RNZ-Wandertipps in der Region

Wo man vor unserer Haustür eine tolle Tour machen kann

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der RNZ verraten ihre Lieblingswanderwege in unserem Verbreitungsgebiet.

26.05.2024 UPDATE: 26.05.2024 04:00 Uhr 6 Minuten, 50 Sekunden
Die Minervatour bei Neckarburken verläuft am idyllischen Trienzbach. Foto: Touristik Gemeinschaft Odenwald / Christian Frumolt

Heidelberg/Region. (RNZ) Für eine tolle Wandertour muss man gar nicht weit reisen. Es genügt eigentlich schon, den Fuß vor die Haustür zu setzen. Wir haben einige Wandertipps in der Region Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der RNZ für Sie:



Bürgermeistermordsteine im Heidelberger Stadtwald

Ein Weg der Erinnerung 

Von Julia Lauer

Foto: J. Lauer

Eine gruselige Wandertour führt durch den Heidelberger Stadtwald. An einer der dunkelsten Stellen des Schlierbacher Waldes erzählen zwei Findlinge von zwei Bürgermeistern aus Nordrhein-Westfalen, die 1921 zu Besuch in Heidelberg waren und dort Opfer eines Verbrechens wurden: die Bürgermeistermordsteine.

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Sie liegen abseits der vielbegangenen Strecken, sind aber trotzdem nicht schwer zu finden. Der Weg dorthin führt vom Königstuhl aus 4,5 Kilometer bergab durch den Wald, nach einer Stunde Gehzeit erreicht man die Steine. Es geht auf dem breiten Alten Hilsbacher Weg immerzu bergab, in Richtung Linsenteicheck. An der Kreuzung mit der Hütte angekommen, den zweiten Weg rechter Hand nehmen, den Linsenteich-Auweg.

Am linken Wegesrand stehen die Steine, die den Bürgermeistern ein Denkmal setzen. Nach drei weiteren Kilometern auf dem Weg erreicht man eine Schranke. Wer hier bergab geht, gelangt an den S-Bahnhof Schlierbach. Bei der Orientierung helfen die Wegesteine und Google Maps. Noch leichter findet man sich mit der App Organic Maps zurecht. Darin sind die Gedenksteine für Wilhelm Busse und Leopold Werner sogar verzeichnet.

Start: Königstuhl, Ende: S-Bahnhof Schlierbach/Ziegelhausen. Länge: 7,7 Kilometer, 1, 45 Stunden, die Strecke ist beliebig verlängerbar. Niveau: leicht, breite Wege, 61 Meter Aufstieg, 479 Meter Abstieg.



Der Blütenweg an der Bergstraße

Frühlingspracht und Aussichtsfreuden 

Von Christina Schäfer

Foto: C. Schäfer

Der Blütenweg – ein Wanderweg, der auf 95 
Kilometern von Darmstadt über Weinheim, Dossenheim und Heidelberg bis Wiesloch führt. Er macht seinem Namen im Frühjahr alle Ehre. Obstbäume erwachen aus ihrem Winterschlaf, Wiesen zeigen ihre Üppigkeit und die Landschaft betört mit Blütenreichtum Augen und Nasen – auch dank des Projekts "Blühende Bergstraße" zwischen Laudenbach und Schriesheim.

Im Gegensatz zum Burgensteig windet sich der Blütenweg sanft um die Hügel des vorderen Odenwalds. Sein tiefster Punkt liegt in Bensheim (102 Meter), sein höchster in Weinheim (258 Meter). Harte Anstiege weichen also einem erholsamen Wandern, das an etlichen Punkten dazu einlädt, die Weitsicht bis in die Rheinebene, bei klarem Wetter sogar hinüber an die Weinstraße und den Pfälzer Wald zu genießen. Höhepunkt der Saison ist übrigens das Blütenwegfest im April. Es stellt alljährlich einen Wegabschnitt in den Fokus. Eine kulinarische wie musikalische Reise, die bei schönem Wetter gern 10 000 Besucher anlockt. In diesem Rahmen präsentieren sich auch Vereine und Projekte.

