Neuer Ärger um die Fischkinderstube in Edingen-Neckarhausen
Wie soll Kies transportiert werden? - Anwohner wehren sich vergeblich gegen Laster - Teurer Wasserweg

Am Neckarufer zwischen Edingen und Neckarhausen sollen sich Fische bald in Ruhe fortpflanzen können. Foto: Pilz
Von Maren Wagner
Edingen-Neckarhausen. Es klingt wie eine Provinzposse, steht aber exemplarisch für viele Großprojekte. Da ist seit sechs Jahren bekannt, dass in Edingen-Neckarhausen eine Fischkinderstube gebaut werden soll. Alle Genehmigungen sind eingeholt, alle Gremien befragt, alle Planungen abgenickt. Und dann regt sich kurz vor Baubeginn Widerstand bei den Anwohnern. Weil Dutzende Laster jeden Tag an ihren Häusern vorbeifahren sollen, weil sie um ihr Eigentum fürchten und weil sie sich alleine gelassen fühlen.
In der Gemeinde am Neckar sollen sich Fische in Ruhe fortpflanzen. Mit 13.000 Quadratemetern soll die "Kinderstube" fast so groß werden wie zwei Fußballfelder. Das Projekt kostet 3,2 Millionen Euro, vom Land kommen 2,7 Millionen, 400.000 Euro steuern private Spender bei. In weniger als drei Wochen, am 4. Oktober, soll der Bau losgehen.
Seit Mai aber brodelt es bei einigen Anwohnern. Grund dafür ist, dass Erde, Ton und Kies, die für die Fischkinderstube ausgebaggert werden, mit Lastwagen abtransportiert werden sollen. Die Route führt über die Hauptstraße in Neckarhausen, die an ihrer engsten Stelle gerade einmal 5,30 Meter misst. Dort wohnen Johannes Fischer und Heike Dehoust.
Gerade einmal 80 Zentimeter trennen Fischers Haus von der Straße, so breit ist der Gehweg. Gebaut wurde es 1852, viel Geld und Zeit habe er in die Renovierung gesteckt, sagt Fischer. Jetzt befürchtet er, dass rund 50 Laster am Tag seine Arbeit zunichte machen. Fischer und Dehoust haben Unterschriften gesammelt, rund 50 Bürger haben sich dafür eingesetzt, eine Alternativroute für die beladenen Laster zu finden. Fischer kam in die Gemeinderatssitzung, als es um die Fahrtroute ging. "Denkt doch an die Anwohner!", rief er beinahe flehentlich.
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Vorige Woche haben Fischer und Dehoust einen letzten Versuch gestartet und einen Brief an die Gemeinderäte geschrieben. Wenn schon keine Alternativroute für die Lastwagen gefunden werde, solle man aufs Wasser ausweichen. "Der Gemeinderat sollte für das Wohl der Bürger stehen und sich auch in schwierigen Situationen für sie einsetzen", heißt es in dem Schreiben.
Die Bitte kommt zu spät. Die Verwaltung habe zu Beginn des Projekts den Transport auf dem Neckar geprüft, sagte Bauamtsleiter Horst Göhrig. Dabei würden im Vergleich zu den Lastwagen aber Mehrkosten im sechsstelligen Euro-Bereich entstehen, die das Land nicht fördern würde. Der Gemeinderat wiederum hat 2010 einen Grundsatzbeschluss gefasst, dass der Kommune durch das Projekt keine Kosten entstehen dürfen.
Das Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises bestätigte gestern, dass wenig Erfolgsaussicht besteht, dass der Wasserweg gefördert werde. Wichtigste Kriterien für eine Zuschussbewilligung seien Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit. Das sei beim Wasserweg nicht gegeben.



