Uniklinik Mannheim: OP-Besteck erneut nicht ordentlich gereinigt
Laut Aufsichtsbehörde gibt es Probleme bei der sterilen Aufbereitung - Diesmal hakt es beim gerade erst eingesetzten Dienstleister

Laut Regierungspräsidium wurde die sterile Reinigung nicht komplett dokumentiert. Beim Zerlegen des OP-Bestecks etwa wurde bei einem Sieb festgestellt, dass die Mäuler der Fasszangen noch geschlossen waren. Foto: masterpress
Von Julie Dutkowski
Mannheim. Schon wieder hat das Universitätsklinikum Mannheim mit Hygieneproblemen im OP-Bereich zu kämpfen. Wie das Regierungspräsidium Karlsruhe (RP) auf RNZ-Anfrage mitteilte, sei bei einer Kontrolle festgestellt worden, dass die Aufbereitung des Operationsbestecks "nicht in allen Fällen den Richtlinien und Vorgaben entsprochen" habe. So sei nicht in allen Bereichen "konform sterilisiert worden", sagte ein Sprecher der Behörde.
Bei den OP-Geräten habe es sich um sogenannte Fasszangen gehandelt. Beim Reinigen hätten diese vollständig zerlegt werden müssen, um von der Reinigungsflüssigkeit komplett umspült zu werden, sagte der Sprecher. Dies sei jedoch nicht in allen Fällen passiert. Zudem habe das Personal die Aufbereitung des OB-Bestecks mangelhaft dokumentiert.
Die Vorwürfe richteten sich aber nicht gegen das Klinikum, betonte der Sprecher, sondern gegen einen privaten, externen Dienstleister aus Dortmund, der erst im November 2014 neu eingesetzt worden war. - Im Oktober war bekannt geworden, dass in dem Krankenhaus mit mehreren Tausend Mitarbeitern immer wieder verunreinigte OP-Instrumente zum Einsatz gekommen waren. Die Staatsanwaltschaft hatte daraufhin Aktenordner und OP-Besteck beschlagnahmt. Ermittlungen laufen gegen sechs Krankenhausmitarbeiter aus der Logistik und der Verwaltung - darunter auch der frühere Klinikgeschäftsführer Alfred Dänzer, der zurückgetreten war. Im November hatte das Klinikum die Sterilgutabteilung, in der OP-Besteck gereinigt und desinfiziert wird, unter Aufsicht des Dortmunder Dienstleisters gestellt.
Auf das laufende Verfahren haben die neuen Vorwürfe keine Auswirkungen, erklärte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Mannheim auf Nachfrage, da es nun eine andere Firma betreffe. Eine Anzeige sei noch nicht eingegangen, aber man werde die Vorwürfe prüfen, so der Sprecher weiter. Das Uniklinikum weist die Vorwürfe unterdessen entschieden zurück. Zu keinem Zeitpunkt habe es Verschmutzungen an dem OP-Besteck gegeben, teilte eine Klinikumssprecherin mit. Es seien lediglich bestimmte Schritte der sterilen Reinigung nicht komplett dokumentiert worden. Beim Zerlegen des OP-Bestecks sei bei einem Sieb festgestellt worden, dass die Mäuler der Fasszangen noch geschlossen waren. Allerdings habe sich dieses Sieb erst in der Vorbereitung für die Reinigung befunden.
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Die Behörde hätte den Mitarbeiter seine Arbeit beenden lassen müssen, statt den Arbeitsschritt vorher zu unterbrechen, erklärte die Sprecherin weiter. Nun soll aber ein zusätzlicher Schichtleiter eingesetzt werden, der die Mitarbeiter direkt am Arbeitsplatz schulen und auf Probleme hinweisen soll. Zudem seien die Verfahren zur Aufbereitung der Instrumente weiter optimiert worden.
Wegen der erneuten Defizite hat die Klinik die Zahl der Operationen am vergangenen Donnerstag kurzfristig reduziert und auf Notbetrieb umgestellt. Laut RP wurden die beanstandeten Instrumente gesperrt. Die Behörde kündigte Nachkontrollen an.
Die Stadt Mannheim sieht das Klinikum trotz des jüngsten Vorfalls auf einem guten Weg. Es habe sich gezeigt, dass die internen Kontrollmaßnahmen funktioniert hätten, sagte ein Sprecher.
Zuletzt war bekannt geworden, dass im Uniklinikum bereits seit 2007 mit unsauberen Bestecken operierte wurde. Das geht aus dem Abschlussbericht der Expertenkommission zur Aufarbeitung des Hygieneskandals hervor (wir berichteten).
Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, forderte Gesundheitsministerin Katrin Altpeter (SPD) auf, die Aufklärung der Vorgänge in Mannheim zur Chefsache zu machen. Der von Oberbürgermeister Peter Kurz geführte Aufsichtsrat des Klinikums greife nicht durch, und die Strafverfolgungsbehörden benötigten viel zu viel Zeit zur Aufklärung. "Die Patienten wollen Sicherheit haben. So kann es nicht weitergehen", betonte Brysch.