Globale Erwärmung

Wie der Klimawandel die Metropolregion verändert

Die Szenarien, was bei steigenden Temperaturen passieren dürfte, sind längst durchgerechnet - doch was bedeutet das für unsere Region?

26.07.2019 UPDATE: 03.08.2019 06:00 Uhr 7 Minuten, 32 Sekunden

Von Alexander R. Wenisch und Stefan Kern

Die Szenarien, was bei steigenden Temperaturen passieren dürfte, sind längst durchgerechnet – 
doch was bedeutet das für unsere Region? Worauf müssen wir uns in den kommenden Jahrzehnten einstellen? Wir werfen Schlaglichter auf wahrscheinliche Veränderungen, zeigen aber auch auf, 
an welchen Stellen bereits reagiert wird.

Flüsse werden unberechenbarer

BASF reagiert mit Logistik – Protest gegen Dämme

Der Verbundstandort der BASF in Ludwigshafen am Rhein. ​Foto: BASF

Die gute Nachricht: Baden-Württemberg ist reich an Grundwasser – und wird es bleiben. Die Menge der jährlichen Niederschläge wird sich nach Ansicht der Klimaforscher wenig ändern. Was sich aber ändern wird, ist die Niederschlagsverteilung: Schon jetzt sind die Sommer trockener und die Winter feuchter als früher. Verantwortlich dafür ist die Zunahme der Westwetterlagen in den Wintermonaten, die viel Niederschlag mit sich bringen. Damit einher geht eine Häufung der Hochwasserereignisse in den letzten 30 Jahren. Dies wird sich verstärken – verbunden wiederum mit häufigeren Niedrigwassern im Sommer in den Flüssen.

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Das wird getan: Im vergangenen Jahr hatte gerade die Ludwigshafener BASF massiv mit dem lang anhaltenden Niedrigwasser des Rheins (Foto: BASF) zu kämpfen. Darauf will sich der Konzern nun besser vorbereiten. Erstens werden zwei weitere Rückkühlwerke gebaut. Diese ermöglichen es, Rheinwasser mehrmals für Kühlzwecke zu verwenden, bevor es wieder in den Fluss zurückgeleitet wird. Dadurch wird das Werk unabhängiger vom Rheinpegel. Zweitens setzt der Konzern auf die Vernetzung von Daten: Künftig sollen noch genauere Langzeitprognosen für Wetter, Wasserstände und Lieferketten erstellt werden, um in Extremlagen besser reagieren zu können.

Und auch das Thema Hochwasser ist in Mannheim ein großes Thema. Der Rheindamm zwischen Neckarau und Lindenhof soll für künftige Extremlagen gerüstet werden. Dazu müssten mehr als tausend Bäume gefällt werden, die die Stabilität der künstlichen Böschung gefährden. Sagt das Regierungspräsidium Karlsruhe. Doch das löst in dem Anrainer-Stadtteil Lindenhof erhebliche Proteste aus.

Hintergrund

Die sehr heißen Sommertage der letzten Wochen machen es jedem deutlich: Das Klima wandelt sich. Es gibt diverse Modelle, die uns aufzeigen, wohin es mit der globalen Temperatur geht, wenn wir nicht umsteuern: aufwärts. Das wird erhebliche Folgen haben – nicht

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Die sehr heißen Sommertage der letzten Wochen machen es jedem deutlich: Das Klima wandelt sich. Es gibt diverse Modelle, die uns aufzeigen, wohin es mit der globalen Temperatur geht, wenn wir nicht umsteuern: aufwärts. Das wird erhebliche Folgen haben – nicht nur für uns Menschen, die wir uns im Extremfall einfach ein Kühlgerät in die Wohnung stellen können. Hier ein Überblick in Kürze.

Die globale Durchschnittstemperatur ist zwischen 1900 und 2005 um etwa 0,7 Grad Celsius angestiegen – allein um rund 0,6 Grad in den letzten 50 Jahren. Zahlreiche Klimamodelle zeigen, dass die Durchschnittstemperatur bei den derzeitigen CO2-Emissionen weiter ansteigen wird. Die Folgen der Klimaerwärmung bedrohen die Lebensgrundlagen der Menschen, die Ökosysteme vieler Pflanzen und Tiere werden sich verändern oder gar zerstört. Die Verminderung der Treibhausgasemissionen wird letztlich entscheidend sein.

