Hochwasserdamm in Mannheim

Über 1000 Bäume müssen gefällt werden

Das Regierungspräsidium nennt Zahlen, die die Bürgerinitiative längst befürchtet hat

12.06.2018 UPDATE: 13.06.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden

Dieses Bild wird sich verändern: Viele Bäume müssen nach Angaben des Regierungspräsidiums gefällt werden. Hochwasser an Elbe und Oder hätten gezeigt, dass das Wurzelwerk der Bäume schädlich für die Stabilität des Damms sei. Foto: Kay Sommer

Von Gerhard Bühler

Mannheim. Für die Ertüchtigung des Hochwasserdamms in Mannheim auf 3,7 Kilometern Länge sollen weit über 1000 Bäume gefällt werden. Damit werden die Befürchtungen einer Bürgerinitiative Realität. Die Stadtverwaltung war bisher öffentlich noch von "mehreren hundert Bäumen" ausgegangen.

"Auf und neben dem Rheinhochwasserdamm in Mannheim stehen viele Bäume, die zur Sicherstellung des notwendigen Hochwasserschutzes leider gefällt werden müssen. Die genaue Anzahl der zu fällenden Bäume ist zwar noch nicht ermittelt. Es dürfte sich aber in der Größenordnung um etwa 1000 Bäume mit größerem Stammdurchmesser handeln", teilt Armin Stelzer, Leitender Technischer Direktor für Hochwasserschutz des Regierungspräsidiums Karlsruhe, auf aktuelle Anfrage unserer Zeitung mit.

Wie sich aus der Antwort unschwer ableiten lässt, wird neben den "Bäumen mit größerem Stammdurchmesser" auch eine große Zahl von Bäumen mit "geringerem" Stammdurchmesser gefällt werden, sodass eine geschätzte Gesamtzahl von 2000 oder noch mehr wegfallenden Bäumen naheliegt. Dass grundsätzlich alle Bäume in einem rund 50 Meter breiten Schutzstreifen vor, auf und hinter dem künftigen Damm verschwinden müssen, daran lässt der für Hochwasserschutz zuständige Beamte in seinen Ausführungen keinen Zweifel.

In die maßgeblichen technischen Regelwerke zum Dammbau seien Erkenntnisse aus den letzten katastrophalen Hochwässern an Oder und Elbe eingeflossen. Bei einem länger andauernden Hochwasser fänden Wurzeln von Bäumen im aufgeweichten Boden des Damms weniger Halt. Bei einem Sturm könnten die Bäume umkippen und mit ihrem Wurzelkrater den Damm beschädigen. Das könnte dann schlimmstenfalls zu einem Dammbruch führen, erläutert Stelzer den Grund, warum die Bäume dort nicht bleiben können.

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In Dammabschnitten bei den Stadtteilen Lindenhof und Neckarau ist angesichts der engen Platzverhältnisse angedacht, den Damm mit dem Einbringen von eisernen Spundwänden zu stabilisieren. Damit reduziert sich laut Planung der baumlose Streifen auf eine Breite von "nur noch" rund 30 Metern.

Für dieses Vorgehen in weiteren Abschnitten spielten allerdings auch wirtschaftliche Überlegungen eine Rolle. Die Sonderbauweise mit Spundwand sei etwa doppelt so teuer wie ein Damm in reiner Erdbauweise, macht der Landesbeamte deutlich. Wie Umweltbürgermeisterin Felicitas Kubala bereits andeutete, müssten von der Stadt gewünschte Spundwände, die vom Land nicht getragen werden, notfalls auch von der Stadt Mannheim selbst finanziert werden.

Eine Möglichkeit für alternative Lösungen, die den Erhalt von mehr Bäumen zuließen, sieht das für Hochwasserschutz maßgebliche Regierungspräsidium in Karlsruhe offenbar nicht. Das fordert aber etwa die Bürgerinitiative "Bürger-Interessen-Gemeinschaft Lindenhof" (BIG). Die BI argumentiert zum Beispiel damit, dass das Wurzelwerk von Bäumen die Stabilität des Damms sogar deutlich verbessert. Das sei in einem Gutachten am Rheindeich bei Neuss festgestellt worden.

Das aber lässt Stelzer nicht gelten. Den Folgerungen des in Neuss 2003 tätigen Einzelgutachters sei seitens der Fachwelt aus dem Hochwasserschutz widersprochen worden. Bei den Hochwässern an Oder und Elbe habe sich gezeigt, dass Bäume auf und in der Nähe von Dämmen zu gefährlich instabilen Verhältnissen führen können, machte der Technische Direktor klar.

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