Devise: Zutrauen statt begrenzen

Ausstellung "Inklusion: gelebt - erlebt - gezeichnet" in Ladenburg

Die Ausstellung ist noch bis zum 11. August im Ladenburger Rathaus zu sehen

17.07.2017 UPDATE: 18.07.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 55 Sekunden

Die jungen Künstler Lavinia Sergi, Helma Striffler und Henri Hirt (v.l.), eingerahmt von Bürgermeister Stefan Schmutz und Kirsten Ehrhardt, Vorsitzende der Elterninitiative. Foto: skb

Von Silke Beckmann

Ladenburg. Die Werke sind von hohem Wiedererkennungswert und sie berühren. Und doch hat jeder der drei Künstler seinen ganz eigenen, unverkennbaren Stil: Lavinia Sergis gezeichnete und stets bebrillte Figuren erzählen Geschichten, Henri Hirt ist Schöpfer der minimalistisch illustrierten "Nixklusionsmännchen", und Helma Striffler gestaltet farbenfroh bearbeitete Motive und Alltagsszenen.

Gemein ist den Künstlern ihr jugendliches Alter - und ein Handicap. Unter dem Titel "Inklusion: gelebt - erlebt - gezeichnet" ist ihre von der Elterninitiative Rhein-Neckar "Gemeinsam leben - gemeinsam lernen" präsentierte Ausstellung noch bis einschließlich 11. August im Ladenburger Rathaus zu sehen. Anschließend werden die Bilder in Karlsruhe, dann im Schwetzinger Schloss und schließlich in Mannheim gezeigt.

"Wir möchten möglichst viele Menschen erreichen", sagte Kirsten Ehrhardt, Vorsitzende der Elterninitiative, bei der gut besuchten Vernissage, die ihr "berühmter" Sohn Henri schließlich eröffnete. Wichtig sei der Initiative zu vermitteln, dass alle Menschen, auch diejenigen mit einer Behinderung, einen ganz wichtigen Teil zur Gesellschaft beitragen: "Das heißt, dass wir es ihnen auch zutrauen."

Ehrhardt betonte: "Wir möchten alle ermutigen, Menschen aufgrund ihrer Behinderungen nicht von Anfang an zu begrenzen." Kurz stellte sie die drei jungen Künstler vor, die die von Simon Ansfield (Piano) und Henris Vater Norbert Hirt am Saxofon musikalisch begleitete Veranstaltung mit sichtlichem Stolz genossen.

Lavinia, 1999 geboren, hat seit Kurzem ihren Werkrealschulabschluss in der Tasche. Sie hat das sogenannte Charge-Syndrom, verfügt über lediglich 16 Prozent Sehkraft und muss beim Zeichnen schon sehr nah an das Papier heranrücken. Ebenso wie sie sind all ihre mimisch ausdrucksstarken Figuren Brillenträger.

Die zwei Jahre jüngere Helma, die eine Werkrealschule besucht, begann ihre künstlerische Begabung auszuleben, "als sie in der Schule endlich zeigen konnte, was sie kann". Ihre Bilder wurden auch im von der Elterninitiative herausgegebenen Buch "Inklusion: Ja! 20 Mutmachgeschichten" veröffentlicht.

Henri, 2003 geboren und damit der Jüngste im Bunde, hat das Down-Syndrom. Schon immer hat er gern gemalt - zunächst lange Zeit ausschließlich graue Bilder mit Strichen, Flächen und Strukturen. Inzwischen ist der Schüler der Walldorfer Theodor-Heuss-Realschule auf Bunt umgestiegen und hat mit den sparsam gezeichneten Männchen seinen ganz eigenen Stil entwickelt.

Seine Mutter hatte 2014 dafür gekämpft, dass Henri mit seinen Freunden auf das Walldorfer Gymnasium gehen darf - doch Kollegium und Eltern wollten den Jungen nicht aufnehmen. Der "Fall" dominierte wochenlang die Schlagzeilen und sorgte für kontroverse Diskussionen zwischen Inklusionsbefürwortern und -kritikern. Dem Vernehmen nach soll sich Henri auf der Realschule wohl fühlen.

"Sehr berührt und begeistert" äußerte sich Ladenburgs Bürgermeister Stefan Schmutz, der mit persönlichem Interesse für den einen oder anderen Druck nicht allein dastand. Inklusion und Elterninitiativen begleiten ihn in seinem Berufsleben schon lange; Kirsten Ehrhardt habe er "als engagierte und streitbare Verfechterin der Inklusion" kennengelernt. Auch Schmutz möchte Inklusion - den gemeinsamen Unterricht von behinderten und nicht behinderten Menschen - als selbstverständlich verstanden wissen, "davon ausgehend, dass jeder Mensch einzigartig und gleich viel wert ist".

Insofern liegt ihm daran, dass die Ausstellung ein großes Publikum bekommt: "Ich freue mich, dass Ladenburg als erste Station ausgewählt wurde."

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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