Bundesgartenschau Mannheim

Warum Planer Lenzen von positivem Feedback ausgeht

Landschaftsarchitekt Stephan Lenzen spricht im Interview über den Luisenpark und den Mut der Stadt, diesen Grünzug zu realisieren

03.05.2017 UPDATE: 04.05.2017 06:00 Uhr 3 Minuten, 32 Sekunden

Von Julie Dutkowski

Mannheim. Der Bonner Landschaftsplaner Stephan Lenzen hat unter anderen die Bundesgartenschau in Koblenz 2013 und die Landesgartenschau in Öhringen 2016 geplant. Im RNZ-Interview spricht er über seine Pläne für Mannheim und warum er sicher ist, dass die Begeisterung noch kommt.

Herr Lenzen, der fertige Entwurf für den Grünzug geht am 23. Mai in den Gemeinderat. Glauben Sie, dass die Räte diesem nun zustimmen?

Planer Stephan

Lenzen. Foto: zg

Ich bin da ganz optimistisch. Die Atmosphäre im Aufsichtsrat war sehr konstruktiv. Fast alle Fraktionsvertreter waren dort, daher hoffe ich, dass man das auf die übrigen Räte übertragen kann. Ich rechne zwar nicht mit einem einstimmigen Ergebnis, aber mit einer tragfähigen Mehrheit.

Ursprünglich sollte die Aubuckelstraße zwischen Spinelli und Feudenheimer Au wegfallen. Jetzt müssen Sie doch mit ihr planen, tut Ihnen das weh?

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Im Wettbewerb hatten wir ein überzeugendes Bild erzeugt für den Grünzug ohne Straße. Der Beibehalt der Straße bildet aber jetzt die Rahmenbedingung. Das ist ärgerlich für einen Planer, aber so ist es. Klar ist aber auch: Der Freiraum des Grünzugs hätte eine größere Qualität, wenn die Straße wegfallen würde.

Derzeit ist nur vom Grünzug die Rede, warum wird die Bundesgartenschau ausgeklammert?

Weil der Grünzug das Wichtigste in dieser Planung ist. Ab 2023 soll er für die nächsten 50 bis 100 Jahre den Raum prägen. Zuerst haben wir den Vorentwurf für die Daueranlagen erarbeitet, und dann kann man mit der Konzeption der Buga-planung starten, wenn der Gemeinderat die Leitentscheidung beschließt. Die Bundesgartenschau 2023 ist das Mittel zum Zweck des Grünzugs.

Beschreiben Sie kurz dessen Besonderheiten.

Es wird hier eine durchgängige Fläche vom Neckar bis zum Vogelstangsee geschaffen, ein neuer Landschaftsraum für die Öffentlichkeit. Hier können Besucher die Weite erleben. Neue, moderne Parkflächen und ein Freizeit-, Kinderspiel- und Sportangebot werden geschaffen - also ein Aufenthaltsbereich von hoher Qualität.

Was ist noch geplant?

Es wird einen Radschnellweg geben, der die Vororte mit der Innenstadt verbindet. Ein weiteres Highlight ist die U-Halle im Herzen des Areals, auch das ist ein Treffpunkt im Freien, an dem auch Veranstaltungen stattfinden können. Ein wichtiger Punkt ist außerdem der 1,5 Hektar große See, der eine hohe Aufenthaltsqualität bietet.

Kann man darin schwimmen?

Nein, er ist nicht als Badesse gedacht. Vielmehr ist er ein naturnahes Gewässer, das heißt, ein Großteil des Ufers läuft sanft aus, ist von Schilf und Gehölz umgeben. Ein Holzsteg soll die Besucher aber nah an das Wasser bringen, damit sie die Wasserfläche genießen können.

Sie haben einen Radschnellweg angesprochen. Kann man dort auch langsam Fahrrad fahren?

