Harder schrammt im Frankfurter Korruptionsprozess an Haftstrafe vorbei
Der Heidelberger Immobilienentwickler wurde zu zwei Jahren auf Bewährung und einer Geldauflage von sechs Millionen Euro verurteilt

Jürgen B. Harder und sein mitangeklagter Geschäftspartner hatten auf illegale Weise ein Grundstück in der "Cargo City Süd" am Frankfurter Flughafen erworben. Sie ließen sich auf eine Bestechung ein. Schmiergelder sind allerdings nie geflossen. Foto: Rebscher
Von Alexander Albrecht
Frankfurt/Heidelberg. "Es hat gerade noch zur Bewährung gereicht", sagt der Vorsitzende Richter Christopher Erhard und schaut Jürgen B. Harder tief in die Augen. Der Heidelberger Immobilienentwickler entgeht knapp einer Haftstrafe. Die Spezialkammer für Korruptionstatbestände des Frankfurter Landgerichts verurteilt Harder zu zwei Jahren auf Bewährung. Und zu einer empfindlichen Geldauflage: sechs Millionen Euro. "Das soll Sie treffen", ruft Erhard Harder zu. Ohne die Zahlungsverpflichtung hätte er den Unternehmer ins Gefängnis schicken müssen, macht der Richter klipp und klar deutlich.

Jürgen B. Harder. Foto: Archiv
Hinter Gitter müssen dagegen zwei weitere Angeklagte: der stadtbekannte Frankfurter Investor Ardi Goldmann (zwei Jahre und acht Monate) und ein Makler (drei Jahre). Alle vier waren beteiligt an einer millionenschweren Bestechung im Zusammenhang mit dem Ausbau des Frankfurter Flughafens. In den ersten Monaten des seit Februar andauernden Prozesses saß noch ein fünfter Mann auf der Anklagebank. Volker A., ehemaliger Manager des Flughafenbetreibers Fraport, kam vor einigen Wochen bei einem Autounfall ums Leben.
Um an eines der begehrten Erbbaugrundstücke in der "Cargo City Süd" zu kommen, hatten Harder und sein Partner über ihre gemeinsame Firma ("Harder Lambda GmbH") Kontakt zu dem Makler aufgenommen. Ende 2006 kam es zu einem ersten Treffen in Hockenheim.
Mit am Tisch saß auch der Fraport-Manager. Harder hatte offenbar schon damals geahnt, dass ein Teil der Makler-Provision an den leitenden Angestellten des Flughafenbetreibers fließen sollte - als Schmiergeld. Trotzdem zog man den Deal durch. Harder soll bei einer weiteren Zusammenkunft Volker A. und dem Makler mindestens eine Million Euro für die Vermittlung des Grundstücks geboten haben.
Auch interessant
Der Makler sollte in drei Stufen Honorar kassieren, so lautete eine Vereinbarung: beim Erwerb des Grundstücks von der Fraport, bei der Vermietung der darauf gebauten Gewerbehalle und schließlich beim Verkauf des gesamten Areals an einen Investor. Doch die Beteiligten zerstritten sich. Es wurde kein Cent Provision gezahlt. Tatsächlich Schmiergeld erhalten hatten Volker A. und der Makler nach Erkenntnissen des Gerichts von Ardi Goldmann, dem Chef des Unternehmens "Cargoport".
Goldmann hat das allerdings bis zuletzt bestritten. Das Gericht sieht seine Mittäterschaft jedoch aufgrund der Aussagen von A. und des Maklers sowie belastender E-Mails als erwiesen an. Während der Urteilsbegründung brüllt Goldmann mehrfach den Richter an. In einer Pause kündigt der durch Entwicklungsprojekte mit kulturellem Anspruch bekannt gewordene Goldmann überraschend an, die Gefängnisstrafe antreten zu wollen. "Ich will schon seit Langem mal abnehmen. Jetzt habe ich Zeit dazu", meint der Paradiesvogel und grinst. Sein Anwalt möchte dagegen Berufung gegen das Urteil einlegen.
Darin ist auch festgelegt, dass der von Goldmann und Harder aus den illegalen Grundstücksgeschäften erzielte Gewinn von rund 20 Millionen Euro mit Vermögensarresten gesichert und eingezogen wird. Noch ungeklärt ist, ob das Geld an die Staatskasse oder die geschädigte Fraport AG fällt. Die internen Kontrollen in dem börsennotierten Unternehmen waren offenbar lax, der ehemalige Manager hatte bei den Geschäften ziemlich freie Hand. Es sei nicht feststellbar, welcher Schaden der Fraport entstanden ist, sagt Richter Erhard.
Im Gegensatz zu Goldmann, der sich uneinsichtig zeigt und den Prozess immer wieder mit fragwürdigen Bemerkungen stört, wirkt Jürgen B. Harder auch am gestrigen Dienstag hochkonzentriert. Die Richter halten ihm zugute, dass er zuvor nicht vorbestraft war, ein umfassendes Geständnis abgelegt hat und ihn die intensive Medienberichterstattung belastet habe. Seine Frau Franziska van Almsick war wegen des Rummels mit den Kindern nach Spanien gezogen.