Buga Mannheim

Kritik an Preisen für Eintritt und Parken

Bundesgartenschau: Rentner, Studenten und Caritasverband halten Tarife für zu teuer. 50.000 Dauerkarten sind verkauft.

13.04.2023 UPDATE: 13.04.2023 06:00 Uhr 3 Minuten, 8 Sekunden
Die Fahrt mit der Seilbahn zwischen den beiden Veranstaltungsorten der Buga – Spinelli und Luisenpark – war im Preis inbegriffen. Foto: Anspach

Von Alexander Albrecht

Mannheim. So sehr er sich den Beginn der Bundesgartenschau an diesem Freitag herbeigesehnt hat – "so extrem rege ich mich jetzt darüber auf", schimpft RNZ-Leser Hans-Peter Haffner. Der 75-Jährige und seine Frau haben sich Dauerkarten gekauft: er als Schwerbehinderter zum ermäßigten Preis von 85 Euro, sie zum normalen Tarif von 145 Euro.

So weit, so gut. Das Ehepaar aus Sandhausen plante bis zu 30 Besuche der Buga, die Anreise mit dem Auto. "Wir wollen uns unsere Mobilität bewahren", sagt Hans-Peter Haffner. Wenn sie den öffentlichen Nahverkehr nutzten, müssten die beiden zuerst an die Haltestelle nach St. Ilgen kommen. "Das ist uns zu mühselig."

Was die Haffners aufregt, ist der Preis für das Parkticket auf dem Maimarkt-Großparkplatz. 9,50 Euro sollen sie dafür jedes Mal zahlen, 8,50 Euro sind es im Vorverkauf. "Aber der Weg über das Internet ist recht umständlich", findet der Rentner. Und überhaupt: "Vier oder fünf Euro wären doch auch okay", meint Haffner und wittert Abzocke. Eine Konsequenz haben die Sandhäuser bereits gezogen: Statt den 30 Besuchen – und mehr als 270 Euro für Parkgebühren – wollen er und seine Frau "vielleicht fünf oder sechs Mal" zu Gast bei der Buga sein.

Auch die Eintrittspreise selbst erscheinen vielen Menschen als zu hoch. Das ist ein zentrales Ergebnis einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC, für die rund 270 Bürgerinnen und Bürger aus Mannheim und der Metropolregion Rhein-Neckar nach ihrer Einstellung zur Bundesgartenschau gefragt wurden. 71 Prozent der Befragten halten den normalen Preis einer Tageskarte von 28 Euro (ermäßigt: 18 Euro) im bis inklusive diesen Donnerstag laufenden Vorverkauf für ein zu teures Vergnügen.

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Vier von zehn Teilnehmern, die dieser Meinung sind, würden die Buga demnach besuchen, wenn sie günstiger wäre: Ihre Schmerzgrenze liegt laut PwC-Mitteilung bei maximal zehn Euro. Kritik meldet auch ein Student in einer Zuschrift an die RNZ an. Zunächst sei der Luisenpark, der von vielen angehenden Akademikern regelmäßig genutzt werde, monatelang zum Umbau für die Bug geschlossen worden.

"Und dann erhöht sich der sowieso schon teure Ticketpreis noch weiter", moniert er. Für Studierende ab 25 Jahren gebe keinen vergünstigten Tarif mehr. "Das finde ich falsch." Tatsächlich gebe es keinen gesonderten Rabatt für Studierende, hat ihm die Buga GmbH mitgeteilt. Die Preise hat demnach der Aufsichtsrat beschlossen, in dem auch Mitglieder des Gemeinderats vertreten sind.

Die Organisatoren empfehlen dem jungen Mann den Kauf einer Dauerkarte. Diese rentiere sich bereits ab dem fünften Besuch im Vergleich zum Tagesticket und schließe sämtliche Veranstaltungen wie zum Beispiel Konzerte oder auch die Fahrt mit der Seilbahn zwischen den Spielorten Spinelli und Luisenpark mit ein.

Der Mannheimer Caritasverband fordert für seine Heimbewohner ebenfalls günstigere Kartenpreise. "Wenn man Teilhabe in der Gesellschaft möchte, braucht es Angebote, die das ermöglichen. Unsere Seniorinnen und Senioren brennen für die Buga, können jedoch höchstens zwei Stunden auf dem Gelände durchhalten – ein Tagesticket für 28 oder ermäßigt 18 Euro lohnt sich für sie nicht", sagt die Vorstandsvorsitzende Regina Hertlein.

Deshalb wünscht sie sich speziell für diese Zielgruppe ein günstiges Zwei-Stunden-Ticket. "Viele haben nur 135,54 Euro im Monat zur Verfügung – für sie ist der Preis selbst einer ermäßigten Tageskarte zu hoch."

Das Joseph-Bauer-Haus der Caritas im Stadtteil Käfertal grenzt direkt an das Buga-Gelände auf Spinelli. Der Bewohner und Heimbeiratsvorsitzende Wolfgang Insel argumentiert: "Wir hätten nicht mehr damit gerechnet, diese nach 1975 noch einmal in Mannheim erleben zu können. Noch dazu findet sie in unmittelbarer Nähe unseres Pflegeheims statt, und wir waren in den letzten Jahren durch den Baulärm sehr eingeschränkt."

Der Vorverkauf scheint bislang für das Preiskonzept der Organisatoren zu sprechen. Eine Woche vor der Eröffnung waren neben den 50.000 Dauer- bereits 86.000 Tageskarten verkauft. "Und es werden jeden Tag mehr. Die Menschen freuen sich auf unser Sommerfest, das ist ganz deutlich", sagt Gartenschau-Geschäftsführer Michael Schnellbach.

Eine Dauerkarte, das bedeute 178 Tage Blumenschau und Experimentierfeld, mehr als 6000 Veranstaltungen – von Kulturevents über Sportkurse und Workshops bis hin zum eigens geschriebenen Joy Fleming-Musical. "Da ist wirklich für jeden Geschmack etwas dabei", glaubt Schnellbach.



Buga kommt sehr gut an

Abgesehen von der Kritik an den Ticketpreisen stößt die Bundesgartenschau laut PwC-Umfrage bei Bürgerinnen und Bürgern aus Mannheim und der Region auf breite Akzeptanz. Danach stehen 91 Prozent der Befragten dem Großereignis positiv gegenüber, 72 Prozent planen einen Besuch der Buga und halten das Programm mit einer Vielzahl an Veranstaltungen für attraktiv. Außerdem glauben sie, dass Mannheim nachhaltig von dem Spektakel profitieren wird. "Die Menschen haben erkannt, welche Chancen für Mannheim und das Umland mit der Buga einhergehen", wird Stefan Ditsch, Leiter des Mannheimer Standorts von PwC, in einer Mitteilung zitiert.

Auch wirtschaftlich werde die Stadt aus Sicht der Befragten gewinnen. So gehen 80 Prozent von einem höheren Tourismusaufkommen aus, das für 76 Prozent mit steigenden Umsätzen im Hotel- und Gastgewerbe verbunden ist. Positive Effekte werden sich nach Einschätzung der Befragten auch langfristig bei der Stadtentwicklung zeigen: vor allem durch attraktive Naherholungsmöglichkeiten (76 Prozent) und eine verbesserte Wohnqualität (69 Prozent).

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