Mobilitätspakt Mannheim

Stadträte drücken aufs Tempo

Fraktionen legten im Hauptausschuss mehrere Verkehrskonzepte vor - Verwaltung will erste Maßnahmen am 3. Dezember vorstellen

08.11.2019 UPDATE: 09.11.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 55 Sekunden

Verstopfte Straßen gehören in Mannheim zum Alltag. Das wollen Stadträte und die Verwaltung ändern. Foto: Gerold

Von Heike Warlich-Zink

Mannheim. Die gesperrte Hochstraße Süd in Ludwigshafen, Baustellen und Umleitungen auf Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen, Reparaturarbeiten an Brücken: Um den drohenden Verkehrskollaps abzuwenden, hat sich die Metropolregion darauf verständigt, einen Mobilitätspakt zu entwickeln. Doch das allein reicht den Mannheimer Gemeinderatsfraktionen nicht aus. "Der Verwaltung liegen mehrere Anträge vor mit dem gemeinsamen Tenor, dass wir schon jetzt vorankommen müssen", sagte Baubürgermeister Lothar Quast im Hauptausschuss.

An Lösungen wird laut Oberbürgermeister Peter Kurz bereits gearbeitet. Sie sollen am 3. Dezember im Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) vorgestellt werden. Dabei könnte es sich um "testweise Vorgehen" ebenso handeln wie um bauliche Umgestaltungen. "Wir müssen die Vorschläge und Themen erst einmal sortieren, um zu sehen, was innerstädtisch geht", meinte Kurz.

Zu sortieren gibt es viel. Denn neben neu formulierten Anträgen wurden von den Fraktionen auch alte wieder vorgelegt. So holten die Grünen ihr Konzept vom Oktober 2013 aus der Schublade. Bereits damals hatten sie sich dafür eingesetzt, die Fressgasse und Kunststraße zwischen 22 Uhr und 5 Uhr für den Durchgangsverkehr zu sperren. Doch längst hat die Politik auch die Situation tagsüber im Fokus und macht Vorschläge, wie sich das Mobilitätsverhalten verändern und die Verkehrsströme besser lenken lassen, um Lärm und Luftverschmutzung zu reduzieren.

Förderung des Radverkehrs und der E-Mobilität, Erhöhung der Kapazitäten bei Bussen, Straßen- und S-Bahnen, ein neues Tarifkonzept für Parkhäuser, die Berücksichtigung der Interessen des Handels, die Sicherstellung des Lieferverkehrs: Diese und weitere Aspekte werden in den Anträgen thematisiert. Die SPD will die S-Bahn-Haltestellen Jungbusch/Handelshafen und Neckarstadt-West durch neue VRNext-Bike-Stationen aufwerten. Das Ziel: Die Pendler sollen schnell den Mannheimer Hauptbahnhof erreichen. "Beide Haltestellen liegen in Industriegebieten, sodass sie die Möglichkeit bieten, eine innenstadtnahe Park-and-Ride-Infrastruktur einzurichten, die nicht nur die Zufahrt von und nach Ludwigshafen erleichtert, sondern auch mittelfristig die Verkehrsberuhigung im Zentrum unterstützen kann", heißt es in ihrem Antrag.

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"Die CDU hat sich umpositioniert", sagte SPD-Fraktionschef Ralf Eisenhauer angesichts der Tatsache, dass inzwischen auch die Christdemokraten dafür sind, die Fußgängerzone auf Fressgasse und Kunststraße auszudehnen sowie den Parkraum und die innerstädtische Verkehrssteuerung neu zu ordnen. Jetzt müsse man schauen, wie die politischen Mehrheiten sind und die vielen kleinteiligen Maßnahmen, die diskutiert würden, auch der Bevölkerung erklären.

Für die Fressgasse wird rascher Handlungsbedarf gesehen. Sie ist nach CDU-Angaben inzwischen ein Schleichweg. Zur Rush-Hour im Schritttempo durch die Quadrate zu "schleichen", um statt über die Konrad-Adenauer-Brücke zu die fahren die Kurt-Schumacher-Brücke zu nehmen, belaste die Anwohner, monieren auch die Grünen und fordern, Ausweichstreckstrecken auszuweisen, notfalls auch Straßen zu sperren. Deutlich wird aus den Anträgen, dass die Sperrung der Hochstraße die Probleme zwar deutlich verschärft – unabhängig davon jedoch die Aufenthaltsqualität für Bewohner und Besucher verbessert werden muss. Alle Maßnahmen sollen in Abstimmung mit den regionalen Planungen erfolgen. Deshalb wünschen sich die Stadträte möglichst zeitnah Informationen zum Mobilitätspakt. Quast will im ersten Quartal 2020 Vertreter der Metropolregion in den AUT einladen.

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