Jungbusch-Kulturfest droht Absage wegen Geldmangel
Es fehlen 10.000 Euro - Veranstalter rufen zu Crowdfunding auf

Auch in einer Tankstelle finden beim Nachtwandel Kunstperformances statt. Foto: vaf
Von Jan Millenet
Mannheim. Wahrscheinlich ist vielen Jungbusch- und Nachtwandel-Fans ein gewaltiger Stein vom Herzen gefallen, als es im Sommer hieß: Das Kulturfest soll nach einjähriger Zwangspause dieses Jahr wieder steigen. Und so dürften viele auch auf den geplanten 27. und 28. Oktober hinfiebern, wenn sich der Szenestadtteil wieder von seiner vielfältigen Seite zeigen will. Als Projektpartner hat sich nun die Mannheimer Gründungszentren GmbH mit in das Projekt "Nachtwandel" eingeklinkt. Doch damit ist noch nicht alles in trockenen Tüchern - vor allem, was das Finanzielle betrifft. Wie jetzt bekannt wurde, fehlen mindestens rund 10.000 Euro, damit der Nachtwandel dieses Jahr überhaupt wieder stattfinden kann. Und so rufen die Organisatoren zu einer Crowdfunding- und Soli-Aktion auf, in der Hoffnung, dass sich viele beteiligen.
Denn das Fest soll auch dieses Jahr keinen Eintritt kosten. "Es ist uns wichtig, dass der Nachtwandel für alle da und auch allen zugänglich ist. Denn nur so stärkt er den sozialen Zusammenhalt nicht nur innerhalb des Quartiers, sondern auch in der gesamten Stadt", sagt Quartiersmanager Michael Scheuermann, der auch Leiter des Gemeinschaftszentrums Jungbusch und Geschäftsführer des Trägervereins, Veranstalter des Nachtwandels, ist.
Beim Nachtwandel bespielen Künstler und Kulturschaffende Läden, Wohnungen, Galerien, Keller oder andere ungewöhnliche Orte. Kirchen und Moscheen öffnen ihre Türen, in den Bars gibt es Fotoausstellungen, auf den Straßen und in Hinterhöfen finden die Besucher neben Essen und Trinken auch Musik und Lichtinstallationen oder andere Facetten der Kunst. Zuletzt hatte das einst intime Stadtteilfest über 30.000 Besucher angelockt, mit steigender Tendenz. Die Organisation wurde zunehmend schwieriger.
Mit den steigenden Besucherzahlen schnellten auch die Kosten in die Höhe, die der Jungbusch nicht mehr alleine stemmen konnte. 2016 fiel der Nachtwandel aus. Um dieses Jahr ein ähnliches Szenario abzuwenden, startet der Veranstalter nun eine Crowdfunding-Kampagne unter dem Motto: "Mit Deiner Hilfe - Nachtwandel 2017". Die Kampagne kann im Internet unterstützt werden. Auf diese Weise sollen mindestens 10.000 Euro zusammenkommen.
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"Mit diesem Betrag sollen vor allem die in den letzten Jahren aufgrund der zunehmenden Größe der Veranstaltung stark gestiegenen Kosten für Straßenabsperrungen, Sicherheitskräfte, mobile sanitäre Anlagen, Materialkosten sowie die Reinigung des Stadtteils im Anschluss gedeckt werden", erklärt Matthias Rauch, Leiter der kulturellen Stadtentwicklung Mannheim. Und, so betont er: "Dass der Nachtwandel dieses Jahr stattfindet, ist noch nicht zu 100 Prozent sicher." Das könne man erst in circa ein bis zwei Wochen sagen, wenn "ein Kassensturz" Gewissheit bringe.
Wenn es grünes Licht seitens der Organisatoren gibt, sind weitere Solidaritäts-Aktionen, wie etwa die Abgabe von speziell gestalteten Ansteckbuttons, die während des Kulturfests auf Spendenbasis ausgegeben werden sollen, angedacht. Geplant ist auch die Aktion "Spende Dein Pfand", mit der die Besucher des Nachtwandels die Veranstaltung direkt unterstützen und damit dessen Erhalt sichern können.
Der Nachtwandel ist mittlerweile ein integraler Bestandteil der Mannheimer Stadtkultur, sagt auch Matthias Rauch. "Doch um das Kulturwochenende im Jungbusch weiterhin umsetzen zu können, ist es unabdingbar, dass wir die entstandenen Finanzierungslücken schließen. Dafür brauchen wir die Unterstützung aller Besucher, die nicht ein weiteres Mal auf den Nachtwandel verzichten wollen."



