Auf die steile Karriere folgte der tiefe Sturz
Wieslochs ehemaliger OB und Brandenburgs früherer Wirtschaftsminister ist in Hamburg verstorben

Wolfgang Fürniß starb am Freitag 72-jährig in einem Krankenhaus in Hamburg. Foto: Alex
Von Andreas Kloé
Wiesloch/Heidelberg. Wie am Sonntag aus verschiedenen Quellen zu erfahren war, ist der frühere Oberbürgermeister der Stadt Wiesloch und ehemalige Wirtschaftsminister des Landes Brandenburg, Wolfgang Fürniß, am Freitag in einem Krankenhaus in Hamburg verstorben. Damit endete im Alter von 72 Jahren ein Leben voller Höhen und Tiefen.
Seine politische Karriere begann Fürniß nach dem Lehramtsstudium in Heidelberg (dem später eine Promotion folgte) 1973 als persönlicher Referent des damaligen baden-württembergischen Kultusministers Wilhelm Hahn. Danach arbeitete er in der Stuttgarter Ministerialbürokratie unter Roman Herzog und Lothar Späth. Parallel dazu war Fürniß seit 1975 Gemeinderat in seiner Heimatstadt Wiesloch, die den CDU-Politiker 1984 zu ihrem Oberbürgermeister wählte. Er bekleidete das Amt acht Jahre lang und konnte in der damals finanziell noch gut ausgestatteten Weinstadt zahlreiche Erfolge verbuchen, besonders bei der Umwandlung ehemaliger Industrieflächen in Wohn- und Gewerbegebiete.
Fürniß’ größtes Projekt war aber zugleich sein umstrittenstes: der Bau der damals 62 Millionen Mark teuren Stadthalle "Palatin". Deren Einweihung 1992 fiel zusammen mit einem Gewerbesteuereinbruch von rund 20 Millionen Mark, der sich umso verheerender auswirkte, als die Wieslocher Rücklagen aufgebraucht waren. Trotzdem wäre Fürniß vermutlich wiedergewählt worden, hätte er nicht bereits im September 1991 seinen Verzicht auf eine erneute OB-Kandidatur erklärt - ein Schritt, den damals viele bedauerten.
Wolfgang Fürniß war danach als Generalbevollmächtigter für die SAP tätig, bevor er 1998 eine Rückkehr auf die politische Bühne wagte. Seine Kandidatur um das OB-Amt in Heidelberg scheiterte jedoch bereits im ersten Wahlgang. Umso überraschender kam für viele die Nachricht vom Oktober 1999, dass Fürniß zum Wirtschaftsminister des Landes Brandenburg berufen worden sei. In diesem Amt sorgte er bundesweit für Schlagzeilen: zunächst für positive, als es um die geplante Ansiedlung einer Chipfabrik in Frankfurt an der Oder ging.
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Dann für negative, als bekannt wurde, dass er einen privaten Millionenkredit aus den Vereinigten Arabischen Emiraten erhalten hatte, um Steuerschulden begleichen zu können. Fürniß räumte damals selber ein, einen "Fehler" begangen zu haben und die "räumliche und zeitliche Nähe" beider Vorgänge "unterschätzt" zu haben. Nach mehrjährigen Ermittlungen stellte die Staatsanwaltschaft zwar fest, dass das Darlehen nicht zu beanstanden war. Politisch aber war Fürniß nicht mehr zu halten. 2002 erklärte er seinen Rücktritt.
Danach begann für den Ex-Minister ein Abstieg auf Raten, der schließlich im April 2015 in einen Betrugsprozess vor dem Heidelberger Landgericht und in eine Verurteilung zu drei Jahren Freiheitsstrafe wegen "gewerbsmäßigen Betrugs" mündete.