Wer Abwechslung von Gärten, Weinreben und Steinbrüchen sucht – oder eine Vespergelegenheit: Am Fuß des Blütenwegs warten entlang der Bergstraße hübsche Städtchen wie Weinheim auf ihre Entdeckung. Wer im Anschluss den Weg zurück in den Hang wählt, muss dann allerdings doch eine stärkere Steigung in Kauf nehmen. Lohnen wird sich der Abstecher jedoch allemal.



Hintergrund

Wander-Apps: Wer beim Wandern auf dem richtigen Weg bleiben möchte, aber die Strecke noch nie gelaufen ist, kann auf hilfreiche Programme zurückgreifen. Mit der App Outddor Active ist es etwa möglich Routen selbst zu planen. Dazu gibt es sogar ein Höhenprofil der Wanderung:

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Wander-Apps: Wer beim Wandern auf dem richtigen Weg bleiben möchte, aber die Strecke noch nie gelaufen ist, kann auf hilfreiche Programme zurückgreifen. Mit der App Outddor Active ist es etwa möglich Routen selbst zu planen. Dazu gibt es sogar ein Höhenprofil der Wanderung: https://www.outdooractive.com/de/mobile-app.html 

Ebenso gut funktioniert das Programm Organic Maps, das auch ohne Internetverbindung arbeitet: https://organicmaps.app/de 

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Einmal rund um Haag wandern 

Ruhe im Gewann 

Von Carmen Österreich 

Ein weißes H, nicht ganz von einem weißen Kreis umschlossen, kennzeichnet den "Gewannen-Rundweg Haag" im Kleinen Odenwald. Wer sich rund 400 Meter über dem Meeresspiegel in frischer Luft bewegen und dabei möglichst allein oder auch gemeinsam die Stille genießen möchte, die man so kaum noch an anderen Orten finden kann, dem sei der 9,7 Kilometer lange Wanderweg rund um den beschaulichen Ortsteil Haag in der Gemeinde Schönbrunn empfohlen.

Auf dem von sechs Rentnern gepflegten Weg geht es abwechslungsreich bergauf und bergab, über schmale Pfade, am Bach entlang und durch den Wald, über Wiesen und Felder. Manche (moderate) Mühsal des Aufstiegs wird mit der Aussicht bis in den Kraichgau und – bei schönem Wetter – in die Pfalz belohnt.

An sechs Stationen mit Bänken und teils Tischen kann man picknicken und sich auf Tafeln über die Geschichte und Geschichten in Haag informieren. Jede Station ist nach dort überlieferten Gewann-Namen benannt. Am "Kalten Busch" etwa gibt es ein Guggloch der Sagensammler Miriam und Peter Seisler in Cooperation mit Uli Seisler, das die Kirche in Haag in den Fokus rückt. Was mag da passiert sein?

Vom Parkplatz an der Heimatwiesenhütte in Haag kann man gut auf den "Gewannen-Rundweg Haag" starten. Nicht weit davon entfernt laden die beiden letzten Dorfgaststätten der Gemeinde Schönbrunn, die "Odenwaldstube" und die "Bacchus-Stube", zur Einkehr ein. Während man diese "googeln" kann, liegt der Wanderweg auch digital im Verborgenen – er ist also ein echter "Geheimtipp".



Sieben Kilometer von Neckarburken zum Heppenstein

Unterwegs mit Minerva, Maria und Willi

Von Ursula Brinkmann

Foto: Ursula Brinkmann

Bekanntschaft mit den Römern und ihren Gottheiten können Wanderer auf sechs neu angelegten und zertifizierten Pfaden im Odenwald machen, die eine Mischung aus kulturhistorischen und naturnahen Erlebnissen bieten. Die römische Göttin Minerva gibt ihren Namen dieser sieben Kilometer kurzen Wanderrunde, die aus dem Elztal von Neckarburken hinaufführt in die Wälder des Heppensteins.

