Parkplatz-Ärger in Weinheim

Angestellte und Besucher von Kreis-Einrichtungen parken Weststadt zu

Müllabfuhr kann nicht arbeiten - Neuer Bürgerverein setzt sich dagegen zur Wehr

22.11.2017 UPDATE: 24.11.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden

Alltag in den engen Straßen im Nordwesten Weinheims: Das Müllauto kommt morgens nicht durch, weil die Straßen mit parkenden Autos zugestellt sind. Die Anwohner vermuten, dass Angestellte von Behörden und Klinik eine Mitschuld tragen. Foto: privat

Von Philipp Weber

Weinheim. Marion Hördt hatte nicht übertrieben. Kaum hatte die Vorsitzende des Bürgervereins Weinheim-West Anfang der Woche ihrem Ärger über Falschparker Luft gemacht, schickte ein Leser "Beweisfotos": Auch am Mittwoch kam die Müllabfuhr nicht durch die zugeparkten Straßen am nördlichen Rand des Stadtteils. Auf den Bildern ist gut zu erkennen, dass der Lastwagen keine Chance hat. Auf beiden Seiten der engen Straßen stehen Autos. Hördt vermutet, dass Angestellte, Kunden, Patienten und Besucher der nahe gelegenen Kreisbehörden und GRN-Einrichtungen die Straßen zustellen, um sich das Geld für die bewirtschafteten Parkplätze des Kreises zu sparen.

Der anonyme Hinweisgeber hatte am Mittwoch genug. Er rief die Polizei. Er habe gehofft, die Beamten würden die Autos abschleppen lassen: "Die sagten aber deutlich, sie schleppen nicht ab." In Sachen Falschparker verweise die Polizei in aller Regel auf die Ordnungsämter der jeweiligen Städte, so Polizeisprecher Dieter Klumpp, vor allem wenn es ans Abschleppen geht: "Aber wir beanstanden falsch geparkte Fahrzeuge."

Stadtsprecher Roland Kern weist ebenfalls auf die eigenen Behörden hin: "Die Leute sollen unser Ordnungsamt anrufen, wenn so etwas vorkommt. Und zwar unter der Nummer 06201/82272, dann läuft das", teilt er auf RNZ-Anfrage mit. In der Frage, wie es weitergehen soll in dem Wohngebiet am Kreiskrankenhaus, gehen die Meinungen auseinander. Die Aktiven aus dem Bürgerverein wollen den offenen Dialog mit den Fachleuten der Stadt suchen. "Wir wollen wissen, was rechtlich möglich ist", so Hördt. Sie kann sich Parkmarkierungen an den Straßenrändern oder die Ausweisung einer Zone für Anwohnerparken vorstellen.

Hördt und acht andere Frauen hatten den Bürgerverein im Sommer 2016 aus der Taufe gehoben - obwohl es mit dem Verein "Pro Weststadt" bereits eine aktive Stadtteilvertretung gibt. Ziel des neuen Vereins ist es, auf Probleme im Stadtteil hinzuweisen und Zuständigkeiten klar zu benennen. Rasch kamen die Parkprobleme an zwei Kreiseinrichtungen zur Sprache: In der Nähe von Klinik und Behörden, aber auch rund um die Berufsschulen in einem anderen "Unterbezirk" der 16.000 Einwohner zählenden Weststadt.

Auch interessant
Parkplatz der Berufsschulen in Weinheim: Die Vorboten der Schranke sind schon da
Parkplatz-Not in Weinheim: Rund um den Schlehdornweg parken zu viele Kreisbeschäftigte
: Weinheimer Weststädter werden zugeparkt

Bei den Schulen ist die Parkraumbewirtschaftung indessen noch gar nicht das Problem, sondern die schiere Masse von Schülern, Lehrern und Beschäftigten. Auf 2500 Schüler kommen aktuell rund 280 Parkplätze. Mit der nächsten Sanierung und Erweiterung des Schulparkplatzes auf 420 Plätze soll aber auch hier die Parkraumbewirtschaftung einsetzen. Der Kreis müsse Schranken aufbauen, um der allgemeinen Verkehrssicherungspflicht auf dem eigenen Gelände nachkommen zu können, so Behördensprecherin Silke Hartmann. Es gebe einen Kreistagsbeschluss, der dieses Vorgehen politisch deckt.

Auch bei dem etablierten Bürgerverein im Stadtteil kennt man die Probleme: "Ich habe die zuständigen Kreisvertreter erst diese Woche darauf angesprochen", so Stella Kirgiane-Efremidou, SPD-Politikerin und Vorsitzende von "Pro Weststadt". Doch die hätten gesagt, dass die Stadt auf ihren Straßen selbst durchgreifen müsse. Bereits 2012 wurden die Parkplätze der Sinsheimer Schulen mit Schranken versehen. Auch das Parkhaus des Landratsamts in Heidelberg ist längst bewirtschaftet. Kurz: Die Stadt kann den Kreis nicht daran hindern, Schranken aufzustellen. Muss sie ihren größten Bezirk nun mit Anwohnerparkzonen überziehen? Die Verwaltungsvertreter sind sich nicht sicher, ob das etwas nützt - und ob die Probleme hier so flächendeckend auftreten, dass man eingreifen muss. Immerhin kostet ein Anwohnerparkausweis 30 Euro und bringt bürokratischen Aufwand mit sich.

Kirgiane-Efremidou sieht indessen keine Alternative. "Die Stadt muss wohl entsprechende Zonen ausweisen und streng kontrollieren." Zumal sich mit der kommenden Bewirtschaftung des Parkraums an den Berufsschulen und dem laufenden Ausbau der GRN-Einrichtungen am Stadtrand perspektivisch nichts ändern dürfte. "Es wird tatsächlich wild geparkt. Übertrieben ist da nichts", sagt auch sie.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.