Explosion bei BASF: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Ein Teil der BASF-Anlagen bleibt vorerst abgeschaltet - Widersprüchliche Angaben zur Gefahrenlage

18.10.2016 UPDATE: 19.10.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 24 Sekunden

Ein Tankschiff im Hafen wurde von der Feuerwehr gekühlt. Dadurch konnte ein Übergreifen der Flammen verhindert werden. Foto: Arnold

Ludwigshafen. (alb) Nach der Explosion auf dem BASF-Gelände stellen sich viele Fragen. Nicht auf alle gibt es konkrete Antworten.

> Wie kam es zu dem Brand, der die Explosion auslöste?

Das ist die große Frage. Es könnte sich sowohl um einen technischen Defekt als auch um menschliches Versagen gehandelt haben. Fest steht: Das Feuer brach in einem 15 Meter breiten Rohrleitungsgraben aus. Die 28 Leitungen sind maximal 300 Meter lang, haben unterschiedliche Durchmesser von bis zu 25 Zentimetern und transportieren Flüssiggase sowie andere brennbare Flüssigkeiten von und zu den Schiffen. Nach Angaben von BASF-Werksleiter Uwe Liebelt sind Ethylen und Propylen ausgetreten und waren "mit großer Wahrscheinlichkeit, nahezu sicher" an dem Brand beteiligt. Ethylen wird unter anderem zur Herstellung von Dämmstoffen und Lösemitteln verwendet, Propylen bei der Produktion von Autolacken und Klebstoffen.

> Welche Rolle spielten die Arbeiten an dem Rohrleitungsgraben?

Auch das lässt sich noch nicht sagen. Laut Liebelt hatten drei bis fünf Arbeiter der BASF und einer Fremdfirma schon seit Tagen eine (leere) Propylen-Pipeline repariert. Dabei handele es sich um ein Leitungsstück, das sich von der Entleerungsstelle der Schiffe am Hafen bis ins Tanklager ziehe.

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> Warum setzte die BASF bei derart sensiblen Arbeiten eine Fremdfirma ein?

Vorstandsmitglied Margret Suckale sagte, der Chemieriese blicke auf eine "lange, gute Zusammenarbeit" mit externen Firmen zurück. Deren Mitarbeiter würden stets auf die Sicherheitslage eingeschworen. Zudem bekräftigte Suckale, dass die BASF in diesem Bereich nicht den Rotstift ansetze.

> Wie ging es nach der Explosion auf dem Gelände weiter?

Die Feuerwehr war am Montagabend bis circa 21.30 Uhr mit Löscharbeiten beschäftigt. Anschließend hieß es: "Feuer aus!" Doch zunächst kamen die Einsatzkräfte nicht direkt an den Ort des Unglücks heran. Man habe undichte Rohre mit einer ein Meter dicken Schaumschicht abgedeckt, sagte der Ludwigshafener Feuerwehrchef Peter Friedrich. Noch am Dienstagnachmittag traten aus geborstenen Rohren Propylen und Ethylen aus. Erst wenn keine gefährlichen Stoffe mehr ausliefen, könne der Schaum entfernt werden, betonte Friedrich. Danach werde die Unglücksstelle in Augenschein genommen und die in dem Rohrgraben stehende Flüssigkeit abgepumpt. Mit den Arbeiten könnte laut Liebelt heute Abend begonnen werden, das sei aber eine "grobe Schätzung".

> Laufen bereits Ermittlungen?

Ja. Nach Angaben Liebelts hat die Feuerwehr für Polizei und Staatsanwaltschaft einen äußeren Ring rund um den Explosionsort freigegeben. Die Ermittler waren schon gestern Morgen vor Ort. Suckale versprach, man werde eng mit den Behörden zusammenarbeiten.

> Welche Gefahren gab es für Mensch und Umwelt?

Die BASF habe weder in der Luft noch am Boden und im Wasser kritische Werte gemessen, sagte Liebelt. Auch seien keine Stoffe in den Rhein gelangt. Die von dem Unternehmen zwischen Fluss und Hafen errichtete Wassersperre sei weiterhin aktiv. Feuerwehrchef Friedrich erklärte hingegen, es seien während des Brandes sehr wohl "Ex-Werte" nachgewiesen worden. "Ex-Werte" zeigen überschrittene Explosionsgrenzen an. Stefan Lang, Ärztlicher Direktor bei der BASF, sagte, es sei Glück im Unglück gewesen, "dass die riesige Rauchfahne ziemlich senkrecht hochging". Bis zur Entwarnung gestern Abend wurden Bewohner der nördlichen Stadtteile von Ludwigshafen dazu aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten und sich nicht allzu lange im Freien zu bewegen. Das Problem sei auch der Gestank, so Friedrich. Die Gefahr liege unter der Schaumdecke. Die Stadt Mannheim hob bereits am Nachmittag die Warnung für den Norden auf.

> In welcher Höhe ist Sachschaden entstanden?

Dazu machte Suckale keine Angaben, die Frage habe derzeit aber auch keine Priorität.

> Die BASF hat zwei Steamcracker und zwölf weitere Anlagen abgeschaltet. Wann kann wieder gearbeitet werden?

"Ich wünschte, ich könnte sagen, dass wir die Anlagen ganz schnell wieder hochfahren", sagte Suckale. "Aber das kann ich im Moment nicht." Es werde "noch eine Zeit" dauern. Suckale räumte ein, dass die Unterbrechung der Rohstoffzufuhr eine große Herausforderung für Produktion und Logistik sei. Mit Kunden werde nach Lösungen gesucht.

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