Plus Oberbürgermeisterwahl Mannheim

Grünen unterstützen Riehle – Es gibt keine Empfehlung von Fojkar

Der Kreisvorstand spricht eine Empfehlung für den SPD-Bewerber aus, Ex-Kandidat Raymond Fojkar allerdings will weder ihn noch Specht empfehlen.

23.06.2023 UPDATE: 23.06.2023 20:20 Uhr 3 Minuten, 12 Sekunden
Wer schafft es auf den Chefsessel im Rathaus: Thorsten Riehle (links) oder Christian Specht? Foto: Gerold

Von Alexander Albrecht

Mehr als 15 Prozent lag Thorsten Riehle im ersten Wahlgang hinter Christian Specht – seit Donnerstagabend kann sich der SPD-Bewerber Hoffnungen machen, den Rückstand auf den CDU-Mann aufzuholen und neuer Oberbürgermeister zu werden. Die Grünen wollen bei der Neuwahl am 9. Juli den Kulturmanager und Fraktionschef der Genossen im Gemeinderat unterstützen.

Der Kreisvorstand sprach eine Empfehlung für Riehle aus und wollte noch am Freitagabend vor den Mitgliedern für eine gemeinsame Kampagne mit dem Sozialdemokraten werben. Dass die Basis zustimmt, gilt nach RNZ-Informationen als gesichert.

Co-Vorstandssprecher Nils Born begründete die Entscheidung der Parteispitze laut einer Mitteilung damit, dass die SPD und "Riehle ganz persönlich" den Grünen bei ihren Kernanliegen deutlich entgegengekommen seien.

Man habe sich im Klima- und Umweltschutz, in der Verkehrs-, Bildungs- und Sozialpolitik auf konkrete und umsetzbare Maßnahmen einigen können. "Wir können nun mit gutem Gewissen und ehrlicher Überzeugung sagen: Unser Kandidat für den zweiten Wahlgang ist Thorsten Riehle", so Born, der scheidende Geschäftsführer des Kulturhauses Capitol werde Mannheim in den nächsten acht Jahren noch lebenswerter machen.

Auch interessant
Oberbürgermeisterwahl Mannheim: Fojkar zieht zurück – Was machen jetzt die Grünen?
OB-Wahl Mannheim: Riehle oder Specht? Entscheidung fällt am 9. Juli
OB-Wahl Mannheim: Niedrige Wahlbeteiligung schockiert (plus Video)

Gespräche hatten die Grünen nicht nur mit ihm, sondern auch mit dem Ersten Bürgermeister Christian Specht geführt. Diese seien ebenfalls von dem "großen Willen" geprägt gewesen, gemeinsame Lösungen zu finden. Der Fahrplan der Grünen sieht nach der Diskussion mit der Basis vor, mit Riehle die weiteren Schritte für den Wahlkampf zu erörtern.

Die Ökopartei hatte im ersten Wahlgang einen eigenen Kandidaten ins Rennen geschickt. Stadtrat Raymond Fojkar holte aber nur 13,8 Prozent der Stimmen und lag damit deutlich hinter Specht (45,6 Prozent) und Riehle (30,2). Auf dem vierten Platz rangierte die Linke Isabell Belser mit 5 Prozent, die wie Fojkar ihre Kandidatur zurückgezogen hat.

Riehle hatte schon am Wahltag darauf gesetzt, dass ihn die Grünen unterstützen. Schließlich bilden ihre Fraktion, die der SPD und der Li.Par.Tie (Linke, Die Partei, Tierschutzpartei) im Gemeinderat die Mehrheit und bezeichnen sich selbst als "fortschrittliche Kräfte".

Fojkar selbst hat für sich persönlich entschieden, keine Wahlempfehlung abzugeben. Und es gab unter den Grünen auch Stimmen, die sich dafür aussprachen, keinen der beiden Kandidaten zu unterstützen oder – wie der frühere CDU-Stadtrat Chris Rihm – zu Specht tendierten.

