Warum OB Kurz bei der Buga an eiskalten Sauerkirschsaft denkt
Oberbürgermeister Peter Kurz im Interview zum Start der Buga. Die Nicht-Verlegung einer Verkehrsachse schmerzt.



Oberbürgermeister von Mannheim
Von Olivia Kaiser und Alexander Albrecht
Mannheim. Die erste Mannheimer Bundesgartenschau hat er als Jugendlicher erlebt, die zweite wird er an diesem Freitag eröffnen. Im Interview spricht Oberbürgermeister Peter Kurz über den schwierigen Planungsprozess, einen herben Dämpfer und warum er glaubt, dass die Stadt in vielen Bereichen und nachhaltig von dem fast 180-tägigen Sommerfest profitieren wird.
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Herr Kurz, können Sie sich noch an den 25. November 2015 erinnern?
(lacht) Nein, nicht wirklich.
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Wir helfen Ihnen gerne auf die Sprünge. An diesem Tag hat der Gemeinderat entschieden, die viel befahrene Straße Am Aubuckel zwischen dem Spinelli-Gelände und der Feudenheimer Au doch nicht zu verlegen. Hat der Buga damals das Aus gedroht?
Das würde ich so nicht sagen, aber natürlich ist für die langfristige Stadtentwicklung an diesem Tag ein Schaden entstanden. Mit einer veränderten Verkehrsführung hätten wir noch einmal eine andere Dimension eines echten durchgebundenen Naturraums erreichen können. So nimmt man sowohl von der Au als auch von Spinelli leider doch optisch und akustisch nach wie vor die Verkehrsschneise wahr.
Später fiel die Entscheidung für eine Buga ohne die Feudenheimer Au. Gemacht wurde dort aber trotzdem etwas: ein Radschnellweg, ein künstlicher See und ein Panoramasteg. Wie passt das zusammen?
Die Entscheidung gegen die Einbeziehung der Au war unter dem Strich richtig, zumal ja für den Luisenpark ohnehin ein Aktualisierungsbedarf bestand. So ist aus der Not eine Tugend geworden. Ein Landschaftserlebnis sollte man neben den Garten- und Blumenausstellungen innerhalb eines Bundesgartenschaugeländes schon anbieten können. Wir wollten aber von Anfang an auch den Begriff der Au wieder real werden lassen, die historische Landschaft als Neckararm in Erinnerung rufen.
Warum hatte es die Buga in der öffentlichen Wahrnehmung lange Zeit so schwer?
Es ist nicht gelungen, deutlich zu machen, dass es für eine solch umfassende Landschaftsumgestaltung wie auf dem Spinelli-Gelände einen großen Wurf und Geld braucht. Die Gegenthese war, man müsse dafür gar nicht viel investieren, sondern nur die Gebäude abreißen. Wenn man alleine sieht, welchen Aufwand wir für die Freiräumung des Geländes betreiben mussten, dann wird es sehr offensichtlich, dass man dafür ein umfassendes Programm benötigt. Die Buga und die Zuschüsse sind ein Mittel, um ein solch großes Stadtentwicklungsprojekt voranzubringen.
Der zweite Grund: Ein Teil der Bevölkerung hat eine große emotionale Bindung zur Au entwickelt, seitdem verhindert wurde, dass dort eine Bundesstraße gebaut wird. Ich konnte dazu damals selbst einen entscheidenden Teil beitragen. Bei der Buga-Diskussion haben Kritiker die unzutreffende Formel konstruiert: Veränderung ist gleich Eingriff ist gleich unökologisch.
Wie profitiert Mannheim von der Bundesgartenschau?
Auf ganz vielfältige Weise. Wir haben für die Stadt einen weitgehend zusammenhängenden Grünraum geschaffen und gewonnen. Wenn Anfang nächsten Jahres auch noch die Fahrrad-Brücke Richtung Vogelstangsee gebaut wird, dann ist das auch im wahrsten Wortsinn unmittelbar erfahrbar. Wir haben eine deutliche klimatische Verbesserung für die Stadt und ein hohes Maß an Entsiegelung.
Wir geben mit Spinelli auch ein städtebauliches Statement und beginnen Stadtreparatur. Käfertal-Süd und das Rott bekommen neues Gewicht und Qualität. Und angelegt ist auch, dass die Zerschneidung Käfertals durch die B38 korrigiert wird. Hier wird es im Laufe des nächsten Jahrzehnts wieder ein Zusammenwachsen geben, und dafür liefert die Buga erste Ansätze.
Und sonst?
Es zeigt sich auf Spinelli das Zukunftsbild von Stadt: Verdichtung bei Erhalt von ökologischen und sozialen Qualitäten auf der einen und auf der anderen Seite offene Natur. Auch entstehen wichtige Radwegeverbindungen, zahlreiche Beispiele für Holz- und energiesparender Bauweise, und somit werden verschiedene Nachhaltigkeitsdimensionen angesprochen. Und nicht zuletzt ist die Bundesgartenschau ein Konjunkturprogramm und fördert zudem den Tourismus und die Hotelbranche.
Was haben die Innenstadt und der Handel von der Buga?
Tagesbesucher mit einer weiteren Anfahrt werden sicher nicht Bundesgartenschau und Innenstadt miteinander verbinden. Deshalb ist es uns wichtig, doppelt so viele Zweitagesbesucher wie beispielsweise in Heilbronn zu gewinnen, was ganz gut aussieht.
Damit lassen sich positive Effekte für die City erzielen. Und es kann auch Effekte geben bei denjenigen, die aus der Region als Dauerkartenbesitzer mehrfach zur Buga kommen, dort eine Abendveranstaltung und zuvor die Innenstadt besuchen.
Auf was freuen Sie sich am meisten?
Ich freue mich jetzt erst mal auf die Eröffnung und auf begeisterte Besucherinnen und Besucher. Und ganz persönlich auf die Neue Parkmitte im Luisenpark und die U-Halle auf Spinelli mit ihrer Besonderheit, wie auf einem ehemaligen Militärgelände ganz selbstbewusst mit einem Altbestand umgegangen wird und man einen ganz besonderen Ort für die Zukunft schafft.
Sie eröffnen die Bundesgartenschau als Oberbürgermeister und erleben ihr Ende als Privatmann. Wissen Sie schon, was Sie am 8. Oktober machen?
Das ist noch offen. Wahrscheinlich werden meine Frau und ich aber schauen, dass wir dann in Mannheim sind.
Sie waren zwölf Jahre alt, als die erste Mannheimer Bundesgartenschau 1975 eröffnet worden ist. Wie war’s damals?
Ehrlich gesagt sind meine Erinnerungen daran eher rudimentär. Die Spielangebote haben mich damals begeistert, besonders die große Kletteranlage aus Bällen, aber auch die Burg oder Wasserspielplätze, solche Spielangebote waren damals etwas Neues. Und ich denke an den eiskalten Sauerkirschsaft (lacht). Eine Mark zehn.
Ein direkter Brückenschlag zu 1975 sind insofern die zum Teil spektakulären Spielanlagen auf Spinelli: Ein Seilgarten zum Beispiel, der auch für die nicht Turnenden einen tollen Ausblick bietet. Das Kulturprogramm war damals dagegen doch eher traditionell ausgerichtet, da sind wir heute für die jüngeren Generationen deutlich attraktiver.





