Musikalische Rathauschefs

Wenn der Bürgermeister auf die Pauke haut

Jens Geiß aus Oftersheim ist ein leidenschaftlicher Schlagzeuger - Mitbegründer der Bläserphilharmonie Rhein-Neckar

04.12.2018 UPDATE: 05.12.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 44 Sekunden

Auch in seinem Büro im Rathaus hat Jens Geiß ein kleines Schlagzeug stehen. Foto: Lenhardt

Von Peter Wiest

Oftersheim. Er ist ein echter Ofterscher Bub - und als solcher haut er fast von Haus aus auch mal gerne auf die Pauke. Aber nicht nur auf die: Jens Geiß weiß auch, wie man eine große und eine kleine Trommel, so genannte Tom-Toms, Bass-Drum, Becken und Hi-Hat, Triangel oder Gong sowie diverse andere Schlagwerk-Instrumente behandelt. Denn der Oftersheimer Bürgermeister ist ein passionierter Schlagzeuger - oder aber, wie der Rock-Musik-Fan es selbst wohl eher ausdrücken würde, ein begeisterter Drummer.

"Wenn ich die Stöcke in der Hand halte und spiele, wird mein Kopf frei", sagt der Mann, der seit mittlerweile vier Jahren die Geschicke seiner Heimatgemeinde lenkt. All zu viel Zeit bleibt ihm in Anbetracht seiner Bürgermeister-Tätigkeit allerdings seither nicht mehr zum Schlagzeug-Spielen. Aber er sucht und findet dann doch immer wieder mal eine Möglichkeit dazu: "Ich brauche das einfach ab und an", sagt er mit Blick auf das Sonor-Schlagzeug, das in seinem Amtszimmer direkt hinter dem Schreibtisch steht.

Dort dient es allerdings fast ausschließlich als Schmuckwerk - denn im Rathaus selbst trommelt Jens Geiß schon aus Rücksicht auf seine Mitarbeiter dann doch nicht. Dabei ist es keineswegs so, dass diese seine musikalischen Ambitionen nicht hören wollten - eher das Gegenteil ist der Fall.

Aber lautes Trommeln während der Arbeitszeit, das ist denn doch seine Sache nicht - da nimmt auch ein Bürgermeister Rücksicht. Dafür geht es umso mehr zur Sache, wenn sich Geiß dann doch endlich mal wieder mit seinen alten musikalischen Mitstreitern trifft - dem Gitarristen und Sänger Uli Bürgy und dem Bassisten Bernhard Gundt. Mit beiden spielt er seit vielen Jahren zusammen - heute fast nur noch zum Spaß im Proberaum; bis vor etwa drei Jahren immer wieder auch mal als "Down and Out", wie sie ihre Band vor vielen Jahren getauft haben.

1989 wurde diese gegründet und war in den 90er Jahren recht bekannt in der Region rund um Schwetzingen, wo sie meist auftraten. Höhepunkt der Band-Karriere war ein dritter Platz, den die Musiker 1992 bei "Baden-Württemberg rockt" in Mannheim in der Alten Feuerwache einfahren konnten. Ihr Repertoire bestand überwiegend aus gecoverten Rock-Klassikern etwa von Neil Young, Tom Petty und anderen: "Aber alle umarrangiert und in unserem ganz eigenen Stil", wie Jens Geiß betont.

Schon als Kind hat der heute 43-Jährige angefangen, Musik zu machen - inspiriert nicht zuletzt durch seinen Vater, der im Musikverein Oftersheim Trompete spielte. Schnell entdeckte er die Liebe zum Schlagwerk und zum Schlagzeug - und spielte nicht nur mit seiner eigenen Band, sondern auch lange im Oftersheimer Musikverein.

Vor zehn Jahren war er zudem einer der Mitbegründer der Bläserphilharmonie Rhein-Neckar, mit der er ebenfalls auftrat - im In- und Ausland. Auf einer dieser musikalischen Reisen lernte er auch seine Frau Julia kennen, die Oboe spielt. Heute hat das Paar zwei Töchter im Alter von drei und einem Jahr: "Und unsere Große ist auch bereits musikalisch unterwegs", sagt Jens Geiß, der es sich nicht nehmen lässt, den Kindern nach Möglichkeit abends das durch Heinz Rühmann bekannt gewordene Lied "La-Le-Lu" vorzusingen und sich dabei auf dem Xylophon zu begleiten.

Er selbst hört allerdings dann doch lieber satte Rock-Musik - und ist ein leidenschaftlicher Konzertgänger, der in diesem Jahr unter anderem Guns’n’Roses, Joe Bonamassa, BAP und auch die Rolling Stones live erlebt hat.

Dabei hat er naturgemäß stets in erster Linie die Schlagzeuger genau im Visier - und weiß etwa genau zu erklären, welche Technik Drummer Charlie Watts sich erarbeitet hat und wie dessen Spiel den Sound der Stones entscheidend mit prägt.

Fragt man ihn nach seinen persönlichen Lieblings-Schlagzeugern, nennt er Phil Collins, Simon Phillips, Ian Paice oder Pete York - weiß jedoch auch einen Ginger Baker zu schätzen, der das Instrument bereits in den 60er Jahren zu neuen Ufern führte, wie er sagt.

Er selbst begnügt sich auch weiterhin damit, in seiner Freizeit Schlagzeug zu spielen - so oft es eben geht. "Das ist bei meinem Job letztlich der perfekte Ausgleich", sagt Jens Geiß und weist augenzwinkernd darauf hin, dass "Schlagzeuger ja wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge in der Lage sein sollen, die Dinge besonders schnell zu erfassen".

Darüber hinaus sei sogar herausgefunden worden, dass solche Musiker absolute Meister des vernetzten Denkens seien: "Und das sind doch nachgerade perfekte Eigenschaften, wie sie auch ein Bürgermeister haben sollte", schlägt er schmunzelnd den Bogen zu seiner Tätigkeit als Rathauschef.

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