Weinheimer Kerwe brummte wie nie

Stadt meldete gestern rund 45 000 Besucher in drei Tagen - Gäste schwärmten von großem Feier- und Kulturangebot

14.08.2016 UPDATE: 15.08.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 45 Sekunden

Was für ein Fest: Am Samstagabend drängten sich die Massen durch die Weinheimer City, wo an jeder Ecke gefeiert wurde. Auch der Rummelplatz am Roten Turm war rappelvoll. Fotos: Kreutzer

Von Philipp Weber

Weinheim. Das Riesenrad dreht sich, die Musik wummert, die Straußwirtschaften brummen: Die Weinheimer Altstadtkerwe strebt am Samstagabend um 22.30 Uhr ihrem Höhepunkt entgegen. Vor dem Schloss, auf dem Marktplatz, im Gerberviertel und auf dem Hutplatz drängen sich die Feiernden. Es riecht nach gebrannten Mandeln, Bier und Steaks. Überall wird angestoßen, gesungen, geratscht. Die Weinheimer und ihre Gäste haben sich die Lust am Feiern nicht nehmen lassen, auch in diesem Sommer nicht. Im Gegenteil: Die Kerweplätze scheinen am Samstagabend noch einen Tick voller zu sein als im Hitzesommer 2015.

Bereits am frühen Samstagabend strömen die Massen ins Herz der Stadt, spucken Busse und Straßenbahnen mehr und mehr Kerwegänger aus. Und die stürzen sich wie die Lemminge ins Geschehen. Am gestrigen dritten Kerwetag schätzt die Stadt Weinheim die Zahl der Gäste auf 45 000. Das sei rekordverdächtig.

"Man sitzt hier jedes Jahr mit Leuten aus dem Odenwald, von der Bergstraße und aus der Pfalz an den Tischen", so Stammgast Peter (58) aus Abtsteinach. Für ihn ist die Weinheimer Kerwe so etwas wie der Schmelztiegel einer Region, die sonst kaum zu fassen ist. Andere schwärmen von der riesigen Auswahl an Straußwirtschaften, Lokalen und Ständen. Dass für jeden etwas dabei ist, zeigt schon ein Blick ins historische Gerberbachviertel: Hier lockt die Edelstraußwirtschaft "G’schmacksach" das gediegene Publikum mit Weinen und Häppchen. Einige Schritte aufwärts rumst die Partymusik zu Flaschenbier und Cocktails - und noch ein paar Meter weiter wird in Kerwehaus und Kerwescheuer der traditionellen Festkultur gehuldigt.

Apropos Tradition: Dass die Weinheimer Kerwe ihren "alten" Charme bewahrt habe, wird von mehr als einem Gast als entscheidendes Kriterium benannt. Die Probe aufs Exempel liefert die Straußwirtschaft "Büdinger-Hof-Klause", eben-falls im Gerberviertel: Die Weinheimer Familie Kohl ist hier in der vierten Generation aktiv, letztes Jahr haben Uwe und seine Frau Renate die Führung der Straußwirtschaft an Laura und Jessica abgegeben. Von der Garage des Anwesens aus organisieren die beiden den Verkauf von Cocktails, gemixt aus frischen Früchten, wie sie betonen. Christa Kohl ist mit über 70 Jahren die Älteste im Familienverbund, sie hat noch den ersten Straußwirtschaftsbetrieb anno 1962 miterlebt. Und doch ist diese Kerwe mehr als eine launige Party: So lockt noch bis zum Kerwemontag ein Kunsthandwerkermarkt ins Gerberviertel - und am Samstagabend haben wieder Hunderte Besucher an der Nacht der tausend Lichter im Schlosspark teilgenommen. Als Kerwehöhepunkt für Familien gilt die Gerberbachregatta am Montag, wenn selbst gebastelte Schiffchen um die Wette gondeln.

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Der Besucheransturm hat allerdings auch seine Schattenseiten: Die Polizei meldete bereits am gestrigen Sonntag mehr als ein halbes Dutzend Handgreiflichkeiten, die sich entweder im Kerwegebiet oder an dessen Rändern abgespielt hatten. Darüber hinaus wurden in mindestens zwei Fällen Beamte beleidigt - und eine defekte Bahnschranke über die Straßenbahnschienen am OEG-Bahnhof verursachte am frühen Sonntagmorgen lange Staus.

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