Explosion bei BASF: Die Staatsanwaltschaft hat erste Erkenntnisse

Nach der Explosion bei der BASF wurde im Hafenbecken ein toter Mann entdeckt - Wahrscheinlich ist es der gesuchte Vermisste

19.10.2016 UPDATE: 20.10.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden

Im Landeshafen Nord ereignete sich am Montag die verheerende Explosion bei der BASF. Gestern bargen dort Taucher eine Leiche - vermutlich das dritte Opfer des Unglücks. Höchstwahrscheinlich handelt es sich um einen vermissten Matrosen eines Tankschiffes. Foto: dpa

Von Alexander Albrecht

Ludwigshafen. Die Behörden halten sich zwar noch bedeckt. Doch mit einiger Wahrscheinlichkeit gibt es nach der Explosion am Montag bei der BASF ein drittes Todesopfer zu beklagen. Taucher bargen gestern gegen 12.30 Uhr einen toten Mann aus dem Becken des Landeshafen Nord. Der Einsatz hatte erst um 11 Uhr begonnen. 17 Taucher begaben sich auf die Suche; neun von der Polizei und jeweils vier von den Berufsfeuerwehren in Ludwigshafen und Mannheim. Zuvor war davon ausgegangen worden, dass die Aktion mehrere Stunden dauert. "Ob es der Vermisste ist, wissen wir noch nicht", sagte eine Polizeisprecherin.

Die Staatsanwaltschaft Frankenthal ordnete die Obduktion der Leiche an. Seit der Tragödie war der Matrose eines Tankschiffs vermisst worden.

Bei dem Unglück waren auch zwei Mitglieder der BASF-Werksfeuerwehr getötet worden. Zunächst hatte aus noch ungeklärten Gründen eine Versorgungsleitung in einem Rohrleitungsgraben gebrannt. Von dort werden Flüssiggase und andere brennbare Flüssigkeiten von und zu Schiffen transportiert. Als die Wehrleute des Unternehmens eintrafen, kam es zur Explosion. Ein nicht direkt beteiligter Kollege der Verstorbenen sagte der RNZ, solche Geschehnisse seien "leider Berufsrisiko". Die 200 Mitarbeiter starke Truppe sei hervorragend ausgestattet und ausgebildet. "Aber es gibt eben keine hundertprozentige Sicherheit", sagte der Feuerwehrmann. Auch wenn eine Rohrleitung mit leicht entzündlichen Gasen wie Ethylen und Propylen brenne, müsse man nicht gleich von einer drohenden Explosion ausgehen.

Hintergrund

Die BASF hat aufgrund des Explosions-Unglücks vom Montag ihre kulturellen Veranstaltungen bis einschließlich Sonntag, 23. Oktober, abgesagt. Betroffen sind die Konzerte am 21. und 22. Oktober mit den Puppini Sisters (Bunte Reihe), das Solokonzert am 22. Oktober mit Collin

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Die BASF hat aufgrund des Explosions-Unglücks vom Montag ihre kulturellen Veranstaltungen bis einschließlich Sonntag, 23. Oktober, abgesagt. Betroffen sind die Konzerte am 21. und 22. Oktober mit den Puppini Sisters (Bunte Reihe), das Solokonzert am 22. Oktober mit Collin Vallon (Enjoy Jazz) und das Konzert am 23. Oktober mit Alberto Ferro (Junge Pianisten). Alle online gekauften Karten werden automatisch erstattet; an Vorverkaufsstellen bezogene Tickets müssen an diesen rückerstattet werden. Abonnenten erhalten den anteiligen Abonnementspreis automatisch zurück.

Die Veranstaltungen aus dem BASF-Genießerkalender "Die Geheimnisse des Tees" sowie der "Kulinarische Freitag Wild" (beide am 21. Oktober) finden ebenfalls nicht statt. Die angemeldeten Teilnehmer werden individuell von der BASF Gastronomie kontaktiert.

Ebenfalls abgesagt wurde die Vorführung des Dokumentarfilms "Experiment 150 - Co-Creating for a sustainable future" am 22. Oktober im Mannheimer Atlantis-Kino.

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Der Frankenthaler Oberstaatsanwalt Hubert Ströber ermittelt wegen fahrlässiger Tötung, fahrlässiger Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion und fahrlässiger Körperverletzung gegen Unbekannt. Die Ermittlungen dürften sich lange hinziehen. Sie dauern nach einer Gasexplosion vor zwei Jahren zwischen den Ludwigshafener Stadtteilen Edigheim und Oppau immer noch an. Damals kam es bei Erdarbeiten im Vorfeld zur Wartung der Gasleitung einer BASF-Tochter (Gascade) zu dem Unglück. Zwei Bauarbeiter starben, etliche Wohnungen wurden beschädigt und mehrere Menschen obdachlos. Der Schaden wird auf 20 Millionen Euro beziffert.

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Ströber hat inzwischen "Teilerkenntnisse" gewonnen. Sie gingen auf die Vernehmung eines Angestellten einer Fremdfirma zurück, der "im Bereich Sicherheit" unmittelbar an den Leitungsarbeiten beteiligt war, sagte er. Die Angaben des Mannes würden nun ausgewertet und in die weiteren Untersuchungen einfließen. Ansonsten hielt sich der Staatsanwalt aus "ermittlungstaktischen Gründen" zurück - in der Sorge, dass Beweismittel nicht mehr greifbar seien. Er wolle nicht dazu beitragen, dass sich jemand herausgefordert sehe, sagte er. Der Explosionsort sei inzwischen begehbar, Polizeibeamte und Sachverständige seien vor Ort. Gestern Mittag um 12 Uhr gedachte die Belegschaft der BASF der getöteten Mitarbeiter. Zudem wehten die Fahnen auf dem Gelände auf Halbmast.

Bei dem Unglück am Montag gab es auch acht Schwer- und 17 Leichtverletzte. Sechs Menschen liegen auf der Intensivstation. Eine Sprecherin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) sagte der RNZ, man sei in großer Trauer und in den Gedanken bei den Angehörigen der Opfer. Sie bestätigte, dass BASF-Vorstandsmitglied Margret Suckale bei einer Pressekonferenz am Dienstag erklärt hatte, dass am Standort Ludwigshafen nicht zu Lasten der Sicherheit gespart werde. "Das sind auch unsere Informationen", sagte die Sprecherin weiter. Die Gewerkschaft sei um die Sicherheit der BASF-Mitarbeiter grundsätzlich nicht besorgt.

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