Schönaus Oberhaupt ist der Headbanger unter den Bürgermeistern
Marcus Zeitler ist passionierter Heavy-Metal-Fan - Auch seine beiden Töchter mögen die Musik

Der AC/DC-Dollar ist der Talisman von Marcus Zeitler, das Album der Band Metallica symbolisiert seine Lieblingsmusik. Foto: Alex
Von Peter Wiest
Schönau. Vielleicht ist sie ja genetisch angelegt, diese Liebe zur Heavy-Metal-Musik. Wer weiß das schon? Auf jeden Fall scheint sie übertragbar zu sein innerhalb der Familie - zumindest im Fall von Schönaus Bürgermeister Marcus Zeitler. Wenn der nämlich am Wochenende mit seinen Töchtern Victoria und Josefine mal wieder mit dem Auto eine Spritztour unternimmt, dauert es nicht lange, bis die Neun- und die Elfjährige ihren Vater auf ihre Art auffordern, für entsprechende Klänge zu sorgen: "Papa, mach doch endlich mal Disch-Disch-Musik!".
Dann fährt der Papa die Musikanlage hoch, und Metallica oder AC/DC dröhnen durchs Auto: "Und natürlich headbangen wir auch", so der 43-Jährige. Dass er dabei trotzdem auf den Verkehr achtet, versteht sich von selbst. Und dass Zeitler selbst das "Headbangen" nicht mehr ganz so vollziehen kann wie zu den Zeiten, als seine eigenen Haare noch bis auf den Rücken herab fielen, tut der Begeisterung kaum Abbruch. Denn der Mann ist Heavy-Metal-Fan der ersten Stunde - und ein Leben ohne diese Musik ist für ihn nicht vorstellbar.
Ursprünglich verantwortlich für diese Liebe zum harten Sound und dieser ganz speziellen Art von Musik ist Zeitlers zehn Jahre ältere Schwester. Die hörte damals daheim in Leimen, wo die Familie herkommt, Tag und Nacht Musik von Bands wie AC/DC oder den Scorpions, erinnert er sich an seine jungen Jahre: "Und da kam ich ganz schnell auf den Geschmack".
Das endgültige Heavy Metal-Aha-Erlebnis kam dann, als der grade mal 13-jährige Marcus mit der Arbeiterwohlfahrt ins Zeltlager ins ehemalige Jugoslawien fuhr. "Dort gab es eine Clique, die ununterbrochen Metallica gehört hat", erzählt er, "und das war praktisch Liebe auf das erste Hören". Wieder zurück in Leimen, sagte er der Mutter, er habe jetzt nur noch zwei Wünsche: Eine Metallica-Platte und ein T-Shirt dazu.
Auch interessant
Und siehe da: Die Mama erfüllte ihrem Sprössling beide Wünsche - und er bekam die gerade erschienene Metallica-LP "And Justice for all" sowie ein T-Shirt mit exakt dieser Aufschrift. Beide Devotionalien hält Marcus Zeitler bis heute in Ehren. Und nicht nur das: "Vielleicht", sagt er schmunzelnd, "bin ich ja sogar später auch deshalb Bürgermeister geworden, weil mir dieses Motto von der ‚Gerechtigkeit für alle‘ in jeder Hinsicht in Fleisch und Blut übergegangen ist".
In Fleisch und Blut übergegangen ist ihm auf jeden Fall das Metal-Musik-Feeling, auf das er nicht mehr verzichten mag und kann. Konzertgänge sind in seiner Freizeit deshalb seine große Leidenschaft - und werden es noch lange bleiben, ist er sicher. Dabei geht es fast immer um Heavy Metal. Nicht weniger als elfmal war Zeitler bisher bei "Rock am Ring" am Nürburgring dabei; achtmal hat er Metallica live gesehen, zweimal Guns N’ Roses, viermal Iron Maiden, dreimal Manowar - und viele andere mehr.
Ein ganz großer Konzert-Moment kam für ihn 1991 in Mainz, als AC/DC aus einer Kanone ihre "AC/DC-Dollars" ins Publikum schossen. Zeitler und sein Freund Hans Martin schnappten gemeinsam einen solchen Dollar - und jeder durfte am Ende die Hälfte behalten. Seine Hälfte trägt der Bürgermeister seither als Talisman ständig bei sich im Geldbeutel: "Und der hat mir schon viel Glück gebracht."
Konzerte oder auch einfach Musik zu hören sei für ihn schlicht Entspannung pur nach oder neben dem Job, sagt Markus Zeitler und sieht das Ganze sportlich: "Wo andere vielleicht Marathon laufen, höre ich halt Heavy Metal - was für mich genau das Gleiche bedeutet und mich zusätzlich wieder motiviert für den Alltag".
Den Vorwurf, er sei nur für eine bestimmte Art von Musik zu begeistern, weist er allerdings zurück: "Klar, ich höre am liebsten Metal", aber ich gehe auch sehr gerne auf Konzerte bei uns in Schönau, etwa wenn mal eine Big Band hier spielt oder wie jetzt im Dezember die Junge Philharmonie Rhein-Neckar." Spürt jemand, aus dem solche Musik-Begeisterung spricht, nicht auch das Verlangen, mal selbst in die Saiten zu greifen oder auf die Trommel zu hauen? "Nicht wirklich", sagt Zeitler, "dazu müsste ich viel mehr Zeit und Disziplin aufbringen, als ich momentan dafür habe".
Als er 13 Jahre war, hat er mal eine Zeit lang Posaune gespielt, erinnert er sich und zwinkert dabei mit den Augen: "Bis ich eine feste Zahnspange tragen musste - und damit war dieses Thema ein für alle Mal durch." So ist er jetzt halt ein musikalischer Bürgermeister, der den passiven Musik-Genuss bevorzugt. Dass es vielleicht irgendwann in ferner Zukunft doch noch klappt mit der eigenen Musik, schließt er trotzdem nicht ganz aus: "Wenn ich mal in den Ruhestand gehe, könnte ich mir gut vorstellen, meine Nachbarn mit Schlagzeug spielen zu erfreuen", sagt er mit dem ihm eigenen verschmitzten Lächeln.