Unweit des vorgezeichneten Weges blühen im Mai Orchideen. Überreste römischer Wachtürme künden davon, dass hier gleich zwei Limes-Abschnitte den Odenwald durchzogen. Ein Steindenkmal kurz nach dem höchsten Punkt (302 Meter) verweist auf die Weihung der Minerva. Dann geht es hinab ins liebliche Mariental, wo der Trienzbach sich schlängelt.

Außer den Spuren der Römer finden sich auch solche der Kelten, eine Lourdes-Grotte, ein Steinkreis, und überall lässt sich famos rasten und ruhen. Der "Dicke Willi" ist zwar kein Gott, aber die stattliche Statur der alten Fichte hat Elztaler Kinder dazu verleitet, dem Baum einen Namen zu geben. Wenig später endet der durchgehend in beide Richtungen markierte Weg am Ortsrand von Dallau.

Wer vom S-Bahnhof in Neckarburken gestartet ist, kann hier an der nächsten Station wieder einsteigen (ein Kilometer). Doch es bietet sich an, entlang von Forellenteichen, vorbei an der Biemer Mühle am Waldrand elzabwärts bis zum Ausgangspunkt der Minerva-Tour zu gehen. Dann wird aus dem "kurzen Qualitätsweg" doch noch eine Wanderrunde von knapp zehn Kilometern.



Ãœber den Neckarsteig

Von Heidelberg nach Neckargemünd

Von Ingeborg Salomon 

Ich bewege mich gerne in der Natur, aber in meinem Alter – frisch pensioniert – muss ich mir nichts mehr beweisen; deshalb ist mein Lieblingswanderweg der Neckarsteig. Es müssen ja nicht die gesamten 126 Kilometer von Heidelberg nach Bad Wimpfen sein, das wären neun Etappen über 3127 Höhenmeter. Ich will morgens zu Hause starten und abends wieder da anlanden; deshalb ist mein Favorit "nur" die erste Etappe von Heidelberg nach Neckargemünd, also rund zwölf Kilometer.

Offizieller Startpunkt ist am Eingangstor des Heidelberger Schlosses, von da an heißt es: immer dem blauen geschwungenen N auf weißem Grund nach. Ich persönlich schenke mir aber den Aufstieg zum Königstuhl über die Himmelsleiter, 1200 grob behauene Sandsteinstufen überlasse ich Jüngeren. Also nehme ich die Bergbahn und freue mich erst mal über den tollen Blick in die Ebene, bei gutem Wetter bis in die Pfalz.

Von da an wandere ich bergauf und bergab, durch den Wald, an der Neckarriedkopf-Hütte packe ich mein Picknick aus, dann geht’s weiter am Friedhof Neckargemünd entlang bis in die Altstadt. Am Nachmittag habe ich es geschafft, fühle mich gut und fahre mit der S-Bahn zurück.



Immer was neues zwischen Weinheim und Buchklingen

Eine Wanderung, die zu jeder Jahreszeit ihren Reiz hat

Von Carsten Blaue

Foto: Ursula Brinkmann

Von der Wachenburg in Weinheim nach Buchklingen, dann dort im Grünen Baum einkehren und wieder zurückwandern: Dieser kleine Ausflug ist auch dann noch schön, wenn man ihn auf gleichem Weg schon unzählige Male erlebt hat. Weil er doch immer anders ist. In den Witterungen der Jahreszeiten. Oder als spannender Osterspaziergang für die Kinder, die sich wundern, wenn mitten im Wald am Wegesrand plötzlich die Schoko-Eier liegen. Man kann natürlich hinaufsteigen.

Wer es aber leichter mag, fährt mit dem Auto rauf zum Parkplatz der Wachenburg (das ist die obere, die untere ist die Windeck). Von dort aus geht es von kleinen Steigungen abgesehen gemächlich aufwärts nach Buchklingen. Verlaufen kann man sich eigentlich nicht, denn der Ortsname ist mehrfach in hölzerne Wegweiser geschnitzt.

