Was Schwetzingens OB mit Deep Purple verbindet
René Pöltl hat auch schon bei Liveauftritten sein Publikum begeistert - "Ohne Musik geht bei mir gar nichts"

An den "Tasten" macht Pöltl ebenfalls eine gute Figur. Hier beim närrischen Sturm auf das Schwetzinger Rathaus. Foto: Lenhardt
Von Peter Wiest
Schwetzingen. Der Spruch ziert in großen Lettern die Wand seines Wohnzimmers - und sagt eigentlich schon alles. "Musik ist mein Sauerstoff" lautet der Schriftzug auf der Tapete bei René Pöltl daheim. Davor steht ein Klavier; ansonsten ist im Zimmer die eine oder andere Gitarre zu sichten - und die gegenüberliegende Wand ist fast komplett zugebaut mit unzähligen CD’s. "Ja, klar - ohne Musik geht bei mir gar nichts", sagt Schwetzingens Oberbürgermeister denn auch ohne zu zögern. "Es gibt doch nichts Schöneres, als Musik zu hören, die man liebt - außer natürlich, sie dann auch noch gleich selbst zu spielen."
Genau das tut der 52-Jährige mittlerweile seit Jahrzehnten sowohl privat als auch immer wieder mal in der Öffentlichkeit. Was war das etwa für ein unvergesslicher Moment, als er im letzten März bei der Aufführung der "Philharmonic Wonders" im Rokoko-Theater plötzlich mit seiner Gitarre auf der Bühne erschien und das berühmte Intro zu "Smoke on the Water" anstimmte. Da staunte selbst ein alter Rock’n’Roll-Haudegen wie Freddy Wonder nicht schlecht, als der OB beim Solo sogar deutlich sichtbar abhob und gefühlte zwei Meter hoch hüpfte - wobei ihm die Begeisterung aus allen Knopflöchern sprang.
"Es stimmt schon: Mein Musikgeschmack ist in erster Linie geprägt von Deep Purple", gibt René Pöltl denn auch gerne zu. Er ist bekennender Hardrock-Fan - was allerdings nicht heißen soll, dass er nicht auch andere Musik mag: Vom Blues über melodiösen Jazz bis hin zur Klassik. Der OB ist ein leidenschaftlicher Konzertgänger und genießt Live-Atmosphäre etwa bei einem der vielen Klassik-Konzerte in seiner Stadt ebenso wie die Open Airs im Schlosspark - oder auch ab und an mal bei einem Besuch im einen oder anderen Club.
"In die großen Hallen gehe ich eigentlich nicht mehr so gerne", sagt er, "wir haben doch hier in unserer wundervollen Region genug kleinere Häuser, wo so richtig die Post abgeht". Bei ihm selbst geht die musikalische Post bereits seit seinem neunten Lebensjahr ab. Damals fing der kleine René an, Klavierunterricht zu nehmen bei Jörg-Martin Willnauer, der seinerseits später Karriere machte als Musikkabarettist und Komponist. Gut zehn Jahre ging das so: Zunächst klassisch, dann jedoch auch in andere Stilrichtungen bis hin zum Boogie Woogie.
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Mit 15 Jahren allerdings entdeckte Pöltl dann die Gitarre - und die ist bis heute seine Passion Nummer eins, auch wenn das Klavier nie ganz in den Hintergrund getreten ist. Gitarre spielen hat er sich weitgehend selbst beigebracht; ab und zu trat er dann auch mit Bands auf - und spielte seiner heutigen Frau Stefanie 1992 in einem unvergessenen Moment den Stones-Song "Angie" vor, woraufhin diese seinen Heirats-Antrag annahm, wie er lächelnd erzählt.

Auch bei einem Auftritt der US Army Band Europe and Chorus im Schwetzinger Rokokotheater griff Pöltl zur Gitarre. Zu sehen ist er mit der Solosängerin beim legendären Stück "Johnny B. Goode" von Chuck Berry. Foto: Lenhardt
Danach war vorübergehend erst mal Schluss mit der aktiven Musik, da Studium und Beruf so wichtig wurden, dass die Instrumente weggestellt werden mussten. Das allerdings änderte sich wieder nach dem Umzug von Heidelberg nach Schwetzingen um die Jahrtausendwende. Seitdem ist Pöltl, der 2008 zum Oberbürgermeister gewählt wurde, wieder aktiver Musiker bei den unterschiedlichsten Gelegenheiten - wie eben im Rokoko-Theater oder auch mal bei der Eröffnung des Parkfestes mit der Musikschule oder bei einer Benefiz-Veranstaltung im Lutherhaus.
Zu Hause hat er im Übrigen mittlerweile eine umfangreiche Gitarren-Sammlung mit klassischen Instrumenten wie diversen Fender Stratocasters, aber auch einer Gibson Les Paul und anderen. Über allen thront dabei ein Prunkstück, auf das er ganz besonders stolz ist: Ein Exemplar einer Fender-Sonderedition der nachgebauten berühmten Stratocaster, die Jimi Hendrix in Pöltls Geburtsjahr 1967 auf dem Monterey-Festival spielte und dann in dieser unvergessenen Szene nach seiner Version der amerikanischen Nationalhymne anzündete.
Ob er auch mit dieser Gitarre demnächst mal öffentlich auftreten wird, lässt Schwetzingens Verwaltungschef erst mal noch offen. Dass er allerdings überhaupt über kurz oder lang wieder irgendwo auf der Bühne stehen wird, ist sicher - nicht zuletzt auch, weil er längst gut eingeführt ist bei den Musikern aus der hiesigen Region und diese ihn immer gerne willkommen heißen.
Bis dahin wird René Pöltl weiter zu Hause jede freie Minute nutzen, um in die Saiten zu greifen oder auch mal wieder Klavier zu spielen. "Musik verbindet die Menschen wie kaum etwas anderes und gibt einem unheimlich viel", ist schließlich sein Credo.
Und weiter: "Darüber hinaus ist Musik auch ein wunderbares Ventil - über das man wie kaum mit etwas anderem den Kopf freibekommen kann, wenn es wieder mal irgendwo all zu stressig zugegangen ist."