Klimamodelle können nicht in die Zukunft sehen, sie können sie aber abschätzen. Dazu werden in sogenannten Szenarien unterschiedliche Entwicklungen für das Bevölkerungswachstum, ökonomische Wachstum, den Einsatz ressourceneffizienter Technologien und die Emission von Treibhausgasen mit meteorologischen Computermodellen verknüpft. Das Resultat der Berechnungen des IPCC: Alle Szenarien ergeben einen weiteren Temperaturanstieg gegenüber heute. Wenn nicht gegengesteuert wird, könnte Europa sogar im schlechtesten Fall bei einem Plus von über 6 Grad im Jahr 2100 landen.

Das Land Baden-Württemberg ist heute schon vom Klimawandel stark betroffen. Die Auswertung hunderter Wetterdaten zeigt: Das erste Jahrzehnt im neuen Jahrtausend war in Deutschland die wärmste Dekade seit mindestens 130 Jahren. In Baden-Württemberg hat die Jahresdurchschnittstemperatur um über 1 Grad zugenommen, weltweit dagegen nur um etwa 0,7 Grad. Der größte Anstieg erfolgte dabei erst in den letzten 30 Jahren seit 1980. Ein Beispiel verdeutlicht die Konsequenz dieser scheinbar geringen Änderung: In Karlsruhe herrschen heute die gleichen Temperaturen wie im französischen Lyon vor 75 Jahren.

Regionale Klimasimulationen für die jüngere Vergangenheit (1971 bis 2000) und die Zukunft (2011 bis 2040) hat das Institut für Meteorologie und Klimaforschung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) durchgeführt. Obwohl solche Modelle nur mögliche Zukunftsszenarien beschreiben, können die Verantwortlichen vor Ort wie Kommunalverwaltungen oder Landratsämter damit genauer abschätzen, welche Folgen für ihr Gebiet durch den Klimawandel auf sie zukommen können. Mögliche Anpassungsstrategien, beispielsweise zum Hochwasserschutz, können so zielgenauer beraten und geplant werden.

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Das kostet Muterboden

Im Kraichgau ist die Erosion schon lange ein Problem

Foto: privat

Das Szenario: Wärmeres Wetter bringt vermehrte biologische Aktivität im Boden. Dies steht ebenso auf der Positivseite, wie eine schnellere Erwärmung des Bodens im Frühjahr. Negativ wird sich vor allem der vermehrte Starkregen auswirken: Kostbarer Mutterboden wird weggeschwemmt. So dürfte der Humusgehalt im Boden sinken und Nähr- und Schadstoffe werden beispielsweise verstärkt in Gewässer geschwemmt.

Das wird getan: Der Kraichgau zählt schon heute zu den Regionen mit der stärksten Bodenerosion. Das Problem ist hier seit den 60er Jahren bekannt. Damals wurden große Mengen an Erde von den Äckern gespült, es entstanden massive Schäden, wie das Privatfoto aus den 70ern zeigt. Seither wurde reagiert. Vor allem mit drei Maßnahmen, wie Nicole Gross, Expertin für Pflanzenschutz beim Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises, berichtet. Beispielsweise beim Maisanbau wird zwischen die Reihen Weidegras gesät, das den Boden stabilisiert. Beim Kartoffelanbau werden kleine Querdämme aus Erde aufgeschüttet, um zu verhindern, dass Regenwasser den Hang abspült. Und seit 2010 besteht die Erosionsschutzverordnung, die den Einsatz des Pfluges im Kraichgau untersagt. So wird die Erde nicht aufgerissen und kann weniger leicht weggespült werden. Dies bedingt aber gleichzeitig den Einsatz von Herbiziden wie Glyphosat.