Oder man sucht vom Tal her erst den Burgensteig Bergstraße mit der blauen Burg auf weißem Grund, um nahe der Friedrichshütte in den gelben Rundweg 2 oder den Weg B9 einzuschwenken. Oberhalb vom Ort tritt man aus dem Wald ins Licht der Wiesen. Dann nur noch rechts hinab und auf die Rast in typisch Ourewäller Gastlichkeit genießen – im Winter drinnen, im Sommer draußen im Biergarten.



Von Wilhelmsfeld aus kann man zahlreiche gemütliche Wanderwege einschlagen

Mit dem Bus auf den Berg

Von Götz Münstermann

Wer in Heidelberg ohne Auto zum Wandern will, dem ist die Buslinie 34 vom Bismarckplatz nach Wilhelmsfeld zu empfehlen – und zwar bis zur Haltestelle "Langer Kirschbaum" (Fahrtzeit 24 Minuten).

Hier auf 505 Metern über NN kann man gen Westen von oben herab  zurück zum Bismarckplatz wandern (9 Kilometer, gemütlich 3 Stunden). Oder durchs Handschuhsheimer Mühltal zum Hans-Thoma-Platz (8 Kilometer, 2,5 Stunden).

Vom Langen Kirschbaum geht es aber auch gen Osten nach Neckarsteinach: Das wären 13 Kilometer in 4 Stunden. Und zurück kann man mit der S-Bahn oder (wenn man Zeit und Lust hat) mit der Weißen Flotte auf dem Neckar fahren. Eine kürzere Variante ist über den Höhenweg und dann nach der Münchelhütte nach Ziegelhausen abbiegen. Das wären nur 9 Kilometer bei gemütlichen 3 Stunden.

Der Vorteil des Langen Kirchbaums als Ausgangspunkt: Man marschiert ohne Aufstieg vorwiegend auf Höhenwegen und es geht eigentlich nur abwärts. Gen Westen ist Richtung Großstadt mehr los, man kommt am Weißen Stein vorbei und Richtung Heiligenberg trifft man mehr Wanderer. Gen Osten ist es bisschen verlassener und verwunschener, aber die Rückfahrt dauert etwas länger.

Und wer es ganz gemütlich mag, spaziert nur ein bisschen auf dem Höhenweg und fährt mit dem 34er wieder zurück in die Stadt. 



Pilgern durch den Kraichgau

Herrliche Wälder und Hügel

Foto: Helmut Pfeifer

Von Rudi Kramer

Die Schönheit der Natur, körperliche Bewegung, die Gesundheit und Wohlbefinden steigert, und das Nachdenken über Gott, das eigene Leben, Ziele oder Werte: Das alles ermöglicht eine besondere Art des Wanderns, das Pilgern.

Dazu muss man nicht in die Ferne reisen, durch den Kraichgau führt beispielsweise der Jakobsweg von Rothenburg ob der Tauber nach Speyer. Die Gesamtstrecke, markiert durch die bekannte gelbe Muschel auf blauem Grund, die durch die Bündelung ihrer Strahlen die Richtung weist, ist 184 Kilometer lang.

Die Reise führt meist über naturnahe Wege, Pfade im Wald oder asphaltierte Radwege. Landschaftlich ist sie reizvoll, so bieten sich Blicke ins Neckartal oder über die Hügellandschaft des Kraichgaus mit seinen herrlichen Wäldern – und nicht zuletzt gutem Wein. Zu den kulturellen Sehenswürdigkeiten zählen die historischen Altstädte von Rothenburg ob der Tauber und Bad Wimpfen, das Barockkloster in Schöntal, Feldkreuze und Bildstöcke, Kirchen und Kapellen, beispielsweise St. Cäcilia in Mühlhausen oder die Kapelle "Sieben Schmerzen Mariens" auf dem Letzenberg in Malsch. Von dort ist der Endpunkt des Jakobswegs, Santiago de Compostela, keine 2400 Kilometer mehr entfernt.

Nähere Informationen gibt es unter www.jakobsweg-rothenburg-speyer.deÂ