Heidelberg

700 Menschen protestieren gegen Gewalt im Gazastreifen

Die Demonstration des Friedensbündnisses und der Friedensvernetzung verlief friedlich. Die Stadt hatte Hassparolen im Vorfeld verboten.

05.07.2025 UPDATE: 06.07.2025 19:46 Uhr 2 Minuten, 9 Sekunden
Rund 700 Menschen haben am Samstag in der Innenstadt gegen die Gewalt im Gazastreifen protestiert. Die Demo endete am Camp der „Students for Palestine“. Foto: Peter Dorn

Von Marie Böhm

Heidelberg. Rund 700 Menschen haben am Samstag in der Heidelberger Innenstadt gegen die Gewalt im Gazastreifen protestiert. Viele von ihnen trugen Rot – als Zeichen dafür, dass für sie in diesem Konflikt die rote Linie schon längst überschritten ist. "Die Menschenrechte gelten für alle, egal welche Nationalität, Religion oder Hautfarbe sie haben. Und in Palästina werden sie gerade völlig missachtet", sagte zum Beispiel die 69-jährige Marie Bürk. Das Friedensbündnis Heidelberg und die Friedensvernetzung Südwest hatten zu dem Protestmarsch aufgerufen.

Sie selbst habe lange im pädagogischen Bereich gearbeitet, erzählt Bürk: "Deswegen geht mir das so nahe. Gerade was mit den Frauen und Kindern in Gaza passiert, ist kaum vorstellbar. Es gibt kaum Wasser, Israel unterbricht die Versorgungsrouten für Nahrung und Medizin. Es ist unerträglich!" Für viele anderen Demonstranten lag der Fokus vor allem auf einem: "Deutsche Waffen, deutsches Geld, Morde auf der ganzen Welt!", skandierten sie.

Beim Zug durch die Hauptstraße fiel ein Teilnehmer durch grenzwertige Parolen auf. Nachdem er einen Polizisten beleidigt hatte, nahmen die Beamten seine Personalien auf. Obwohl dadurch die Demonstration etwas ausgebremst wurde, verlief der Protestmarsch aber friedlich. Von der Schwanenteichanlage ging es über den Bismarck- bis zum Uniplatz. Eigentlich war das Ende am Karlsplatz geplant, aber durch eine Verspätung von etwa einer Stunde endete die Aktion am Camp der Students for Palestine vor der Neuen Universität.

Hassparolen und antisemitische Ausrufe wurden nicht geduldet. Die Stadt hatte unter anderem den Slogan "From the river to the sea, palestine will be free" (zu deutsch: "Vom Fluss zum Meer, Palästina wird frei sein") im Vorfeld verboten, da er von einigen als Aufruf zur Vernichtung Israels verstanden wird. Im Kern hatten die Teilnehmer mit den Einschränkungen aber keine Probleme. Im Gegenteil: "Einem wird automatisch Judenhass vorgeworfen, wenn man sich für Palästina und gegen Israel äußert", so Edouard Jankowoi, Kreisvorstand der Linken. Eigentlich sei man aber gegen solches Gedankengut: "Was wir kritisieren, ist die Politik Israels. Das hat überhaupt nichts mit Religion zu tun. Wir sind gegen Antisemitismus und gegen Imperialismus."

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Die Linke war eine von vielen Heidelberger Gruppierungen, die mit durch die Altstadt liefen. Allerdings der einzige Vertreter der großen Parteien: "Die anderen Parteien sind, was dieses Thema angeht, ziemlich zwiegespalten." Die Position der Linken sei aber ganz klar, betont Stadtrat Bernd Zieger: "Was im Gaza-Streifen und im Westjordanland gerade passiert, kann man zurecht als Völkermord bezeichnen." Dass die deutsche Regierung nicht auf die Gewalt des israelischen Staats reagiere, sei furchtbar: "Es ist entsetzlich, dass es keinen größeren Aufschrei gab, als Merz neulich den Angriff Israels auf den Iran als ,Drecksarbeit für uns alle’ bezeichnet hat. Wie kann es denn sein, dass in Deutschland Genozid und Gewalt gebilligt wird?", fragte Zieger.

Der Protest sei eine Frage der Menschlichkeit, meint auch Teilnehmer Jonas Müller: "Ich bin gegen Völkermord und gegen den Krieg, also bin ich hier." Auch die Forderung der Gruppe Students for Palestine, die Beziehungen zu israelischen Hochschulen einzustellen, verstehe er: "Das ist völlig gerechtfertigt. Mit der Kooperation unterstützt man ja genau die Forschungsarbeit, durch die neue Waffen entstehen."

Eine der Eröffnungsrednerin war auch die emeritierte Politikwissenschaftlerin Helga Baumgarten. Wegen des Vorwurfs der Verharmlosung der Hamas und Israel-Feindlichkeit sprach sich der Verband Jüdischer Studierender Hessen und der Antisemitismus-Beauftragte der Uni jüngst gegen eine Veranstaltung Baumgartens an der Universität Marburg aus. Bei ihrem Auftritt in Heidelberg schlug sie aber gemäßigtere Töne an.

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