Oberbürgermeisterwahl Mannheim

Fojkar zieht zurück – Was machen jetzt die Grünen?

Die Partei ringt um ihre Position im Oberbürgermeisterwahlkampf. Im zweiten Wahlgang steht jetzt ein Zweikampf zwischen Specht (CDU) und Riehle (SPD) bevor.

22.06.2023 UPDATE: 22.06.2023 06:00 Uhr 1 Minute, 45 Sekunden
Raymond Fojkar. Foto: vaf

Mannheim. (alb) Raymond Fojkar tritt bei der zweiten Runde der OB-Wahl nicht mehr an, das ist seit Mittwochvormittag klar. Damit wird aus dem Drei- endgültig ein Zweikampf zwischen Christian Specht (CDU) und Thorsten Riehle (SPD). Fojkars Grüne ringen nun darum, ob sie eine Empfehlung für einen der beiden Bewerber abgeben. Oder auch nicht, das ist die dritte Option.

"Aus Respekt" vor Specht und Riehle habe sich Fojkar zum Rückzug entschieden. Das geht aus einem Schreiben des Grünen-Kreisvorstands an die Basis hervor, das der RNZ vorliegt.

Der Kinder- und Jugendpsychiater hatte im ersten Wahlgang am Sonntag mit 13,8 Prozent den dritten Rang eingenommen und ein lediglich passables Ergebnis eingefahren. Ganz zufrieden war er jedenfalls nicht. Eigentlich wollte er an der 20-Prozent-Marke kratzen, sagte er der RNZ. Vor Fojkar hatte bereits die viertplatzierte Isabell Belser (5 Prozent) von der Linken ihren Verzicht erklärt.

Die Verhandlungsgruppe der Grünen um die Vorstandsdoppelspitze Nils-Olof-Born und Sophia Dittes sowie die Bundestagsabgeordnete Melis Sekmen hatte am Dienstag Gespräche mit Riehle und Specht geführt. Die Atmosphäre sei jeweils "sehr konstruktiv" gewesen, heißt es.

Für Ärger sorgten nach RNZ-Informationen jedoch Stadträte aus dem "Fundi-Lager", die noch während der Verhandlungen für Riehle votierten und dazu aufriefen, vor dem zweiten Wahlgang eine Anti-Specht-Kampagne zu fahren, vor einem Wahlsieg des Ersten Bürgermeisters eindringlich zu warnen. Sekmen lehnt das entschieden ab. "Wir wollen gegebenenfalls für einen Kandidaten werben, aber sicher nicht gegen einen", sagte sie dieser Zeitung.

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Einzelne Grünen-Vertreter berichteten der RNZ darüber hinaus, von SPD-Leuten angesprochen worden zu sein. Tenor der Kontaktaufnahme: Wenn die Ökopartei Specht unterstütze, führe das zu ihrer Spaltung. Manch einem Grünen ist bitter aufgestoßen, dass Riehle und der SPD-Kreisvorsitzende Stefan Fulst-Blei am Sonntag folgende Rechnung aufmachten:

Nehme man die 30,2 Prozent des eigenen Kandidaten und zähle die Ergebnisse für Fojkar und Belser hinzu, dann käme die "Fortschrittskoalition" im Gemeinderat auf mehr als 50 Prozent der Stimmen. Und damit liege man deutlich vor dem auch von der Mannheimer Liste und der FDP unterstützten Specht, der im ersten Wahlgang mit 45,64 als deutlicher Sieger hervorging.

"Wir sind nicht das Anhängsel von Herrn Riehle, sondern die stärkste Gemeinderatsfraktion. Wenn wir jemanden unterstützen, dann kostet das was", sagt ein Mitglied des Grünen-Führungszirkels. In einer offiziellen Mitteilung gab sich Fulst-Blei verständnisvoll.

"Wir nehmen als SPD die Entscheidung von Raymond Fojkar mit Respekt zur Kenntnis. Ich kann bestätigen, dass es gute, vertrauensvolle Gespräche gab", erklärte der Kreisverbandsvorsitzende. Er könne aber auch verstehen, dass die Grünen noch Zeit bräuchten, "eine solch weitreichende Entscheidung zu treffen".

Specht hatte am Sonntag von Übereinstimmungen zwischen ihm und Fojkar gesprochen, die er im Wahlkampf entdeckt habe. Außerdem sei er zu manchen Positionen der Grünen "anschlussfähig". Der zweite Wahlgang ist für den 9. Juli angesetzt.

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