Da ist eine Diskussion, die wir in der nächsten Planungsphase lösen müssen. Hier ist eine Verkehrstrasse von 4,50 Metern Breite vorgesehen. Ob daraus ein Schnellweg oder eine gut ausgebaute Radwegetrasse wird, ist noch nicht sicher.

Inwiefern profitiert Mannheim davon?

Das Ziel der Trasse ist, eine direkte, möglichst barrierefreie Verbindung zwischen Vogelstang, Käfertal und Feudenheim in die Innenstadt zu schaffen. Der Radschnellweg soll es möglich machen, dass man mit dem Fahrrad schneller in die Innenstadt kommt als mit dem Auto. Kopenhagen macht es vor und das wollen wir in Mannheim auch erreichen. Das steigert die Attraktivität der Vororte.

Wie verkauft man den Bürgern ein 105-Millionen-Projekt, auf dem auf den ersten Blick nicht viel passiert?

Nicht viel passiert? Vielen ist die Dimension dieses Raumes nicht bewusst. Wir sprechen hier von 220 Hektar Fläche, mit der Umwandlung von über 60 Hektar Kasernenfläche in hochwertiges Grün und einer über vier Kilometer langen Radschnellwegeverbindung, einschließlich Brückenbauwerke, der Aufwertung des Neckarvorlands und des Sportparks sowie Investitionen in den Luisenpark.

Glauben Sie nicht, dass den Mannheimern hier eine große Attraktion fehlt?

Die Mannheimer vergleichen ihren Luisenpark, der aus der Buga 1975 hervorgegangen ist, mit dem heutigen Entwurf. Aber die Ansprüche an die Landschaftsarchitektur haben sich in den vergangenen 50 Jahren gewandelt. Die Ästhetik ist heute eine andere. Parkanlagen werden nicht mehr so artifiziell geplant, sondern ökologisch, nachhaltig und naturnah. Zur Bundesgartenschau wird es ja noch ein paar Attraktionen geben, die ich aber noch nicht verraten werde. Und außerdem ist der gesamte Freiraum die große Attraktion.

Gibt es Vergleichbares wie den Mannheimer Grünzug?

Nein, in dieser Dimension ist er einmalig und zukunftsweisend. Das Projekt hat eine Vorbildfunktion, was Ökologie, Klima, Freizeit und den Städtebau angeht. Die Fachwelt schaut jetzt schon ganz gebannt auf die Realisierung.

Ungewöhnlich ist, dass man eine solch große Fläche nicht mit Häusern zubaut.

Das stimmt. Ich werde nicht müde zu betonen, wie mutig und verantwortungsvoll Politik und Stadtverwaltung handeln, indem sie dieses Konzept wählen. Es wäre ein Leichtes gewesen, die Kasernenfläche von Spinelli an Investoren zu vermarkten. Städte verdichten sich immer mehr und Freiflächen sind die letzten Orte, wo es keine sozialen Unterschiede gibt. Jeder darf sie nutzen, sie sind wichtiger denn je für eine lebenswerte Stadt.

Was meinen Sie, werden die Mannheimer die Buga irgendwann annehmen?

Davon bin ich überzeugt, dass irgendwann der Zeitpunkt kommt, dass in der Bürgerschaft und in den Medien das positive Feedback lautstark überwiegen wird. Wann, ist schwer vorherzusagen. Es gab schon alle Varianten bei meinen letzten Projekten. In Koblenz kam der Durchbruch in dem Moment, als eine Teilfläche begehbar und erlebbar war. Zum Schluss wollten die Koblenzer, dass ihre Buga nicht mehr aufhört. In Hamburg-Wilhelmsburg war man sogar noch während der Gartenschau skeptisch. Aber heute nach der Gartenschau ist der Inselpark wahnsinnig beliebt.

Könnte die Heilbronner Buga 2019 neue Begeisterung entfachen?

Davon gehe ich aus. Heilbronn kann eine sehr erfolgreiche Gartenschau werden, da sie mitten in der Stadt liegt und ihr ein neues grünes Herz bringt, das auf Dauer bestehen bleibt.

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