Rhein-Neckar

Hitze bringt Wald an Belastungsgrenze

Manfred Robens ist neuer Chef des Kreisforstamtes im Rhein-Neckar-Kreis – Sein größter Wunsch: ein Monat Dauerregen

07.08.2019 UPDATE: 08.08.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 11 Sekunden

Sonnenstrahlen bahnen sich ihren Weg durch den Wald auf dem Schriesheimer Ölberg. Foto: Kreutzer

Rhein-Neckar. (sha/zg) Seit dem 1. Juli leitet Manfred Robens das Kreisforstamt im Rhein-Neckar-Kreis. Er ist Nachfolger von Dieter Münch, der zum Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg in Stuttgart gewechselt ist. Robens ist nun Chef von 65 Mitarbeitern und für knapp 40.000 Hektar Wald – davon 22.000 Hektar Kommunalwald, 10.000 Hektar Staatswald und 8000 Hektar Privatwald – zuständig.

In Zeiten des Klimawandels übernimmt Robens eine spannende und schwierige Aufgabe. Sein erstes Fazit vom Zustand der Wälder im Rhein-Neckar-Kreis ist jedenfalls ernüchternd. "Die Trockenheit und Hitze in den Sommermonaten 2018 und 2019 bringen viele Waldbestände an – und teilweise über – ihre Belastungsgrenze", wird er in einer Mitteilung aus dem Landratsamt zitiert. "Die Kiefernwälder im Rheintal vertrocknen, die Fichtenwälder im Odenwald werden von Borkenkäfern zerstört, und die Buchenwälder im Kraichgau zeigen teilweise erschreckende Kronenverlichtungen", macht der neue Chef des Kreisforstamtes deutlich, dass es schlecht um den Wald steht.

Genaue Zahlen zu den Schädigungen könne er allerdings nicht nennen, sagt Robens gegenüber der RNZ, die ihn erreicht, als es gerade massiv regnet. Freut er sich beim Blick aus dem Fenster? "Freuen würde ich mich, wenn es noch einen Monat genauso weiter regnet", entgegnet Robens. Der Regen der letzten beiden Tage reiche gerade einmal aus, um die oberen zehn bis zwanzig Zentimeter des Bodens zu durchfeuchten. Bis der Boden die Durchfeuchtung erreiche, die er vor Jahren einmal gehabt habe, werde es Jahre dauern. "Ausreichend Regen vorausgesetzt", zeichnet Robens ein düsteres Szenario. "Deshalb ist es unsere größte Herausforderung, den kommenden Generationen gesunde, funktionsfähige Wälder zu hinterlassen, die im künftigen Klima gedeihen können. Dafür gibt es keine Blaupause. Wir müssen experimentieren und Erfahrungen sammeln. Auch mit Baumarten, die bisher nicht bei uns vorgekommen sind", wirft er einen Blick in die Zukunft. Wichtig sei ihm besonders die Weiterentwicklung der naturnahen Waldwirtschaft unter den Vorzeichen des Klimawandels.

Der im Rheinland bei Düren aufgewachsene Robens studierte an der Universität Freiburg Forstwissenschaften. Nach dem Referendariat und der Großen Forstlichen Staatsprüfung wurde er in den Landesdienst übernommen. Verschiedene Tätigkeiten unter anderem in der Forsteinrichtung auf der Schwäbischen Alb, beim Forstamt Karlsruhe und der Forstdirektion Karlsruhe stehen in seiner Vita, bis er im August 2004 die Geschäftsführung des Naturparks Neckartal-Odenwald in Eberbach übernahm. Im September 2012 wechselte der heute 54-Jährige zum Kreisforstamt im Rhein-Neckar-Kreis, wo er bisher den Forstbezirk Odenwald leitete.

Neben den Auswirkungen des Klimawandels warten noch weitere Aufgaben auf den neuen Amtsleiter, heißt es in der Mitteilung. Als Folge der Beschlüsse im Rahmen der Kartellrechtsauseinandersetzung müsse das Kreisforstamt neu organisiert werden. "Nachdem die Ausgliederung des Staatswaldes beschlossene Sache ist, sind wir momentan dabei, die Strukturen für ein funktionsfähiges Kreisforstamt zur Beratung und Betreuung des Kommunal- und Privatwaldes aufzubauen", informiert Robens.

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Wichtig sei es, dass das Kreisforstamt auch weiterhin den Kommunen und Privatwaldbesitzern unter den neuen Vorzeichen den gewohnt guten Service als umfassender Dienstleister für den Wald anbieten könne.

"Unter diesen schwierigen Rahmenbedingungen ist es unsere Aufgabe, die vielen und teilweise sehr unterschiedlichen Anforderungen an den Wald unter einen Hut zu bringen", so Robens. Das sei in einer so dicht bevölkerten Gegend wie dem Rhein-Neckar-Kreis sehr anspruchsvoll.

Denn der Wald solle der Erholung der Menschen dienen, Raum für vielerlei sportliche Betätigung bieten, Rückzugsraum für Pflanzen und Tiere und nicht zuletzt die Quelle des nachwachsenden und nachhaltig bewirtschafteten Rohstoffs Holz sein. "Diese unterschiedlichen Sichtweisen führen manchmal zu Konflikten", so Robens. Daher sehe er es als Daueraufgabe an, das Verständnis für die Holznutzung zu stärken.

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