Mathaisemarkt Schriesheim

Winzerchef appellierte an Bürgermeister für bessere Werbung

Geschäftsführer der Schriesheimer Genossenschaft fordert auf dem Mathaisemarkt bessere touristische Vermarktung der Bergstraße.

06.03.2024 UPDATE: 06.03.2024 04:00 Uhr 2 Minuten, 46 Sekunden
Die Schüler der Strahlenberger Grundschule standen beim Behördentag auf dem Mathaisemarkt Spalier. Angeführt wurden die Ehrengäste von den Schriesheimer Weinhoheiten, Weinkönigin Anna (M.) und ihren Prinzessinnen Maren (l.) und Emélie (r.). Foto: Dorn

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Der Nachrichtenwert des Behördentags auf dem Schriesheimer Mathaisemarkt hält sich normalerweise in Grenzen. So soll es auch sein. Schließlich treffen sich die Bürgermeister, Abgeordneten und Vertreter aus Behörden und Institutionen der Region auf dem Volksfest zum eher zwanglosen Austausch beim Gläschen Wein. Locker soll es zugehen.

Aufhorchen ließ am Dienstag allerdings der Geschäftsführer der Schriesheimer Winzergenossenschaft (WG), Manuel Bretschi, beim gemütlichen Hock im Zehntkeller. Den Verwaltungschefs gab er einen "Denkanstoß" mit auf den Weg. Gerade die Bergstraße werde noch nicht so touristisch vermarktet, wie es möglich und nötig wäre.

Andere Regionen würden das viel besser machen, sagte Bretschi. Das Elsass etwa. "Wenn wir das nicht schaffen", so der WG-Geschäftsführer, dann würden die Gäste über kurz oder lang wegbleiben. Auch die Wirte gelte es dabei zu stärken: "Denn ohne Gastronomie keine Gäste und ohne Gäste keine Gastronomie."

Bretschi gewährte auch einen kleinen Einblick in die Probleme der Weinbranche am Beispiel seines eigenen Betriebs. Der Pro-Kopf-Verbrauch sei binnen eines Jahres um einen Liter gesunken. Die Frage sei, wie man sich da künftig positioniert. Dazu komme der Kostendruck. Und den harten Preiswettbewerb spürt Bretschi allein schon in Verhandlungen mit dem regionalen Lebensmitteleinzelhandel: "Da reden wir über Preissenkungen."

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Umso wichtiger sei es, die Bekanntheit der Marke Bergstraße auch überregional zu steigern. Damit die Menschen kommen – auch um die Weine direkt bei den Erzeugern zu kaufen. Die Buga 23 in Mannheim sei ein gutes Beispiel dafür gewesen, dass das Werben für die Region aufgehen kann. Zudem treibe die WG das Online-Marketing voran und setze auch weiter auf Veranstaltungen vor Ort. Wein muss man eben erleben. "Das ist nachhaltiger als jedes Social Media-Konzept und zeigt, wie viele Potenziale wir haben", sagte Bretschi und hob sein Glas mit Grauburgunder.

Schriesheimer WG-Weine hatten auch die Wein- und Winzerhoheiten aus Hemsbach, Lützelsachsen und Groß-Umstadt in den Kelchen. Sie waren der Einladung der drei Schriesheimer Weinhoheiten, Weinkönigin Anna und ihrer Prinzessinnen Maren und Emélie, gefolgt. Auf der Zehntkeller-Bühne stellten sie sich auf für die Begrüßung der sogenannten Novizen. Das sind die Behördenvertreter, die erstmals an diesem Tag teilnehmen. Längst und glücklicherweise gibt es dabei nicht mehr das früher gepflegte und lange umstrittene Ritual der "Küsschen" für die Hoheiten. Heute stößt man entspannt mit Wein in Glas und Kelch an.

Zum Beispiel der neue Bürgermeister von Ilvesheim, Thorsten Walther, oder Weinheims neuer Erster Bürgermeister, Andreas Buske. Der Mannheimer CDU-Stadtrat Thomas Hornung vertrat Oberbürgermeister Christian Specht. Dass er einsprang, kommentierte Hornung ironisch: "Wir haben ja nur sechs Bürgermeister ...". Ebenfalls erstmals in der Runde: der neue Festzeltwirt des Mathaisemarkts, Stephan Finke aus Frankenthal. Dieser erhält von den Gästen bislang viel Lob. Einladender, heller und wärmer sei sein Zelt. Und auch das Essensangebot kommt gut an. Lediglich die Tontechnik lässt zu wünschen übrig. Dennoch: Seine Mathaisemarkt-Premiere gelingt.

Ebenfalls zufrieden mit dem bisherigen Verlauf zeigte sich Schriesheims neuer Polizeipostenleiter, Tobias Gernold. Er sprach von einem "entspannten ersten Wochenende". Vergangenes Jahr sei es spannender gewesen, scherzte der Gastgeber, Schriesheims Bürgermeister Christoph Oeldorf. Da gab es eine Bombendrohung gegen den Festzug und Schläge für den Bürgermeisterstellvertreter.

Nichts dergleichen dieses Jahr. Doch auch Oeldorf schlug kurz etwas nachdenkliche Töne an – schon bei der Begrüßung im Feuerwehrhaus, wo der Schriesheimer Kulturkreis "Mystische Anblicke" des Weinheimer Malers Tigran Grigoryan zeigt.

Die Kommunen hätten ein weites Aufgabenspektrum mit begrenzten Mitteln zu bewältigen. Handlungsbedarf gebe es an vielen Stellen. "Wir müssen zwei Kindergärten bauen", nannte Oeldorf als Beispiel. Und dann die Bürokratie! Zu deren Abbau könne der diesjährige Behördentag maßgeblich beitragen, war der Bürgermeister schon wieder etwas lustiger. Denn heute sitze man ja zusammen, und das bedeute gute Gespräche und kurze Dienstwege.

Kurz waren die Wege für die Gäste auch auf dem Fest. Vom Zehntkeller aus ging es bei Schmuddelwetter auf den Rummel, später in die Straußwirtschaft des Weinguts Majer und schließlich ins Gewerbezelt. Dort gibt es im Gastro-Bereich nicht nur Wein des Schriesheimers Max Jäck, sondern auch mal ein Bier.

Zu all dem lud Oeldorf ein, vergaß zuvor aber nicht, seiner Rathausmannschaft für die Organisation des Volksfests zu danken: "Der Mathaisemarkt macht zusätzliche Arbeit neben dem normalen Betrieb. Das ist ein Überstundengeschäft."

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