Ganz anders die Grüne Jugend, die als eigener Verband Entscheidungen unabhängig vom Vorstand der Mutterpartei trifft. In einer Erklärung sprach sich die Nachwuchsorganisation nicht nur eindeutig für Riehle aus, sondern teilte auch gegen Specht aus. "Ein weltoffenes, buntes, inklusives, kulturschaffendes und menschennahes Mannheim braucht eine Rathausspitze, die nicht im letzten Jahrtausend lebt", hieß es. "Mit Specht steht ein Kandidat zur Wahl, der in den letzten 18 Jahren als Erster Bürgermeister bei wichtigen Transformationsaufgaben immer auf der Bremse stand. Er ist jemand, der Prestigeprojekte wie den Erhalt des City-Airports vor die Bedürfnisse vieler Bürger stellt, die beispielsweise verzweifelt nach bezahlbarem Wohnraum suchen oder auf eine bessere Anbindung des ÖPNV hoffen", betonte Wanja Pasdzierny, der Sprecher der Grünen Jugend.

Specht hatte, unterstützt von der Mannheimer Liste und der FDP, im ersten Wahlgang 34.329 Stimmen auf sich vereint. Zählt man nun die Ergebnisse von Riehle, Fojkar und Belser zusammen, so kommt man auf 36.872 Stimmen. Auch die Anhänger früherer Bewerber wie Thomas Bischoff (Die Partei), Tanja Krone oder David Frey (beide parteilos) dürften zu Riehle neigen.

Allerdings ist keineswegs gewiss, dass diese Menschen alle bei ihm das Kreuz setzen beziehungsweise überhaupt wieder von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen. Oft sinkt die Wahlbeteiligung im zweiten Wahlgang etwas. Neben Riehle und Specht steht nur noch der unabhängige Kandidat Ugur Cakir auf dem Stimmzettel. Er erreichte in der ersten Runde 638 Stimmen.

Update: Freitag, 23. Juni 2023, 20.20 Uhr


Thorsten Riehle. Foto: Lukac

Grünen unterstützen jetzt SPD-Kandidat Riehle

Mannheim. (dpa-lsw) Die Grünen in Mannheim unterstützen nach dem Rückzug des eigenen Bewerbers bei der OB-Wahl nun den SPD-Kandidaten Thorsten Riehle. Dies teilte der Kreisverband am Freitag nach "Verhandlungen" mit den zwei verbliebenen aussichtsreichsten Kandidaten mit.

Zur Neuwahl am 9. Juli treten nur noch drei Bewerber an: Christian Specht (CDU), Thorsten Riehle (SPD) und Ugur Cakir (parteilos). Es reicht dann die relative Mehrheit; es gewinnt der Kandidat mit den meisten Stimmen.

"Die SPD und Thorsten Riehle ganz persönlich sind uns in den Gesprächen bei den Kernanliegen der Grünen deutlich entgegengekommen", so die Sprecherin und der Sprecher des Kreisverbandes, Sophia Dittes und Nils Born. Man habe sich auf konkrete Maßnahmen im Klima- und Umweltschutz, in der Verkehrspolitik und im Bereich Bildung und Soziales einigen können. "Wir können nun mit gutem Gewissen und ehrlicher Überzeugung sagen: Unser Kandidat für den zweiten Wahlgang ist Thorsten Riehle."

Dittes und Born betonten zugleich, auch die Gespräche mit dem CDU-Kandidaten seien von großem Willen geprägt gewesen, gemeinsame Lösungen für die Stadt zu finden.

Bei der ersten Runde am 18. Juni hatte der CDU-Politiker Specht klar gewonnen (45,6 Prozent), aber die absolute Mehrheit verfehlt. SPD-Gemeinderatsfraktionschef Riehle erhielt 30,2 Prozent. Raymond Fojkar (Grüne) kam auf 13,8 Prozent. Er zog seine Kandidatur angesichts des Vorsprungs der CDU- und SPD-Bewerber zurück.

Bei der ersten Wahl hatten sich acht Männer und Frauen beworben. Nach 16 Jahren im Mannheimer Rathaus stellt sich Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) nicht mehr zur Wiederwahl.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.