Nach der Messerattacke in Mannheim

Große Anteilnahme – aber auch Hetze

Die Beamten im Mannheimer Polizeipräsidium trauern um ihren Kollegen, dürfen aber ihren Alltag nicht aus den Augen verlieren. Auch in der Region wird getrauert – wie zum Beispiel in Neckarsteinach.

03.06.2024 UPDATE: 03.06.2024 16:45 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden
Im Gedenken an den getöteten Polizisten legten Kollegen und Bürger auch am Montag Blumen auf dem Mannheimer Marktplatz nieder. Foto: Priebe

Mannheim. (alb/cm) Einen Tag nach dem Tod ihres Kollegen ist die Stimmung im Mannheimer Polizeipräsidium "sehr gedrückt", wie eine Sprecherin am Montag der RNZ sagt. Beamte, die bei der Messerattacke mit im Einsatz waren, würden engmaschig betreut. Ihnen sei zudem weitere psychologische Hilfe in Aussicht gestellt worden, falls sie es wünschten.

Die Anteilnahme der Bevölkerung sei riesig, auch hätten das Präsidium sehr viele Beileidsbekundungen erreicht. "Allerdings werden wir in den Sozialen Medien aus unterschiedlichen Motiven auch mit Hass und Hetze konfrontiert", so die Sprecherin. Kripobeamte seien schon dran und leiteten die Fälle – sofern strafrechtlich relevant – an die Staatsanwaltschaft weiter.

Auch die Region rund um Heidelberg trauert um den 29-jährigen Polizisten, der am Freitag auf dem Mannheimer Marktplatz sein Leben lassen musste. In Neckarsteinach entschied Bürgermeister Herold Pfeifer am Montagmorgen, das Rathaus auf Halbmast zu beflaggen. Beim Hochwasser-Besuch von Landrat Christian Engelhardt wurde entschieden, dass auch das Landratsamt in Heppenheim – dort lebte der mutmaßliche Täter – beflaggt wird.

Fahne auf Halbmast am Rathaus in Neckarsteinach. Foto: Moll

Auch an allen anderen Rathäusern im hessischen Landkreis Bergstraße wird dies empfohlen. "Es ist mir wichtig darauf hinzuweisen, wie stark unsere Demokratie gefährdet ist und dass Probleme nicht mit Gewalt gelöst werden dürfen", so Pfeifer. "Wir wollen hier unsere Solidarität zeigen." 

Bei aller Trauer können und dürfen die Polizisten ihren Alltag nicht aus den Augen verlieren. "Wir müssen weiterhin für den Bürger da sein und werden das auch heute sein", betont die Sprecherin. Das heißt zum Beispiel für den Montagabend, die Gedenkfeier am Marktplatz zu schützen.

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Am Rande des Platzes war es am Sonntag bei einer Demonstration gegen eine AfD-Kundgebung zu einer Auseinandersetzung mit einer Antifa-Gruppe gekommen. Rund 40 Teilnehmer versuchten nach Polizeiangaben gewaltsam und teilweise mit Fackeln zu der Veranstaltung vorzustoßen. Die Beamten griffen aber schnell ein und kreisten die Gruppe ein. Dabei sei auch Pfefferspray eingesetzt worden.

Es sind inzwischen Verfahren wegen Landfriedensbruchs, Angriffs auf einen Polizisten und Beleidigung eingeleitet worden. Überhaupt mussten die Einsatzkräfte heftige Beschimpfungen über sich ergehen lassen. "Kollektive Gefühle", so die Sprecherin des Präsidiums, müssten in solchen Momenten hinten anstehen, "wir haben ja den Auftrag abzuarbeiten, das ist unser Job".

Am kommenden Freitag – genau eine Woche nach dem Messerangriff – soll um 11.34 Uhr des verstorbenen Polizisten gedacht werden. Auch eine Trauerfeier für den 29-Jährigen ist geplant. Wann diese stattfinden soll, stehe bisher nicht fest, erklärt die Sprecherin.

Man wolle zunächst der Familie Raum zum Trauern geben. "Wir brauchen noch etwas Zeit." Schon seit Montag und bis zum Tag der Beisetzung des jungen Mannes wird an allen Streifenwagen im Land Trauerflor angebracht.

Zudem fahren alle Streifenwagen im Land bis zu seiner Beisetzung mit Trauerflor. So hat es Innenminister Thomas Strobl angeordnet. Foto: dpa

Auf Polizeibooten der Wasserschutzpolizei sei die Flagge auf Halbstock zu setzen, ebenso an sämtlichen Dienstgebäuden, ordnete Innenminister Thomas Strobl (CDU) an. Auch die Einsatzfahrzeuge der Bundespolizei fahren bundesweit als Zeichen der Anteilnahme mit schwarzen Schleifchen an den Außenspiegeln, ebenso die Autos des Kommunalen Vollzugsdiensts in der Schwesterstadt Ludwigshafen.

"Mit großer Trauer und tiefem Bedauern sind wir sprachlos über den Tod unseres geschätzten Kollegen. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie, seinen Freunden und allen Kolleginnen und Kollegen. Die Zeit des Trauerns steht für uns im Vordergrund. Es ist nicht der Zeitpunkt für gewerkschaftspolitische Forderungen", zeigt sich Thomas Mohr, der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei Mannheim, erschüttert.

Dort und auch bei der Deutschen Polizeigewerkschaft sind unzählige Anrufe von Beamten, aber auch von Bürgern aus ganz Deutschland eingegangen. Sie alle wollen ihre Trauer zum Ausdruck bringen und für den getöteten Polizisten spenden. Ein entsprechendes Konto gibt es allerdings bislang noch nicht.

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