Wie kann das marode Baudenkmal erhalten werden?
Eine Veranstaltungsreihe soll das marode Architekturdenkmal der Bevölkerung näherbringen - Zum Auftakt kamen rund 200 Besucher

Großes Interesse herrschte zum Auftakt einer Veranstaltungsreihe, mit der die Stadt das Architekturdenkmal Multihalle im Herzogenriedpark der Bevölkerung näherbringen will. Foto: vaf
Von Gerhard Bühler
Mannheim. Neues Leben für die Multihalle: Das wohl außergewöhnlichste Bauwerk der Stadt öffnet seit längerer Zeit wieder seine Türen. Ein Abend mit Musik, Kunst, Unterhaltung und Information bildete den Auftakt einer ganzen Veranstaltungsreihe. Den Sommer über soll die Halle ein Ort der Ideen werden. Dies bietet jedermann die Chance, das Baudenkmal einmal in eigener Erfahrung zu erleben.
Die für die Bundesgartenschau 1975 von den Architekten Frei Otto und Carlfried Mutschler gebaute Multihalle ist mit ihrer Holzgitterschalen-Konstruktion ein einzigartiges Architekturdenkmal. Mit ihrer spektakulären, organisch gerundeten Formensprache gilt die freitragende Halle als markantes Beispiel der architektonischen Tendenzen der 70er Jahre. Das Problem: Ursprünglich war die Halle nur für eine kurze Lebensdauer konzipiert. Inzwischen ist die Konstruktion marode, eine große Sanierung wäre fällig.
"Es geht um einen zweistelligen Millionenbetrag. Wie können wir die Halle erhalten", nennt Baubürgermeister Lothar Quast in seiner Begrüßung das Problem. Mannheim werde zu seiner Verantwortung stehen und einen Betrag beisteuern. Aber ohne die Hilfe von Sponsoren, privater Initiativen und dem Engagement der Bürger werde es nicht gehen. Zur Rettung der Multihalle wurde ein Verein gegründet, der auch von der Architektenkammer Baden-Württemberg unterstützt wird. Vor Kurzem sei ein Ideenworkshop abgehalten und mit Experten an neuen Vorschlägen zur Nutzung der Halle gearbeitet worden, berichtet Quast. Manche der Nutzungsideen aus dem Workshop gingen in Richtung Kultur, andere in den Bereich Freizeit mit einem Spiel/Sport-Parcours.
Der erste Abend unter dem Titel "Freiräumen 1", kuratiert mit Hilfe von Zeitraumexit, Collini Social Club und Planungsbüro yalla yalla, bot eine unterhaltsame Mischung aus beiden Welten. Rund 200 neugierige Besucher waren bei freiem Eintritt in den Herzogenriedpark gekommen.
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Gleich zu Beginn geleiten Tänzerinnen und Tänzer des Mannheimer "La Trottier Dance Collective" das Publikum mit ihrer Bewegungsperformance von draußen in die Halle hinein. Noch immer besitzen die vom Gitternetz aufgespannten und ungewöhnlich geformten Räume eine besondere Ausstrahlung. Über Stufen und Geländer in der Halle flitzen nun junge Leute und führen ihren Sport "Parkouring" vor. Dann gibt es Geräusch- und Klangcollagen des Musikerduos Waldlust zu hören, Licht- und Videoprojektionen erscheinen an der Gitterschalen-Decke und junge Frauen auf Rollschuhen der "Rhein Neckar Delta Quads" geben eine Kostprobe ihrer Sportart "Roller Derby" zum Besten. Ein bisschen wie Football, nur ohne Ball.
Dazwischen kehrt Architekt Wolfgang Naumer zum Thema Multihalle zurück. In historischen Bildern zeigt er ihre Entstehung und erklärt die Besonderheiten der Konstruktion.
"Die Halle sollte erhalten werden", meint Simone Schlindwein, die mit der Familie aus Oggersheim gekommen ist. Darüber sind sich wohl die meisten Anwesenden einig. Nun gilt es, viele Mitstreiter zu gewinnen.
Info: www.mannheim-multihalle.de



