Radler und "Poser" machen der Polizei Sorgen

Zahl der Radunfälle in Heidelberg ist leicht zurückgegangen - Von einer Trendwende kann aber noch nicht gesprochen werden

09.03.2017 UPDATE: 10.03.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 25 Sekunden

Nur ein schmaler Streifen steht Radfahrern auf der viel befahrenen Mittermaierstraße in Heidelberg zur Verfügung - ein Unfallschwerpunkt. Foto: Rothe

Von Alexander Albrecht

Heidelberg/Mannheim. Schaut Dieter Schäfer auf die nackten Zahlen, ist er zufrieden. "Im letzten Jahr stand nur eine Ampel auf rot, alle anderen auf grün", sagt der Chef der Verkehrspolizei im Mannheimer Polizeipräsidium bei der Vorstellung der Unfallstatistik 2016. Lediglich die Kleinstunfälle, also Blechschäden, sind in der Quadratestadt, Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis stark angestiegen und trüben die Bilanz. "Ansonsten liegen wir in sämtlichen Kategorien unter dem Landesdurchschnitt", berichtet Schäfer.

Hintergrund

Hier einige Zahlen zu den Unfällen im vergangenen Jahr in Heidelberg, dem Rhein-Neckar-Kreis und Mannheim.

Unfälle gesamt:

Heidelberg: 5235 (gegenüber dem Vorjahr -44).

Rhein-Neckar-Kreis: 11.971.( +306)

Mannheim: 11.539.(

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Hier einige Zahlen zu den Unfällen im vergangenen Jahr in Heidelberg, dem Rhein-Neckar-Kreis und Mannheim.

Unfälle gesamt:

Heidelberg: 5235 (gegenüber dem Vorjahr -44).

Rhein-Neckar-Kreis: 11.971.( +306)

Mannheim: 11.539.( +118)

Tote:

Heidelberg: 3 (+2)

Rhein-Neckar-Kreis: 10 (-2)

Mannheim: 4 (-5)

Schwerverletzte:

Heidelberg: 102 (+9)

Rhein-Neckar-Kreis: 365 (+30)

Mannheim: 195 (-33)

Radunfälle:

Heidelberg: 324 (-8)

Rhein-Neckar-Kreis: 409 (-29)

Mannheim: 392 (+34)

Unfälle mit Fußgängern:

Heidelberg: 70 (-13)

Rhein-Neckar-Kreis: 143 (-9)

Mannheim: 134 (-33)

Unfälle mit Kindern (bis 14 Jahre):

Heidelberg: 35 (-11)

Rhein-Neckar-Kreis: 140 (-1)

Mannheim: 83 (-5)

Unfälle mit Senioren (ab 64 J.):

Heidelberg: 419 (-20)

Rhein-Neckar-Kreis: 1131 (-63)

Mannheim: 742 (+4)

Geschwindigkeitsunfälle:

Heidelberg: 116 (+5)

Rhein-Neckar-Kreis: 451 (-16)

Mannheim: 165 (-21)

Alkoholunfälle:

Heidelberg: 49 (-4)

Rhein-Neckar-Kreis: 153 (+5)

Mannheim: 113 (-10)

Unfälle auf Autobahnen:

Neun Menschen starben auf den Autobahnen im Bereich des Polizeipräsidiums Mannheim - vier mehr als im Vorjahr. Insgesamt kam es zu 2290 Unfällen (-38). Dabei wurden 106 Personen schwer verletzt. Drastisch zugenommen haben die Unfälle an Stauenden (223, plus 97). alb

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Doch für Jubel bestehe kein Anlass, schränkt der Polizeidirektor gleich ein. Sorgen bereiten ihm vor allem Radler und junge Autofahrer. "Hier gibt es noch viel zu tun." Acht Radunfälle weniger haben die Beamten in Heidelberg 2016 gezählt. Im Vergleich zum schlimmen Jahr 2014 (333 Unfälle) zwar ein kleiner Erfolg, doch für Schäfer zu wenig, um von einer Trendwende sprechen zu können.

