Obrigheim: Noch sind die Castoren leer

Am gestrigen Montag startete der Probelauf für den geplanten Transport von Castorbehältern auf dem Neckar von Obrigheim nach Neckarwestheim

27.02.2017 UPDATE: 28.02.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 37 Sekunden

Noch ist die Fracht ungefährlich: Mit leeren Castorbehältern (unsere Aufnahme) testet die EnBW seit gestern den geplanten Transport abgebrannter Brennelemente vom Kernkraftwerk Obrigheim ins Zwischenlager nach Neckarwestheim. Erstmals sollen Castoren auf dem Wasserweg überführt werden, die Genehmigung steht noch aus. Foto: Schattauer

Von Heiko Schattauer

Obrigheim. Während gestern vielerorts die Narren bei Umzügen lustig unterwegs waren, stand der Rosenmontag am Kernkraftwerk Obrigheim (KWO) im Zeichen eines bedeutend ernsteren "Umzugs". Am 2005 abgeschalteten Atommeiler startete der Probelauf für den geplanten ersten Castortransport auf dem Wasserweg in Deutschland. Der Energiekonzern EnBW als Betreiber der Anlage in Obrigheim plant, die 342 noch im KWO befindlichen Brennelemente über den Neckar nach Neckarwestheim zu transportieren und ins dortige Zwischenlager am Kernkraftwerk Neckarwestheim (GKN) einzulagern. Die Genehmigung für den Transport steht noch aus. Seit gestern testet man den Transfer mit leeren Castorbehältern: Auf ein Spezialschiff verladen, sollen sie sich heute auf die 50 Kilometer lange Reise neckaraufwärts machen.

Unter den Augen zahlreicher Medienvertreter lief der Probedurchgang an, mit dem die EnBW die Abläufe für den geplanten "echten" Castor-Transfer einspielen will. Für Jörg Michels, Vorsitzender der Geschäftsführung der EnBW Kernkraft GmbH (EnKK), zählt der Funktionstest zur "gewissenhaften Vorbereitung" auf einen Transport, mit dem man Neuland beschreitet. Bis dato wurden in Deutschland noch nie Castorbehälter auf einem Fluss befördert.

Die für das Vorhaben, das die EnBW bereits seit 2013 verfolgt, notwendige Transportgenehmigung liegt indes noch nicht vor. Das zuständige Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE) prüft nach wie vor den 2014 eingereichten Antrag. "Mit einer Genehmigung rechnen wir noch dieses Jahr", so Michels gestern. Die Änderungsgenehmigung zur Aufbewahrung der Obrigheimer Brennelemente im bestehenden Zwischenlager am EnBW-Standort Neckarwestheim hat man 2016 erhalten.

Zur Erinnerung: Aufgrund des vorgezogenen Atomausstiegs reichen die Stellplätze im GKN-Lager auch für die Castorbehälter aus dem KWO (für die 342 Brennelemente werden 15 Castoren benötigt). Das Umweltministerium unterstützt die Transferpläne (ein Zwischenlager weniger). In Neckarwestheim regt sich Protest gegen den Atommüll aus Obrigheim, Atomkraftkritiker warnen vor den Gefahren eines Castortransports.

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Im Beisein von Ministerialdirektor Helmfried Meinel (Umweltministerium) und Thomas Mürder (Präsident Polizeipräsidium Einsatz) startete nun gestern der Funktionstest. Nach seiner Beladung mit fabrikneuen, aber leeren Castorbehältern machen sich Schubschiff "Ronja" und der Schubleichter mitsamt Testladung heute auf den 50 Kilometer langen Wasserweg nach Neckarwestheim zum GKN-Lager. Sechs Schleusen und 23 Brücken liegen auf der Route, für die laut Michels ein Tag benötigt wird.

Nach Probeent- und Wiederbeladung fährt der Schubverband wieder zurück nach Obrigheim. "Wir sind froh über diese Praxiserprobung", kommentierte Polizeipräsident Mürder den Funktionstest, der auch "mögliche Schwierigkeiten" offenbaren soll, so Helmfried Meinel. Ihre Behörden sollen den Transport sichern beziehungsweise kontrollieren.

Zum Auftakt des Testlaufs waren noch keine Schwierigkeiten auszumachen. Die Verladung in Obrigheim verlief reibungslos und unspektakulär. Eine Genehmigung vorausgesetzt, sollen nach dem Probelauf insgesamt fünf Transporte (à drei Castoren) von Obrigheim nach Neckarwestheim fahren.

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