Artennetz wid löchriger

Stichwort Biodiversität: Es gibt Gewinner und Verlierer

Kraniche über dem Stausee bei Straußfurt. Foto: Martin Schutt/dpa

Das Szenario: Tiere und Pflanzen reagieren viel sensibler auf das sich ändernde Klima, als wir Menschen. Daher wird es hier Gewinner und Verlierer geben. Bei einer Erwärmung um bis zu ein Grad nimmt die Artenvielfalt zu, neue Arten werden heimisch und breiten sich, wie die Gottesanbeterin, aus. Aber auch wärmeliebende Schädlinge wie der behaarte Eichenprozessionsspinner oder der Borkenkäfer fühlen sich in einer wärmer werdenden Umgebung wohl.

Im Frühling startet die Blüte früher und die Vegetationszeit verlängert sich. Positiv die Chancen auch für Zugvögel (Foto: dpa), sie müssen weniger weit wandern, ihr Bruterfolg wird zunehmen. Steigt die Temperatur aber um über ein Grad, werden wir eine negative Spirale erleben: Die Artenvielfalt wird sinken, etablierte Lebensgemeinschaften werden instabil, Kälte liebende Arten sind bedroht und Moore trocknen zeitweise aus. Das würde nicht nur dort im Boden gebundenes CO2 und Methan freisetzen, sondern auch die auf Moore spezialisierten und damit seltenen Pflanzen wie Torfmoose und Wollgräser verdrängen. Insgesamt wird das Artennetz löchriger und damit geraten immer mehr Arten unter Druck.

Das wird getan: Der Artenschutz gleicht derzeit noch einer Fahrt im Nebel. Noch weiß die Wissenschaft nicht wirklich welche Arten zu den Gewinnern und welche zu den Verlierern des Klimawandels gehören. Wichtig sei es daher, ausreichend hohe Bestände zu erhalten, um die genetische Vielfalt möglichst divers und belastbar zu halten. Dafür sollen in Baden-Württemberg Schutzgebiete noch besser geschützt und vor allem stärker vernetzt werden. Das Ziel: ein Biotopverbund, bei dem das Land, die Kommunen und die Landwirte an einem Strang ziehen. Fauna und Flora brauchen wieder mehr Platz, auch auf Kosten des Menschen. Fest steht: Der rasende Flächenverbrauch muss zumindest verlangsamt werden. Wenn hier kein Durchbruch gelingt, wird die Rote Liste der bedrohten Arten wohl weiter wachsen. Allein in Baden-Württemberg gibt es rund 50 000 Tier- und Pflanzenarten. Ein Drittel davon findet sich derzeit auf der Roten Liste der bedrohten Arten.

Buchen und Fichten schwinden

"Patient Wald" muss umgebaut werden – Projekt in Käfertal

Foto: privat

Das Szenario: Nicht all unsere Baumarten können mit lang anhaltender Trockenheit und Wasserknappheit leben. Daher befürchten Forstwissenschaftler, dass bestimmte Baumarten weichen oder gar langfristig ganz verschwinden. Fachleute gehen davon aus, dass mitteleuropäische Wälder teilweise norditalienische Charakterzüge annehmen. Bereits in den letzten Jahren hat die Vitalität unserer Hauptbaumarten (37 Prozent der Bäume im Südwesten sind Buchen, 21 Prozent Fichten) gelitten: Seit 2001 haben deren Blatt- und Nadelverluste deutlich zugenommen. Insgesamt sind die Sturmschäden bei uns in den letzten 
20 Jahren stark angestiegen. Das macht die Wälder anfällig für Schädlinge, Waldbrand sowie Erosion. Einziger Lichtblick: Die zunehmende Wärme verlängert die Vegetationsperiode. Solange das Wasser reicht, können die Bäume schneller wachsen. Unklar ist, wie und welche Schädlinge sich in Zukunft vermehren.

Das wird getan: Um Erfahrungen mit den Entwicklungen im Wald unter dem Einfluss des Klimawandels zu sammeln, verwirklichte das Kreisforstamt Rhein-Neckar vor Kurzem einen Klimawald in Mannheim-Käfertal (Foto: Eick). Hierbei wurden auf rund zwei Hektar knapp 6000 Bäume verschiedenster Arten, je zur Hälfte heimische und mediterrane, angepflanzt. In die erste Gruppe gehören neben der Deutschen Eiche auch Spitzahorn und Hainbuche, in die zweite unter anderem Zeder und Baumhasel. Der Wald müsse in den kommenden Jahrzehnten "umgebaut werden", so das Kreisforstamt. Und das soll auf Basis der hier gewonnen Erkenntnissen erfolgen.