Einmal mehr wirbt der Verkehrspolizeichef für das Aktionsprogramm "Plus 5". Die Idee dahinter: Radler sollen fünf Minuten mehr für die Fahrstrecke einplanen, Verkehrsregeln einhalten und damit entspannter und sicherer ankommen. Dass die von mehreren Partnern lancierte Initiative notwendig ist, zeigt sich für Schäfer schon daran, dass von den 324 Radunfällen in Heidelberg knapp 50 Prozent auf die Kappe der Radfahrer gehen. In zehn Prozent der Fälle habe sie eine Teilschuld getroffen.

Ein Silberstreif am Horizont: Die Zahl der Unfälle mit "geisterfahrenden" Radlern - insgesamt zwölf - ist leicht gesunken. Schäfer nimmt aber auch die Autofahrer in die Pflicht. Zu viele von ihnen würden es, vielleicht auch aus Altersgründen, mit dem Schulterblick nicht allzu genau nehmen. Die Polizei überlegt, ob sie punktuell mit einem riesigen Transparent die Wagenlenker daran erinnert.

Zu den Radunfall-Schwerpunkten in Heidelberg zählt zum einen der Kurpfalzring im Stadtteil Pfaffengrund. Hier kam es zwischen 2012 und 2016 zu 15 teils schweren Kollisionen. Hinzu kommt: Wegen Straßenbahnarbeiten muss die Verbindung auch den Verkehr aus der Eppelheimer Straße aufnehmen. Ebenso eng geht es zu auf der Mittermaierstraße vom Hauptbahnhof in Richtung Neuenheimer Feld. Autofahrer ärgern sich regelmäßig über kurze Ampelgrünphasen, dazu müssen sie neben querenden auch in die falsche Richtung fahrende Radler beachten.

Viel Hoffnung setzt Schäfer deshalb in die geplante Radwegebrücke zwischen Bergheim und dem Campus im Neuenheimer Feld. Sie könnte eine der am stärksten frequentierten Radrouten der Stadt - täglich fahren auf der Mittermaierstraße rund 5800 Radfahrer, auf der Ernst-Walz-Brücke sind es in Spitzenzeiten sogar 12.000 Radler - entlasten. Baubeginn für die neue, sechs Meter breite Brücke könnte laut Stadtverwaltung im Jahr 2020 sein. Derzeit wird über eine Machbarkeitsstudie im Gemeinderat diskutiert, auf deren Grundlage eine Entscheidung getroffen werden soll.

Liegt der Anteil des Radverkehrs in Heidelberg bei 30 Prozent, beträgt er aktuell in Mannheim lediglich 12,5 Prozent. Die Nachbarstadt will das Radfahren stärker fördern und strebt bis 2020 einen Anteil von 25 Prozent an. Die ersten zusätzlichen Radwege gibt es schon, etwa auf der Bismarckstraße am Schloss entlang in Richtung Pfalz. Je mehr Radler allerdings auf der Straße sind, desto mehr Unfälle gibt es auch, an denen sie beteiligt sind: 392 waren es im vergangenen Jahr in der Stadt, das sind 34 mehr als 2015. Schäfer rechnet damit, dass sich die Zahl weiter erhöhen wird.

Und er erwartet, dass die "Poser" in der Mannheimer City bald und bei steigenden Temperaturen die Motoren ihrer aufgemotzten Schlitten wieder laut aufheulen lassen. Die Polizei ist zwar gewappnet und wird wohl wieder einige Autos aus dem Verkehr ziehen, die Motivation der Fahrer kann Schäfer indes nicht nachvollziehen. Er vermutet, dass viel Adrenalin im Spiel ist.

Doch nicht nur diese rund 500 Männer in der "Poser" - Szene sorgen für Probleme. Ganz allgemein ist das Unfallrisiko um das Vier- bis Fünffache erhöht, wenn junge Leute (18 bis 24 Jahre alt) am Steuer sitzen. Mal halten sie den Abstand nicht ein, mal starren sie auf ihr Smartphone. Deshalb kündigt Schäfer intensive Handy- und auch Gurtkontrollen an.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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