angrenzendes Gebäude über. Jedoch konnten es die Einsatzkräfte verhindern, dass auch ein Lager in Mitleidenschaft gezogen wurde, in dem gleich tonnenweise Stoff- und Kleiderreste gelagert waren. Rund drei Stunden lang kämpften Floriansjünger mehrerer Wehren noch vor dem Jahreswechsel gegen die Flammen an. Ganz klar ist die Ursache nicht. Zeugen wollten aber gesehen haben, wie mehrere Personen ganz in der Nähe und kurz vor Ausbruch des Brandes mit Feuerwerkskörpern hantiert haben.

In der Silvesternacht stand dieser BMW in Schwetzingen in Flammen. Foto: Priebe

> Neckarelz. Das neue Jahr hatte gerade erst begonnen, als die Feuerwehrleute den Brand einer Dachgeschosswohnung im dritten Stock eines Mehrfamilienhauses in Neckarelz zu löschen hatten. Den Angaben zufolge war eine Feuerwerksrakete durch das offene Fenster eines Kinderzimmers geflogen. Die Menschen im Haus konnten sich rechtzeitig ins Freie retten und kamen mit dem Schrecken davon, weil ein Bewohner den Brand von außen bemerkt hatte, danach durch die Stockwerke eilte und alle warnte. So wurde auch niemand verletzt. Die Wohnung ist jetzt allerdings unbewohnbar. Der Sachschaden betrug gut 150.000 Euro.

> Lautertal. Was einen Mann in Lautertal im Kreis Bergstraße dazu bewogen hat, in seiner Küche kurz vor dem Jahreswechsel einen Silvesterknaller zu zünden, bleibt sein Geheimnis. Jedenfalls hatte sein fahrlässiges Verhalten auch für ihn selbst schwere Folgen. Der Böller löste einen Brand aus, den der Bewohner löschen konnte. Jedoch war die Rauchentwicklung so stark, dass er kurz bewusstlos wurde. Die Glut habe zudem den hölzernen Küchenschrank erfasst, berichtete die Polizei. Der Mann kam demnach mit einer leichten Rauchvergiftung ins Krankenhaus. Der Sachschaden wurde auf 2500 Euro geschätzt.

> Schwetzingen. Ausnahmsweise kein Feuerwerkskörper, sondern ein technischer Defekt sorgte dafür, dass die Schwetzinger Feuerwehr zu Beginn des neuen Jahres einen BMW M 5 löschen musste. Als die Kameraden am Einsatzort ankamen, stand das Auto schon in hellen Flammen. Dieses war übrigens ausgerechnet in einer Feuerwehr-Zufahrt geparkt worden.

Die Gesamtbilanz

> Bezirk des Polizeipräsidiums Mannheim. Insgesamt haben Polizei und Feuerwehr in der Silvesternacht 24 Brand-Einsätze im Gebiet des Polizeipräsidiums Mannheim gezählt. Außerdem gingen drei Fahrzeuge in Flammen auf. Auch diese Feuer wurden durch Feuerwerkskörper ausgelöst.

Genau 94 Mal musste die Polizei bei Auseinandersetzungen einschreiten. Dabei gab es 30 Körperverletzungen, und vier Personen leisteten Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. In 50 Fällen mussten die Beamten Streitigkeiten schlichten. An weiteren zehn Einsatzorten randalierten Personen. Darüber hinaus sind der Polizei bislang 16 Sachbeschädigungen bekannt geworden, außerdem wurden 42 Ruhestörungen angezeigt. Wegen Sexualdelikten in der Silvesternacht habe es bisher keine Anzeigen gegeben, hieß es. Wie die Polizei weiter berichtete, musste der Straßenbahnverkehr in Mannheim am Wasserturm und am Eingang der Planken rund um den Jahreswechsel eingestellt werden, weil sich hier etwa 3500 Personen aufhielten, um das neue Jahr zu begrüßen. Besonders viel los war zudem am Friedrichsplatz, auf beiden Neckarbrücken sowie am Paradeplatz, am Marktplatz und am Alten Messplatz.

> Bezirk des Polizeipräsidiums Heilbronn. Auch hier war die Silvesternacht arbeitsreich. Das Polizeipräsidium Heilbronn hat insgesamt 128 Einsätze registriert. Auch hier waren es vor allem Streitigkeiten, Körperverletzungen und betrunkene Randalierer. Ab 2 Uhr am Neujahrsmorgen häuften sich die Anzeigen wegen Ruhestörung; am Ende waren es insgesamt 20. Ferner gab es vier Brände.

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