Mehr Tote, mehr Ungeziefer

Ältere leiden unter der Hitze – Neue Krankheiten kommen

Foto: dpa

Das Szenario: Die heißen 40-Grad-Tage im Juli und im vergangenen Sommer waren ein Vorgeschmack: Wir müssen künftig mit mehr und noch heißeren Tagen und längeren Hitzewellen rechnen. Das macht vor allem Älteren Kreislaufprobleme. Besonders empfindlich sind Menschen über 75 Jahre. Experten rechnen mit bis zu 400 zusätzlichen Todesfällen aufgrund der Hitze. Hinzu kommen Organismen, die Krankheiten übertragen. Experten rechnen mit einer verstärkten Ausbreitung von Zecken (und der Übertragung von Borreliose, FSME und Mittelmeerfleckfieber). Erwartet wird auch die Ausbreitung der Tigermoskitos, die das Dengue-Fieber mitbringen wird.

Das wird getan: Dass die Senioren in Hitzeperioden mehr gesundheitliche Probleme hätten, das kann Jörn Fuchs, Geschäftsführer des Mathilde Vogt Hauses, nicht bestätigen. In dem Heidelberger Seniorenheim werden etwa 230 alte Menschen betreut. "Natürlich sind unsere Pflegekräfte sensibilisiert, wenn heiße Tage anstehen", so Fuchs. Dann wird früh gelüftet, es gibt viel frisches Obst und Eis und natürlich Wasser, um die Hitze erträglich zu machen.

Die Tigermücke wurde schon in Heidelberg gesichtet, sie versucht, hier heimisch zu werden. Um das zu verhindern, arbeitet das Gesundheitsamt Rhein-Neckar mit den Schnakenbekämpfern der KABS zusammen. Das Toxin BTI, das in den Rheinauen die Larven der Mücken abtötet, wirkt auch gegen die Tigermücke.

Beim Thema Zecken (Foto: dpa) versucht das Gesundheitsamt, die Menschen mit Aufklärungskampagnen zu sensibilisieren – und das scheint zu wirken. Zwar nimmt die Zahl der FSME-Infektionen laut Robert-Koch-Institut seit Jahren zu, der Südwesten ist Risikogebiet. Ebenso stiegen aber auch die Impfraten. Die Krankenkasse DAK hat dazu eine Statistik: 2014 ließen sich 603 Versicherte impfen, 2018 waren es bereits 10 547.

Sommerurlaub hat Konjunktur

Im Odenwald setzt man voll auf das Thema Natur-Tourismus

Foto: Andreas Held

Das Szenario: Die Entwicklung ist recht einfach: Mehr Bade- und Wandertage sind zu erwarten und weniger Schneetage. Der Sommerurlaub hat also Zukunft, der Wintertourismus eher nicht. Einher gehen mit heißeren Sommertagen wird aber auch mehr Verkehr: Von Südeuropäern, die im Juli und August nach Norden wollen. Mehr Staus auf Transitautobahnen.

Das wird getan: Für die Touristikgemeinschaft (tg) Odenwald mit Sitz in Mosbach ist das Thema Natur und Naturschutz ohnehin Marketing-Thema. Und tatsächlich steigen auch seit 20 Jahren die Urlauberzahlen in der Region. Zum einen unter den Best Agern, die in den letzten Jahren in der Welt unterwegs waren und nun auch heimatliche Regionen kennenlernen wollen, berichtet tg-Geschäftsführerin Tina Last. Zum anderen aber zieht es auch die Jüngeren raus in die Natur. Besonders beliebt bei Wanderern zwischen 25 und 35 Jahren ist hier der Neckarsteig (an der Teufelskanzel; Foto: Andreas Held). Und junge Familien entdecken den Odenwald als Nahziel für einen Urlaub auf dem Bauernhof.

