Mannheimer Hochwasserdamm

Etliche Bäume könnten laut Gutachten gerettet werden

Aber mit Auswirkungen auf die Sicherheit - Vorschläge werden nun diskutiert

31.01.2019 UPDATE: 31.01.2019 16:01 Uhr 2 Minuten, 21 Sekunden
Vorhaben mit seinen sechs Planungsabschnitten. Grafik: RP Karlsruhe

Mannheim. (rnz/mare) Es dürfte Wasser auf die Mühlen der Gegner des Rheinhochwasserdamms in Mannheim sein: Das Instituts für Bodenmechanik und Felsmechanik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat am Donnerstag das lange erwartete Gutachten veröffentlicht. Und darin kommen die Forscher zu dem Ergebnis: Etliche Bäume könnten stehen bleiben. Darunter, so teilt es das Regierungspräsidium Karlsruhe (RP) mit und dämpft sogleich die Erwartungen, die könne aber Sicherheit leiden.

Vor rund einem Jahr waren die Pläne für die Sanierung des Rheindamms erstmals bekannt worden. Und hatten für einen großen Aufschrei gesorgt. Mehr als 1000 Bäume, hieß es, sollten gefällt werden. Zwischenzeitlich wurde diese Zahl dementiert.

Das RP gab dann das Gutachten beim KIT in Auftrag. Diesem steht die Bürgerinitiative Lindenhof, die dafür kämpft, so viele Bäume wie möglich zu retten, kritisch gegenüber. Dennoch dürfte das Ergebnis im Sinne der BI sein.

Das Gutachten, so erklärt das RP, solle den Zweck erfüllen, zu prüfen, wie viele Bäume stehen bleiben können, ohne dass sich die Gefahr bei Hochwasser zu erhöht.

Als Grundlage dienten dem Gutachter die Anforderungen an einen Hochwasserdamm. Dieser brauche befestigte Wege, über die man das Bauwerk erreichen kann und die auch mit schweren Einsatzfahrzeugen befahrbar sein müssen. Gerade die Baumwurzeln könnten hier zum Problem werden: Denn obwohl sie im trockenen Bereich einen Weg auch zusätzlich befestigen können, könne es bei nassem Boden dazu führen, dass die Wege weniger stabil werden. "Der ertüchtigte Damm müsse jedoch allen Risiken und Eventualitäten standhalten", heißt es. Oder konkret: An beiden Seiten des Damms muss es zehn Meter breite Zonen geben, auf denen kein Baum stehen sollte.

Auch interessant
Rheindamm-Sanierung Mannheim: Verwaltung will vermitteln
Rheindamm-Sanierung Mannheim: Bürgerinitiative will möglichst viele Bäume retten
Mannheimer Rheindamm: Häme und Buh-Rufe für Sanierungs-Planer
Sanierung des Mannheimer Rheindamms: "Ich weiß nicht, wo die Zahl 1000 herkam"
Rheindamm-Sanierung Mannheim: Neues Gutachten soll Erhalt von Bäumen klären
Mannheimer Rheindamm: Baumfällungen aus Angst vor dem Hochwasser-Horrorszenario
Hochwasserdamm in Mannheim: Über 1000 Bäume müssen gefällt werden
Hochwasserschutz in Mannheim: Kahlschlag am Rheindamm soll so gering wie möglich sein
Hochwasserschutz in Mannheim: Viele Bäume am Rheindamm müssen weg
Darstellung baumfreie Zone. Grafik: RP Karlsruhe

Um hier aber doch Bäume anzusiedeln, ohne die Sicherheit zu gefährden, schlägt der Gutachter vor, einen vier Meter breiten Schutzstreifen baumfrei zu lassen, auf den weiteren sechs Metern aber einen Waldsaum anzulegen, der aus niedrigem Gehölz bestehen soll. Dies stehe, so der Gutachter, nicht im Widerspruch zu der gängigen Zehn-Meter-Regel.

Konkret schlägt der Gutachter auf dieser Grundlage einige Maßnahmen vor, mit denen Bäume gerettet werden können: Bei den Sportanlagen und den Kleingärten am Rheinufer könnten Spundwände als Wurzelsperren eingebaut werden - somit brauche man hier nicht zu roden, die Baumwurzeln würden dank der Sperre nicht in den Damm hineinragen. Nur die Bäume auf dem Damm sowie im Bereich der anliegenden vier Meter müssten gefällt werden. Die Gefahr dabei: Bei Hochwasser könnten Bäume wegen des nassen Bodens umstürzen. 

Problematisch ist bei den Kleingärten auch der fehlende Platz: Im Gutachten wird angeregt, den Streifen nach Osten zu verlagern, in die Kleingartensiedlung hinein. Dies, so habe es das RP bereits deutlich gemacht, sei aber nicht möglich, da Ausgleichsflächen für die Gärten fehlen.

Bei der Wohnsiedlung am Rheindamm könne die im Plan vorgesehene Wand einfach massiver gebaut werden, sodass auch hier nur vier Meter baumfrei werden könnten. Auch hier bestehe aber die Gefahr umstürzender Bäume bei Hochwasser weiter.

Am Donnerstagnachmittag wird das Gutachten dem Ausschuss für Technik und Umwelt der Stadt Mannheim vorgelegt und diskutiert. Anschließend wird das RP entscheiden, ob und welche Vorschläge aus dem Gutachten mit in die Sanierungsplanung aufgenommen werden.

Armin Stelzer, Referatsleiter im Regierungspräsidium Karlsruhe, dämpft aber schon mögliche Erwartungen: "Neben einer zusätzlichen Kostensteigerung in der bereits überdurchschnittlich aufwendigen Ertüchtigungsmaßnahme ist der kritische Punkt, dass hierdurch die Dammverteidigung bei Hochwasser deutlich erschwert beziehungsweise unmöglich wird." Man werde die Ergebnisse genau prüfen. Aber: "Zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger in Mannheim ist es unerlässlich, dass die Dammverteidigung bei Hochwasser zu jedem Zeitpunkt gewährleistet ist."

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.