Alternativrouten für Neckarhausener Fischkinderstube gesucht

Fischkinderstube: Anwohner wehren sich gegen das hohe Verkehrsaufkommen und wollen Erde auf Fluss transportieren

15.08.2016 UPDATE: 16.08.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 14 Sekunden

Mehrkosten im sechstelligen Bereich könnten entstehen, wenn der Aushub der Fischkinderstube nicht über Neckarhausen transportiert wird, sondern von Schiffen auf dem Fluss. Der Wasserweg wurde als Nebenangebot in die Ausschreibung aufgenommen. Gemeinderat Uli Wetz will die Variante in der heutigen Sitzung des Technischen Ausschusses ansprechen. Foto: Hofmann

Von Maren Wagner

Edingen-Neckarhausen. Es sind 80 Zentimeter, die Johannes Fischer Bauchschmerzen bereiten. So breit ist der Gehweg, der sein Haus vom Verkehr trennt. Tausende Autos und Lastwagen drängen sich täglich durch die Hauptstraße in Neckarhausen, die an ihrer schmalsten Stelle gerade einmal 5,30 Meter misst. Wenn im Herbst der Bau zur Fischkinderstube beginnen soll, kommen noch einmal 50 Schwertransporte dazu. Mit sich bringen könnten sie neben dem Aushub auch Risse an seinem 1852 errichteten Haus, befürchtet Fischer.

Bis zu 6500 Lastwagenfuhren könnten nötig sein, um Erde, Kies und Steine von der Baustelle des 3,2-Millionen-Projekts zu transportieren. In seinen Sitzungen im Juni und Juli hat der Gemeinderat lange und emotional über die Routen diskutiert. Um den Verkehr und Schmutz aus Neckarhausen herauszuhalten, hatte man der Verwaltung aufgetragen, eine Abfuhr des Aushubs über die Plouguerneau-Allee zu prüfen.

Vertreter von Straßenverkehrsamt, Straßenbauamt und Polizeipräsidium hatten die Route aber abgelehnt, weil Radfahrer und Fußgänger gefährdet wären. So blieb es letztendlich beim Verwaltungsvorschlag: Leere Lastwagen fahren über Edingen, beladene Transporter über die Haupt- und Speyererstraße in Neckarhausen.

Johannes Fischer gehört zu einer kleinen Gruppe von Anwohnern an der Hauptstraße, die sich vorigen Donnerstag zum Gespräch mit Bürgermeister Simon Michler trafen. Sie wehren sich dagegen, zusätzlich 50 Lastwagen am Tag ertragen zu müssen.

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Entweder solle doch noch einmal über einen Ausbau der Plouguerneau-Allee nachgedacht werden. Oder der Verkehr wird gleich auf den Neckar verlegt. "Das würde ökologisch gut passen zu dem Projekt", sagt Heike Dehoust. Sie hat Unterschriften gesammelt für eine Alternativroute der Lastwagen, rund 50 Bürger haben ihren Namen aufs Papier gesetzt. Damit habe sie dem Bürgermeister zeigen wollen, wie wichtig es den Menschen in Neckarhausen sei, die Schwertransporter aus dem Ortsteil herauszuhalten.

Die Route über den Neckar sei bereits geprüft worden, sagt Horst Göhrig. "Aber aus Kostensicht wurde die Option auf die Seite gelegt", so der Leiter des Bau- und Umweltamts in Edingen-Neckarhausen. Setze man Schiffe ein, habe man Mehrkosten im sechsstelligen Euro-Bereich, die die Gemeinde tragen muss.

Bislang bestand das Problem darin, dass der Gemeinderat einen Beschluss gefasst hatte, nach dem der Transport der Erde nichts kosten solle. Damit fiel die Neckar-Route weg. Zuletzt aber hätte das Gremium gebilligt, dass die Gemeinde für den Lastwagen-Verkehr über die Plouguerneau-Allee rund 100 000 Euro zahlt. "Dann können wir uns auch wieder mit dem Wasserweg befassen", sagt Göhrig.

Das für das Projekt zuständige Ingenieurbüro hat daher die rund 15 Firmen, die bereits Angebotsunterlagen für den Erdtransport angefordert haben, angeschrieben. Wer den Wasserweg anbieten möchte, kann das nun machen. Wer sich am Ende tatsächlich an der Ausschreibung beteiligt hat, könne erst nach Ablauf der Frist am 1. September gesagt werden, so Göhrig. Welche Option ausgewählt wird, soll der Gemeinderat in seiner Sitzung am 21. September entscheiden.

Bereits am heutigen Dienstag soll die Fischkinderstube in der Sitzung des Technischen Ausschusses (Beginn um 19 Uhr, Bürgersaal im Edinger Rathaus) angesprochen werden. Der fraktionslose Gemeinderat Uli Wetz will drei Varianten vorstellen, die seiner Meinung nach für den Erdtransport möglich wären. Darunter befindet sich der Wasserweg. Zudem wolle er den Ausschuss bitten, "die Verwaltung zu bitten, zu prüfen, ob bei einer Verschiebung des Baubeginns die Zuschüsse gesichert sind", so Wetz. Die nämlich sind zeitlich gebunden.

Viele Häuser an der Hauptstraße in Neckarhausen wurden vor 1900 gebaut, sagt Anwohner Fischer. "Wir haben viel Geld und viel Arbeit reingesteckt. Ich habe meine Fassade frisch gemacht." Ein Transport des Aushubs auf den Neckar sei zwar teurer, als die derzeit vorgesehene Route durch den Ortsteil. "Aber da kann man die Folgeschäden nicht abschätzen."

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