Das Szenario: Die Entwicklung ist recht einfach: Mehr Bade- und Wandertage sind zu erwarten und weniger Schneetage. Der Sommerurlaub hat also Zukunft, der Wintertourismus eher nicht. Einher gehen mit heißeren Sommertagen wird aber auch mehr Verkehr: Von Südeuropäern, die im Juli und August nach Norden wollen. Mehr Staus auf Transitautobahnen.

Das wird getan: Für die Touristikgemeinschaft (tg) Odenwald mit Sitz in Mosbach ist das Thema Natur und Naturschutz ohnehin Marketing-Thema. Und tatsächlich steigen auch seit 20 Jahren die Urlauberzahlen in der Region. Zum einen unter den Best Agern, die in den letzten Jahren in der Welt unterwegs waren und nun auch heimatliche Regionen kennenlernen wollen, berichtet tg-Geschäftsführerin Tina Last. Zum anderen aber zieht es auch die Jüngeren raus in die Natur. Besonders beliebt bei Wanderern zwischen 25 und 35 Jahren ist hier der Neckarsteig (an der Teufelskanzel; Foto: Andreas Held). Und junge Familien entdecken den Odenwald als Nahziel für einen Urlaub auf dem Bauernhof.

Melonen, Artischocken und neue Weine

Die Landwirtschaft wird schwieriger – Aber es gibt die Chance auf neue Sorten

Oftersheimer Melonen- und Artischockenhof Gieser (v.l.): Sabrina Moras, Christian Gieser, Bente Gentrup und Jakob mit Melonen und Artischockenblüten. Foto: Lenhardt

Das Szenario: In der Landwirtschaft wird es Gewinner und Verlierer des Klimawandels geben. Der Maisanbau wird auch in höheren Lagen möglich werden, spät reifende Rebsorten gedeihen besser, bei bestimmten Nutzpflanzen (Kartoffeln, Backweizen) sind Ertragszuwächse zu erwarten. Auf der Negativseite stehen: Ertragseinbußen bei empfindlichen Kulturen wie Winterweizen durch Hitze und Trockenheit, Schädlinge wie der Apfelwickler können mehrmals jährlich auftreten, neue Schädlinge sich etablieren und die Bedingungen für bestimmte Pilzkrankheiten wie der Apfelschorf verbessern sich. Die heimische Streuobstwiese wird es in Zukunft schwer haben.

Das wird getan: Der Oftersheimer Landwirt Christian Gieser (Foto: Lenhardt) bemerkt die Veränderungen bereits. Erstmals haben bei ihm angebaute Artischocken den Winter überstanden. Das wäre vor zehn Jahren undenkbar gewesen. Da waren drei- bis vierwöchige Frostperioden noch normal. Derzeit seien es meist nur ein paar Tage am Stück – "und das schafft die Artischocke", so Gieser. Ebenfalls baut der Oftersheimer mittlerweile Melonen erfolgreich an. Hitze und Trockenheit setzen ihm auch mit Verlusten zu. Spargel muss bewässert werden und bei den Zuckerrüben verzeichnete er im vergangenen Jahr ein Minus von 50 Prozent. Eins steht für Gieser fest: Landwirtschaft in der Rhein-Neckar-Region wird in den kommenden Jahren aufwendiger und schwieriger.

Auch der Weinbau verändert sich bereits. Der Schriesheimer Winzer Georg Bielig berichtet: Der Riesling, früher ein Wein, der in der besten Lage angebaut wurde, fühlt sich angesichts des heißer werdenden Klimas zunehmend in der 1b-Lage wohl. "Und wo der Riesling früher auf zwölf Prozent Alkohol kam, sind es derzeit locker 13,5 Prozent." Mehr Sonne bedeutet einen höheren Wert für den Öchslegrad, also mehr Zucker, und das bringt mehr Alkohol mit sich. Seinen Spätburgunder erntete Billig früher mit 88 bis 95 Öchsle. Heute sind 100 Öchsle und mehr mühelos drin. "Die ganze Stilistik des Weins ändert sich."